Bewertung
Alice Russell

To Dust

Der britische Soul hat in den letzten Jahren weltweit erfolgreiche und berühmte Sängerinnen hervorgebracht, darunter Größen wie Amy Winehouse ("Back to Black"), Adele ("21"), Duffy ("Endlessly") oder Joss Stone ("Introducing Joss Stone"). Die Konkurrenz, gegen die sich eine Soul-Künstlerin in England durchschlagen muss, ist dementsprechend enorm, doch dies erklärt eigentlich nicht, warum seit Jahren ein gewisser Name in der Auflistung fehlt: Alice Russell.

Foto: Alice Russell - "To Dust" - Copyright: Differ-Ant Records
Alice Russell - "To Dust"
© Differ-Ant Records

Seit rund zehn Jahren macht Russell bereits Musik, hat vier Studioalben und ein Remix-Album veröffentlicht und legt mit "To Dust" nun ihre fünfte Platte nach – und trotzdem scheint es, als ob die Musikpresse dieser jungen Frau mit ihrer phänomenalen Stimme einfach keine Aufmerksamkeit zollen will (und das nach einem der besten Cover von "Seven Nation Army"). Aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt und so könnte es durchaus sein, dass die Aufnahme von Russells energetischem Song "Let Go (Breakdown)" in den Soundtrack des Hollywoodstreifens "Magic Mike" aus dem Jahr 2012 ihr genug Auftrieb verleihen wird, damit "To Dust" und vor allem die Sängerin selbst die verdiente Anerkennung erhält.

"To Dust" ist ein Album, das – wie könnte es auch anders sein – die Liebe in ihr thematisches Zentrum stellt. So beginnt bereits das rhythmische "A to Z" mit der alphabetischen Auflistung der Phasen einer gescheiterten Beziehung und das Thema Liebe und Liebesschmerz wird in "Heartbreaker", "Heartbreaker Pt.2" und "I Loved You", ja eigentlich im gesamten Album, fortgesetzt. Dabei verfällt Russell aber nie den traurigen Klängen einer Ballade oder in den Herzschmerz eines klassischen Lovesongs, sondern verarbeitet derartige Gefühle mit realistischen und unverschönten Songtexten, funkiger Rhythmik und bittersüßem Soul. Insgesamt hat Russell aber oft einen zu poplastigen Hang und verzettelt sich daher in einigen relativ belanglosen Songs, die so nicht unbedingt im Kopf bleiben und sie stimmlich unterfordern. So richtig überzeugenden Soul liefert sie eigentlich nur in "I Loved You" und "Let Go (Breakdown)" ab, wobei es erstaunlich ist, dass letzterer Song auf diesem Album völlig anders gemischt wurde, als es noch auf dem "Magic Mike"-Soundtrack der Fall war.

"To Dust" ist letztlich ein in sich geschlossenes Album, das von der Stilsicherheit Russells zeugt, aber gleichzeitig auch von einem gewissen künstlerischen Stillstand. Ein richtig gutes Album muss eine Weiterentwicklung deutlich machen, eine gewisse Experimentierfreude zeigen und vor allem eine Reihe an Songs besitzen, die herausstechen aus dem Gesamtwerk. Davon gibt es hier aber leider eindeutig zu wenig.

Fazit

"To Dust" ist ein solides Album, dem aber leider die richtigen Akzente fehlen, damit es einen so richtig zum Mitsingen und Mittanzen verführt, und dem es zudem an richtig großen Hits mangelt. Nichtsdestotrotz beweist Alice Russell mit dieser Platte erneut, eine sehr talentierte Soulkünstlerin zu sein, die in dem Meer an britischen Soul-Damen zu Unrecht untergetaucht ist. Wenn dieses Album dann doch nicht den verdienten Erfolg einbringt, dann vielleicht ja das nächste.

Anspieltipps

A to Z

I Loved You

Let Go (Breakdown)

Artistpage

AliceRussell.com

Tracks

1.A to Z
2.Heartbreaker Pt.2
3.For A While
4.Heartbreaker
5.I Loved You Interlude
6.Hard and Strong
7.To Dust
8.I Loved You
9.Twin Peaks
10.Heartbreaker Interlude
11.Let Go (Breakdown)
12.Drinking Song Interlude
13.Citizens
14.Different (Bonustrack)

Maria Gruber - myFanbase
16.02.2013

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