Bewertung
Veronica Falls

Waiting for Something to Happen

Veronica Falls machen auf ihrem zweiten Longplayer ganz tollen Lo-Fi-Psychedelic-Twee-Pop, von dem man sich wünscht, dass er in der Filmversion des eigenen Lebens die bittersüßen Momente des Erwachsenwerdens untermalt. Objektive Kritik will man da gar nicht so recht gelten lassen, da die Briten viel zu sehr und viel zu charmant auf den Punkt bringen, wie man sich als "Twenty-Something" fühlt: "Everybody’s changing / I remain the same".

Foto: Veronica Falls - "Waiting for Something to Happen" - Copyright: Bella Union/Cooperative Music
Veronica Falls - "Waiting for Something to Happen"
© Bella Union/Cooperative Music

Um nicht ständig den mittlerweile schon inflationär verwendeten Begriff "Retro-Pop" anzuführen (auch wenn wir's natürlich genau damit zu tun haben), wollen wir es mal so sagen: Veronica Falls sind die Belle & Sebastian des Lo-Fi. Sie haben eine ähnlich schüchtern-verträumte Art zu singen, bei der ihnen trotz Schlaf in den Augen die lieblichsten Melodien gelingen. Ihre Instrumente führen jedoch ein knarzigeres, eigenbrötlerisches Dasein; die Songs werden hier mit Velvet-Underground-Farben, Pixies-Zitaten und einem Schuss Melancholie an die Wand gemalt.

"Everybody's crazy / What's your excuse baby? / Standing in the middle / Waiting for something to happen": Zwischen den Sehnsüchten, Träumen und Ängsten der Anfangzwanziger unserer Zeit siedeln Veronica Falls ihre Texte an und treffen damit einen Nerv: Das vertraute Gefühl, in dieser immer schneller rotierenden Welt auf irgendwas (nur was?) zu warten, verpacken sie in vermeintlich unscheinbare Stücke, die kaum länger als zweieinhalb Minuten dauern und doch ungemein berühren.

Dass trotz süßlichem Zwiegesang und der allgemeinen Melancholie die Musik auf "Waiting for Something to Happen" spannend bleibt, sorgt die clevere Instrumentierung, die mit ihrem Lo-Fi-Unterton verhindert, dass der Vergleich mit glatt poliertem Retorten-Retro-Pop aufkommt. Hier eine psychedelische Schattierung, dort ein mutig vorausmarschierendes Schlagzeug, wo Doyle und Clifford eigentlich nur rumsäuseln, überall eine sich leicht querstellende Gitarre, die ihre Vorbilder zitiert: Mehr braucht es nicht, um die Höreraugen für eine halbe Stunde zum Leuchten zu bringen.

Fazit

Veronica Falls erfinden auf "Waiting for Something to Happen" weder den Twee- noch den Retro- oder sonstigen Pop neu, steuern aber eine Sammlung anmutiger, im Vergleich zu ihrem Debüt weitaus gemäßigterer Songs bei: Vielleicht das perfekte Album zum Ausklang der kalten Jahreszeit, während man schon sehnsüchtig auf die ersten Lebenszeichen des Frühlings wartet – stets "waiting for something to happen".

Anspieltipps

Teenage

Shooting Stars

Waiting for Something to Happen

If You Still Want Me

Last Conversation

Tracks

1.Tell Me
2.Teenage
3.Broken Toy
4.Shooting Star
5.Waiting for Something to Happen
6.If You Still Want Me
7.My Heart Beats
8.Everybody's Changing
9.Buried Alive
10.Falling Out
11.So Tired
12.Daniel
13.Last Conversation

Stephanie Stummer - myFanbase
28.02.2013

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