Bewertung
Shout Out Louds

Optica

Die Shout Out Louds waren stets eine Indie-Band der Marke "flauschig" – und auch auf ihrem vierten Studioalbum muss man mit der Lupe nach Ecken und Kanten suchen. Wenn Adam Olenius also "A change is always good if you want it / A change is always good, right?" singt, meint er wohl eher den vermehrten Einsatz von elektronischen Elementen und Arrangements, in die die Band diesmal ihre sehnsüchtigen Refrains packt.

Foto: Shout Out Louds - "Optica" - Copyright: Universal Music
Shout Out Louds - "Optica"
© Universal Music

Etwas richtig Fieses will einem ja ohnehin über die Shouties nicht über die Lippen kommen – zum einen, weil Olenius' Gesang selbst beim Indie-Durchschnittssong noch mit seiner Drolligkeit punktet, zum anderen, weil einem sein "please, please, please come back to me" noch immer welpenhaft in den Ohren tönt. "Optica" funktioniert da ganz ähnlich: Die Anfangsschwierigkeiten, die man mit den vielen Synthies hat, macht Olenius‘ Stimme wieder wett – einzigartig wie eh und je, mit der vertrauten Robert-Smith-Note. Spätestens beim Refrain haben einen die Schweden ohnehin an der Angel: Diese übertreffen sich Song für Song an Eingängigkeit und lassen einen für den Rest des Tages nicht mehr los.

Wenigstens das hat sich nicht geändert, möchte man fast sagen – denn der Gedanke "drei Schritte gen Elektropop bedeutet einen Schritt mehr in die Belanglosigkeit" entsteht rasch. Es dauert ein bisschen, bis man erkennt, wie raffiniert und durchaus nicht belanglos die Stücke aus "Optica" aufgebaut sind. Synthies, Keyboard, Bläser, Flöten – alles ist sorgfältig und detailliert arrangiert und vielleicht der Freiheit zuzuschreiben, die entsteht, wenn eine Band erstmals eine Platte selbst produziert; wenn nicht einfach der Tatsache, dass man nach zehn Jahre Bestehen nicht immer dieselben Indie-Hymnen produzieren kann oder will.

Anfreunden muss man sich mit den neuen Elementen trotzdem erst mal – gegen die harmlose Fröhlichkeit eines "Sugar" und die generelle Harmlosigkeit eines "Blue Ice" hat man ja nichts einzuwenden, wenn aber ein nahegehender Song wie "Walking In Your Footsteps" so flippig beginnt wie MGMT in ihrer Panflöten-Phase, ist man in erster Linie einmal irritiert. Angesichts der ständig präsenten 80er-Anleihen ist es nur eine Frage der Zeit, bis man in Gedanken die "Klingt wie"-Kandidaten zusammenträgt: Natürlich The Cure, ein bisschen New Order und witzigerweise die Glam-Rocker The Ark, an die ich seit Jahren nicht mehr gedacht hatte.

Die Hinwendung zu mehr Elektronik und Keyboard-Spielereien verleiht den Shout Out Louds wenn schon keine wirklichen Ecken und Kanten, dann zumindest eine gewisse Kühle und Eleganz: Mit "Glasgow" und "Hermila" (gesungen von Bebban Stenborg) legen sie die coolsten und definitiv interessantesten Songs des Albums vor. Dasselbe tragische Gefühl und dieselbe Sehnsucht wie etwa bei "Time Left for Love" gelingt es aber keinem Song hervorzurufen, das ist der Nachteil an den Veränderungen. Einzig "Chasing the Sinking Sun" knüpft an die "Our Ill Wills"-Zeiten an: "We were here / That I know / We lost our minds here / Long ago" heißt es im Refrain fast herzzerreißend, während man den restlichen Song lang mit den Zehen wackeln will.

Fazit

Hat man sich mal daran gewöhnt, dass die Shout Out Louds mit "Optica" einen Schritt weg von ihrem bisherigen Stil machen, hat man durchaus seine Freude an den Arrangements und neuen Elementen. Trotz der wie immer wunderbar eingängigen, liebenswerten Refrains kommen sie jedoch an die Herzlichkeit und Gefühle der ersten Alben nicht ganz heran.

Anspieltipps

Walking In Your Footsteps

Glasgow

Hermila

Artistpage

ShoutOutLouds.com

Tracks

1.Sugar
2.Illusions
3.Blue Ice
4.14th of July
5.Burn
6.Walking In Your Footsteps
7.Glasgow
8.Where You Came In
9.Hermila
10.Chasing the Sinking Sun
11.Circles
12.Destroy

Stephanie Stummer - myFanbase
11.03.2013

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