Mala
Devendra Banhart, das war mal dieser Typ mit Jesus-Look, der mit langen schwarzen Haaren, dickem Vollbart und diversen Schmuckstücken den Typ des panamerikanischen Neohippies quasi perfekt verkörperte. Nun ist Banhart 31 Jahre alt, die Haarpracht und der Vollbart sind ab, und glaubt man den Gerüchten, steht auch bald eine Hochzeit bevor. Doch Banhart mag zwar äußerlich konventioneller geworden sein, seine Musik sprüht aber immernoch von der wundervollen Originalität, die seine Songs seit nunmehr einem Jahrzehnt prägt.
Dass Banhart eine Art Brunnen sprudelnder Kreativität ist, wird einem sofort wieder bewusst, sobald man das von ihm selbst gestaltete Album in den Händen hält. Mystisch-kryptische Bilder und Zeichen, dazu Songtitel wie "Für Hildegard von Bingen", "Your Fine Petting Duck" oder "Taurobolium". Für sein erstes Album auf dem Label Nonesuch hat der Exzentriker wieder alle Register gezogen, mischt psychadelisch anmutete Melodien mit indischen Anleihen und lateinamerikanischen Rhythmen. Was dabei herausgekommen ist, ist ein Album, das man ständig auf Repeat hören muss, weil es gleichzeitig vielschichtig und unterhaltsam, kurios und melancholisch, tanzbar und untanzbar ist.
Banharts Lyrics spiegeln dabei seine musikalische Komplexität wider: Es sind Songtexte, die oft in das Spirituelle, das Übersinnliche abgleiten ("Golden Girls"), es sind Erzählungen über gefundene oder gescheiterte Liebe ("Daniel", "Mi Negrita"), es sind Hommagen an die unterschiedlichsten Personen und Künstler, an Hildegard von Bingen im gleichnamigen Song, an den verstorbenen Skateboarder Keenan Milton ("The Ballad of Keenan Milton"), an Suede ("Daniel"). Banharts Lieder sind kleine Gedichte mit Musik untermalt, mal simpel wie in "Mala", mal ironisch wie in "Your Fine Petting Duck", mal komplex wie in "Never Seen Such Good Things", dann mal auf Spanisch wie in dem wundervollen "Mi Negrita" und ja sogar auf Deutsch (!) in dem äußerst experimentell anmutenden "Your Fine Petting Duck", das sogar mal ins Elektronische abdriftet. Für Kenner der deutschen Sprache ist es dabei eher amüsant bzw. erstmal völlig undechiffrierbar, wenn Banhart singt: "Als eine Flamme reist du durch das essentialisierte Universum / inzwischen trinken wir unser Glas des Himmels / Abstinenz / eines Tages könnten wir unser [sic] Löcher wieder stopfen."
Fazit
"Mala" heißt auf Spanisch schlecht, doch der Titel ist wirklich nicht Programm bei dieser Platte. Banhart liefert vielmehr ein großartiges Sammelsurium unklassifizierbarer, aber gerade deshalb so grandioser Songs ab, die eine emotionale Palette von verrückt und lustig, über nachdenklich und melancholisch bis übernatürlich-psychadelisch abdeckt. In den vier Jahren, die seit seinem letzten Album "What Will We Be" vergangen sind, scheint der Künstler wirklich in sich gegangen zu sein und neue kreative Kraft geschöpft zu haben – "Mala" jedenfalls ist eine surreale Fahrt durch musikalische Traumwelten geworden, die man immer wieder gerne antritt.
Anspieltipps
Daniel
Mi Negrita
Hatchet Wound
Won't You Come Home
Artistpage
Tracks
1. | Golden Girls | |||
2. | Daniel | |||
3. | Für Hildegard von Bingen | |||
4. | Never Seen Such Good Things | |||
5. | Mi Negrita | |||
6. | Your Fine Petting Duck | |||
7. | The Ballad of Keenan Milton | |||
8. | A Gain | |||
9. | Won't You Come Over | |||
10. | Cristobal Risquez | |||
11. | Hatchet Wound | |||
12. | Mala | |||
13. | Won't You Come Home | |||
14. | Taurobolium |
Maria Gruber - myFanbase
09.04.2013
Diskussion zu dieser CD
Weitere Informationen
Veröffentlichungsdatum (DE): 15.03.2013Genre: Psychedelic, Low Fidelity, Independent, Alternativ
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