Bewertung
Bosse

Kraniche

Keine Rezession in Sicht für den Singer-Songwriter Bosse, der schon zwei Jahre nach seinem Albumerfolg "Wartesaal" mit seiner bereits fünften Platte für Aufmerksamkeit sorgt und direkt seine eigenen Chartrekorde einstellt. Es scheint, dass "Kraniche" dem Deutschpoeten im wahrsten Sinne zum Abheben verhilft.

Foto: Bosse - "Kraniche" - Copyright: Vertigo Berlin
Bosse - "Kraniche"
© Vertigo Berlin

Seinem selbst gesteckten Ziel, sich musikalisch nie zu wiederholen, stellt sich Axel Bosse nun schon zum fünften Mal und man kann an einer Hand abzählen, dass diese Herausforderung stetig wächst. So setzt der gebürtige Niedersachse auf "Kraniche" noch mehr auf umfangreiche Instrumentierungen, mit denen er auf "Wartesaal" bereits experimentierte. So dröhnen Drum'n'Base-Rhythmen zu "Vive la Danse" aus den Boxen und ein Walzer-Arrangement mit Vintage-Feeling zum "Familienfest". Natürlich können wir uns dann auch darauf verlassen, dass der Titel "Istanbul" mit orientalischen Klängen anmutet und das wilde Treiben dieser bunten Stadt sogar mit Muezzin-ähnlichen Gesängen einfängt. In der Metropole am Bosporus ließ sich der Wahlhamburger maßgeblich für sein Album inspirieren, als er dort einige Monate mit seiner Frau und Tochter verbrachte. Dementsprechend hat Bosse auch nichts an der Authentizität in seinen Songs eingebüßt, die seine Fans an ihm schätzen.

Nach wie vor erzählt Aki Geschichten aus dem Leben, wie sie jedem widerfahren können und weiß mit seiner klaren Bildersprache genau ins Schwarze zu treffen. Wir finden uns wieder, wenn er in "Schönste Zeit" von der Intensität der ersten Jugendliebe singt ("Du warst ein Polaroid im Regen und mein erstes Lied"), und schaudern vor der Ehrlichkeit, die sich in "Familienfest" in die Ohren und ins Herz bohrt ("Ey war da was, ach ja, vielleicht ein Seelenschaden"). Zu diesem Song hat Bosse ein Video mit der Schauspielerin Fritzi Haberlandt aufgenommen, das mit geringen Mitteln versteht, Sprache und Bild in eine Gefühlswelt zu übersetzen, die direkt unter die Haut geht. Hier wird jedoch auch bewusst: Akis Musik hat aufwendige Inszenierungen eigentlich gar nicht nötig. Dass diese nicht auf der Stelle tritt, braucht er gar nicht mit dem instrumentellen Vorschlaghammer unter Beweis zu stellen. Ihre Reifung findet auch in den Themen statt: Erstmals besinnt sich Aki auf Entschleunigung wie in "Vier Leben" ("man sieht doch das Leben vor lauter Leben nicht.") oder "Müßiggang". Hier schlägt der Mann mit den Roboterbeinen von einst ganz neue Töne an, die dem Zuhörer aber gar nicht fremd sind, wenn er mit dem Sänger gemeinsam erwachsen geworden ist.

Fazit

Bosse wird nicht jünger – und das ist auch gut so. Der Versuch sich mit lauten Instrumentierungen zu verjüngen oder neu zu erfinden muss scheitern, denn seine wahre Liebe ist leise und versteckt sich wie immer zwischen den Zeilen. Hier leider manchmal etwas zu gut.

Anspieltipps

Vier Leben

Instanbul

Familenfest

Artistpage

AxelBosse.de

Tracks

1.Kraniche
2.Schönste Zeit
3.Vier Leben
4.So oder so
5.Istanbul
6.Alter Affe Angst
7.Vive La Danse
8.Familienfest
9.Brillant
10.Müssiggang
11.Sophie
12.Konfetti

Marie Funk - myFanbase
11.04.2013

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