Bewertung
Chvrches

Recover EP

Auf der "Sound of 2013"-Liste von der BBC befindet sich auf Platz 5 ein hässlich aussehender, auf den ersten Blick unaussprechlicher Name: "Chvrches". Was sich liest wie ein in Buchstaben gegossener Hustenanfall, steht eigentlich für "Churches" – die Schreibweise wurde für die Internet-Suchmaschinen modifiziert, damit sich die Fangemeinde nicht auf Seiten der christlichen Gemeinde verirrt. Wer der BBC-Hype-Liste nicht unbedingt vertraut und eigensinnigen Schreibweisen skeptisch gegenüber steht, findet zumindest bei den Gründern der schottischen Elektropop-Band einen plausiblen Grund, "Chvrches" eine Chance zu geben: Iain Cook und Martin Doherty spielen normalerweise bei Aerogramme beziehungsweise The Twilight Sad, pipifeinen, allseits angesehenen Indiebands.

Foto: Chvrches - "Recover" EP - Copyright: Vertigo Berlin
Chvrches - "Recover" EP
© Vertigo Berlin

In ihren Stammbands drücken die beiden die Tasten ihrer Keyboards, der gemeinsame Wunsch nach der Verwirklichung einer Elektropop-Band brachte sie dann zusammen. Als sowohl optischen als auch gesanglichen Aufputz holten sie Lauren Mayberry an Bord – Typ eigenwilliges Mädchen von nebenan mit Disney-Film-Stimme, das ursprünglich Schlagzeugerin sein wollte.

Im Vorjahr hatten sie mit ihren Single-Veröffentlichungen "Lies" und "The Mother We Share" bereits erste Aufmerksamkeit erregt. Nun folgt mit "Recover" erst mal eine EP, bevor im Herbst dann das Debüt erscheinen wird, an dem die Schotten momentan noch fleißig werkeln. Die ersten paar Takte dieser Vorab-Singles, die nun eben leider nicht auf der EP zu finden sind, haben blöderweise schon mehr Ausstrahlung als die Songs auf der EP zusammen. "Recover", titelgebender Track, ist nicht mehr und nicht weniger als ein Elektropop-Song, wie er im Buche steht: Ein catchy Refrain, schmissige Synthies, niedlicher Gesang - fertig ist der handwerklich gut gemachte Song, der leicht mit dem verwechselt werden kann, der bei Germany’s Next Topmodel im Hintergrund läuft – falls er es nicht ohnehin selbst ist.

Interessanter wird es bei "ZVVL" – hier reißt eine männliche Stimme das Ruder an sich, alles wird einen Hauch kühler und eleganter, die Spannung ständig auf- und abgebaut, bis sie sich letztendlich entlädt: Ein Elektro-Stück, wie man es sich von einem Drittel Twilight Sad erwartet – einer Band, die sich ja mit dem Erzeugen von Beklommenheit bestens auskennt. Bevor schließlich zwei uninteressante, Machen-wir-die-Fünfe-voll-Remixe von "Recover" folgen, gibt es noch mal harmlosen Zuckerschnuten-Midtempo-Pop namens "Now Is Not the Time" – tut nicht in den Ohren weh, lässt aber schmerzlich die Ecken und Kanten vermissen, die besonders Mayberry bei den vorhergehenden Veröffentlichungen noch zugelassen hat.

Fazit

Dass Chrvches das Potenzial haben, mehr als nur eine von etlichen durchschnittlichen Elektropop-Bands zu werden, haben sie mit ihren Vorab-Singles bereits bewiesen. Ihre aktuelle EP "Recover" zeigt dies allerdings nur ansatzweise und schmeckt doch noch sehr nach Einheitsbrei. Es bleibt zu hoffen, dass sich die Schotten für ihr Debütalbum etwas mehr Zeit nehmen und mehr Eigenständigkeit zeigen.

Anspieltipp

ZVVL

Artistpage

Chvrch.es

Tracks

1.Recover
2.ZVVL
3.Now Is Not the Time
4.Recover (CID RIM Remix)
5.Recover (Curxes' 1996 Remix)

Stephanie Stummer - myFanbase
30.04.2013

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