Bewertung
Rainhard Fendrich

Besser wird's nicht

Rainhard Fendrich wird sich auf seinen sechzehnten (!!!) Soloalbum wohl kaum wiedererfinden. Höchstens als Bruce Springsteen des Austropops. Aber erstmal der Reihe nach.

Foto: Rainhard Fendrich - "Besser wird's nicht" - Copyright: Ariola
Rainhard Fendrich - "Besser wird's nicht"
© Ariola

Da ist er also, der dicke, fette Burger auf dem Cover von "Besser wird's nicht". Merke: Wenn etwas gut ist, sollte man das Rezept nicht ändern. Das gilt für den dicken, fetten Burger – und für Rainhard Fendrich. Der stellt schon im ersten Stück "Nie nach Boston" klar: "I wollt' nie nach Boston, I wollt' nie nach L. A., I hol ma mein Sonnenbrand am Strand vom Faakersee."

Dennoch kommt mit dem Alter (58) nicht die Altersmilde, im Gegenteil. Schon in der Vergangenheit hat er gesellschaftskritische Texte geschrieben, doch niemals so viele auf einmal. Auch religiöse Anleihen kennt man von ihm, doch gleich als allererste Zeile, die er uns ins Ohr singt?

Wir erinnern uns: "Berlin", "Nimm mir einfach nur die Angst". Und nun: "Nimmer Lang", "Aus keinem guten Holz". Hier Streicher, dort Big Band. Aber nie zu viel, nie zu wenig. Und nie langweilig. Schon in "Damenkränzchen Tarantula" hat er Frauen portraitiert, die ihre Männer ausnutzen. Weiter geht es auf "Besser wird's nicht" mit "Schön Shoppen". "Club der Milliardäre" swingt gegen die Lücke zwischen Arm und Reich.

"Die, die wandern" hätte in einem anderen Kontext vermutlich nicht anders gewirkt, mit seiner lockeren "Mach dein Ding"-Attitüde. Gut, zuvor kommt "Wenn Männer verletzt sind". Das hat eine augenzwinkernde "Männer"-Attitüde. Doch dies ist weder eine Lindenberg- noch eine Grönemeyer-Platte. Denn danach folgt das Titelstück "Besser wird's nicht". Die Metaebene: Früher war eben nicht alles besser, da war nämlich Krieg. Und in Zukunft wird es wohl "eher schlechter". Insofern gilt das "Die, die wandern"-Fazit gleich doppelt: "Kumm, reiß Di zam, steh wieder auf ..."

Doch nicht nur die Grundeinstellung der meisten Menschen heutzutage wird thematisiert. Da geht es gegen die Werbung ("Wie Gott im Werbespot", wo Fendrich richtig erkennt, dass es entschieden zu viele Commercials für probiotische Nahrungsmittel gibt) und das ganze Fernsehprogramm dazwischen ("Doku Soap", "Das perfekte ‚Promi-Dinner', das perfekte ‚Supermodel' und vor seinem Flachbildschirm sitzt der perfekte Fernsehtrottel"). Der Mann, der im Übrigen "Herzblatt" moderierte, wie keiner nach ihm, holt noch weiter aus:

Und so klingt in "Zwa Schlapf'n und a Sonnenbrü'n" das Album mit den Geräuschen der Natur aus, zuvor erklärt Fendrich noch, wie das Leben ohne Internet aber mit Sonnenbrille wäre. Und damit hat er völlig unaufgeregt, ohne auf den Wecker zu fallen und vor allem ohne moralischen Zeigefinger einfach nur recht: "Die Eitelkeit der Glamourwöt hat mi scho lang verlassen, I wü nämlich, solang's no geht mei Leb'n net verpass'n."

Fazit

Typisch Fendrich! Besser wird's nicht. Aber das ist eben auch schon ziemlich perfekt.

Anspieltipps

Nie nach Boston

Club der Milliardäre

Dokusoap

Artistpage

Rainhard-Fendrich.at

Tracks

1.Nie nach Boston
2.Nimmer lang
3.Club der Milliardäre
4.Schön shoppen
5.Die Freiheit
6.Wenn Männer verletzt sind
7.Die, die wandern
8.Besser wird's nicht
9.Wie Gott im Werbespot
10.Doku Soap
11.Was Besseres verdient
12.Aus keinem guten Holz
13.Du brauchst nicht mehr
14.Der Lobbyist
15.Hinter verschlossenen Türen
16.Zwa Schlapf'n und a Sonnenbrü'n

Simone Bauer - myFanbase
23.05.2013

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