Promises
Irgendwo im Jahr 2005, zwischen gekünsteltem Falsettgesang und dem Glauben, dass der Stil der Killers die Zukunft für die Rockmusik wäre, sind offenbar The Boxer Rebellion hängengeblieben: Anders ist es nicht zu erklären, dass ihr viertes Album zwar mit einem unglaublich eindringlichen Song beginnt, aber letztendlich in einem langweiligen, dem Hörer völlig egalen Fiasko endet.
Mit "Diamonds" den besten, um ehrlich zu sein, einzig wirklich guten Song gleich als Erstes zu bringen, ist dramaturgisch mehr als schlecht gewählt: Ist man in Anbetracht dieser schlichten, melancholischen Nummer vollkommen überrascht, von jedem "Are you angry with me now? / Are you angry cause I'm to blame?" ein Stückchen mehr berührt, fühlen sich die ersten paar Noten vom darauffolgenden Stück an wie ein Schlag ins Gesicht. "Fragile" klingt nach Muse im Disco-Fieber, nach überdrehtem Falsettgesang über überdrehten Synthies.
Gar so überladen kommt zwar keiner der folgenden Songs mehr daher, es tut sich aber sonst auch nicht mehr viel: Reichlich Pathos, große Gesten, hymnenhafte Refrains – all das, was vor ein paar Jahren bei den Killers und den anderen Bands dieser Welle noch gezogen hat, wirkt plötzlich ausgelutscht und langweilig. Man hat das Gefühl, diese Zutaten wurden wahllos zusammengeworfen, im Vertrauen, dass das Rezept automatisch für die Songs und deren Qualität arbeiten würde. Ein schmachtender Sänger alleine erzeugt aber noch keine großen Emotionen, knackige Drums und 08/15-Synthie-Melodien machen noch lange keinen Ohrwurm.
Wenn die Band um Sänger Nathan Nicholson also ihrer Meinung nach scheinbar alles richtig macht, fehlt ihr etwas ganz Entscheidendes: Die Originalität, das Vermögen im Hörer eine gewisse Begeisterung oder gar Leidenschaft zu wecken – man kann nicht einmal behaupten, der Funke springe nicht über, den Funken gibt es gar nicht. Die paar wenigen hübschen Ideen (die sich aufbäumenden Drums in "New York", der pulsierende Elektro-Teppich unter dem ansonsten unsäglichen "Take Me Back") hat man, als das abschließende "Promises" ausklingt, schon längst wieder vergessen – genauso, wie im Grunde bis auf "Diamonds" gar nichts hängenbleibt.
Fazit
Blöde Wortwitze bezüglich Nicht-Einhaltens von irgendwelchen Versprechungen hatten The Boxer Rebellion bestimmt nicht im Sinn, als sie ihr neuestes Werk "Promises" nannten – es hilft aber alles nichts: Bis auf "Diamonds", das auch die erste Single-Auskopplung darstellt, findet man auf "Promises" nur enttäuschend belanglosen, völlig austauschbaren Pomp-Indie-Rock, den man von den dafür Vorbild stehenden Bands in wesentlich originellerer Ausführung kennt. Das ist unglaublich schade, da ich The Boxer Rebellion als gute, sehr sympathische Live-Band kennengelernt habe – vielleicht ist hier auch die einzige Möglichkeit, den neuen Songs noch etwas Charisma zu verleihen.
Anspieltipp
Diamonds
Artistpage
Tracks
1. | Diamonds | |||
2. | Fragile | |||
3. | Always | |||
4. | Take Me Back | |||
5. | Low | |||
6. | Keep Moving | |||
7. | New York | |||
8. | Safe House | |||
9. | You Belong to Me | |||
10. | Dream | |||
11. | Promises |
Stephanie Stummer - myFanbase
07.06.2013
Diskussion zu dieser CD
Weitere Informationen
Veröffentlichungsdatum (DE): 17.05.2013Genre: Rock, Pop, Independent
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