BE
Während sich die Oasis-Fans immernoch vom Schock des Augusts 2008 erholen und darauf hoffen, dass die Hassliebe zwischen den Gallagher-Brüdern sie doch wieder zusammenbringen und die Band eine Reunion erleben wird, so können sie sich zumindest mit den jeweiligen neuen Projekten von Liam und Noel über Wasser halten. Wohingegen Noel Gallagher's High Flying Birds vor zwei Jahren ein grandioses Debütalbum ablieferten, konnte Liam mit seiner neuen Formation Beady Eye im gleichen Jahr mit "Different Gear, Still Speeding" nur ein solides, aber nicht überragendes Debüt präsentieren. Aller Oasis-Wiedervereinigungs-Hoffnungen zum Trotz hat die Band nun ein Zweitalbum veröffentlicht – und scheint ihre Richtung gefunden zu haben.
Eigentlich sind Vergleiche zwischen Bands immer relativ elendig, aber man kommt einfach nicht drum herum, die Musik von Beady Eye, deren Frontsänger der notorische Rock-Rotzbengel Liam Gallagher ist, mit der britischen 90er-Jahre-Überband Oasis zu vergleichen. Liams Stimme trug die Oasis-Songs genauso wie sie die Songs von Beady Eye trägt. Das Zweitalbum mit dem ambivalenten Titel "BE" (im Sinne von "sein" oder "sei" und als Abkürzung des Bandnamens) bestätigt Liams stimmliche Wichtigkeit erneut und zeigt gleichzeitig, dass Beady Eye in der Tat dazu fähig sind, sich weiterzuentwickeln.
Denn genau das ist mit "BE" passiert: Anstatt des zwar sehr unterhaltsamen, aber doch recht seichten Britpoprocks, der noch auf "Different Gear, Still Speeding" dominierte, lassen bereits die satten Riffs und die gloriosen Trompeten auf dem Eingangslied "Flick of the Finger" erahnen, dass die ganze Sache jetzt ein wenig epischer werden soll. "Flick of the Finger" erinnert – und das im rein positiven Sinne – an den soliden Sound aus dem 2005er Oasis-Album "Don't Believe The Truth" und dieser Eindruck wird mit dem melancholischen "Soul Love" und dem fetzigen "Face the Crowd" nur noch gefestigt. Man merkt ganz stark – im Sound sowie in den Lyrics –, dass hinter den Songs die alten Oasis-Mitglieder sitzen. Gallaghers, Gem Archers und Andy Bells Songwriting ist und bleibt unverkennbar und souverän und, das ist das Tolle an dieser Platte, ist auch ein kleines bisschen innovativ. Das Spiel mit den Bläsern und mit mehr Percussion gelingt sehr gut, gleichzeitig bleibt der Sound aber auch unverwechselbar der von Beady Eye.
Diese Unverwechselbarkeit ist einerseits Liams besagter Raucher-Stimme geschuldet, andererseits aber auch diesen klaren Viertakt-Rhythmen, den Melodien und dem Aufbau der Songs. "Iz Rite", "I'm Just Saying" oder "Ballroom Figured" etwa sind ganz klassische Beady-Eye-Lieder. Einerseits haben wir dann das superrhythmische (Rolling-Stones-Hommage?) "Shine A Light", andererseits mit "Don't Brother Me" eine ganz wunderbare, ja nahezu feinfühlige Ballade. Es ist wirklich Abwechslung geboten auf diesem Zweitalbum und daher rührt auch die Verbesserung gegenüber dem Erstalbum, auf dem sich die Band erstmal noch finden musste. Das hat sie jetzt aber getan.
Fazit
Trotz des leidigen, aber eben obligatorischen Oasis-Vergleichs könnte man "BE" ganz einfach so beschreiben: Es ist eine Platte, die Oasis in seinen etwas weniger glanzvollen Zeiten gemacht haben könnte, ohne den Genius von Noel Gallagher, aber trotzdem mit dem Genius der drei (bzw. vier) anderen Ex-Mitglieder der Band. Beady Eye kann mit diesem Album sehr hörenswerten, eingängigen Britpoprock vorweisen und insgesamt ein Album, das sich definitiv zu kaufen lohnt.
Anspielltipps
Flick of the Finger
Second Bite of The Apple
Don't Brother Me
Shine A Light
Tracks
1. | Flick of the Finger | |||
2. | Soul Love | |||
3. | Face the Crowd | |||
4. | Second Bite of the Apple | |||
5. | Soon Come Tomorrow | |||
6. | Iz Rite | |||
7. | I'm Just Saying | |||
8. | Don't Brother Me | |||
9. | Shine A Light | |||
10. | Ballroom Figured | |||
11. | Start Anew |
Maria Gruber - myFanbase
14.06.2013
Diskussion zu dieser CD
Weitere Informationen
Veröffentlichungsdatum (US): 10.06.2013Veröffentlichungsdatum (DE): 07.06.2013
Genre: Rock
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