Where You Stand
"Why did we wait so long?", fragt Fran Healy auf dem ersten Travis-Album seit fünf Jahren. Gute Frage – an der sorgfältigen Weiterentwicklung des zuletzt auf "Ode to J. Smith" eingeschlagenen Quasi-Prog-Pop kann es wohl kaum liegen; auf "Where You Stand" versinken die Schotten nämlich endgültig bis zur Hüfte im schöngeistigen Pop.
Die paar Ecken und Kanten, die Travis auf "Ode to J. Smith" noch mit neuem Selbstbewusstsein zuließen, wurden nun wieder abgerundet und weggefeilt. Das Ergebnis sind auf Hochglanz polierte, sich einschmeichelnde Pop-Rock-Songs mit teilweise überraschend großem Hitpotenzial ("Reminder", "Another Guy", "On My Wall") - wie gemacht für die nächste herzerwärmende Rom-Com. Fran Healy klingt mehr denn je danach, als würde er jeden Morgen mit Weichspüler duschen; seine Reime sind immer noch die des schüchternen Jungen, der am Gedicht fürs Freundschaftsbuch tüftelt, seine Melodien scheinen noch immer die ganze Welt umarmen zu wollen.
Währenddessen werden jedoch die Gesten immer ausladender, die Refrains größer. Mit dem spitzbübisch-charmanten Britpop der ersten Alben hat das nicht mehr viel zu tun, dafür ist alles zu viel glatt und perfekt produziert. Travis behaupten in Interviews, dass sie sich diesmal von jeglichem Druck losgesagt hatten und sich dieses Album mit keinem anderen messen muss. Ist alles schön und recht – die damit einhergehende Experimentierfreude, die man sich in einer solchen Situation erwarten würde, besteht bei Healy & Co hauptsächlich aus Bombast-Nummern wie "Mother" mit ambitioniertem Chor und pathetischem Klaviergeklimper.
Zumeist starten die Songs noch vielversprechend mit sorgfältigen Arrangements ("Warning Sign", "Where You Stand"), werden aber im weiteren Verlauf ebenso berechenbar und harmlos wie jene herzerwärmende Rom-Com, für deren Soundtrack sie so geeignet wären. Lediglich das smoothe "New Shoes" kann den Erwartungen Stand halten und darf sich das Abzeichen "spannendster Song" auf die Brust heften.
Fazit
Über die einstige Travis-Aussage "All I wanna do is rock" kann man ohnehin nur mehr milde lächeln – andererseits haben sich die gutmütigen Schotten wirklich nie als Revoluzzer dargestellt oder sich angeschickt, die Weltherrschaft an sich zu reißen. Mit "Where You Stand" sind sie jetzt allerdings endgültig in der "Guilty Pleasure"-Ecke gelandet, wo ja bereits diverse Britpop-Kollegen wie Keane vor sich hindümpeln.
Anspieltipps
Where You Stand
New Shoes
On My Wall
Artistpage
Tracks
1. | Mother | |||
2. | Moving | |||
3. | Reminder | |||
4. | Where You Stand | |||
5. | Warning Sign | |||
6. | Another Guy | |||
7. | A Different Room | |||
8. | New Shoes | |||
9. | On My Wall | |||
10. | Boxes | |||
11. | The Big Screen |
Stephanie Stummer - myFanbase
13.08.2013
Diskussion zu dieser CD
Weitere Informationen
Veröffentlichungsdatum (DE): 16.08.2013Genre: Rock, Pop
Jetzt bestellen
Album jetzt bei Amazon.de
bestellen
Aktuelle Kommentare
22.11.2024 21:56 von Chili_vanilli
Cruel Intentions: Cruel Intentions
Hat schon jemand reingeschaut? Bin akutell bei Folge 1... mehr
20.11.2024 15:18 von Catherine
Liebeskolumnen: Rory & Dean, Teil 3
Ich glaube, es wurde während des "Gilmore... mehr