Bewertung
Babyshambles

Sequel to the Prequel

Sechs Jahre sind seit "Shotter's Nation" vergangen, vier seit seiner tollen Soloplatte "Grace/Wastelands", sein Kinodebüt ("Confession") war gerade eben in aller Munde - und nun geben die Babyshambles rund um Skandalnudel Pete Doherty mit "Sequel to the Prequel" seit langer Zeit wieder ein musikalisches Lebenszeichen von sich. Man kann nicht unbedingt behaupten, dass man sie vermisst hätte – doch diese schlurfenden, in sich unglaublich wendigen Britpop-Stücke bekommt halt doch nur ein ehemaliger Libertine namens Doherty hin.

Foto: Babyshambles - "Sequel to the Prequel" - Copyright: Warner Music Group
Babyshambles - "Sequel to the Prequel"
© Warner Music Group

In dieser Sache ist ohnehin stets auf den guten Pete Verlass, egal wie oft die Presse seinen endgültigen Absturz ausruft oder sich darüber wundert, dass er offenbar noch immer in der Lage ist, Songs zu schreiben: Seine Songs sind auch stets richtig gut und – was das Genre betrifft, dessen verwackelter Botschafter zwischen Genie und Wahnsinn er seit einem Jahrzehnt ist - zumeist origineller als das, was die Kollegen mit dem gesünderen Lifestyle so veröffentlichen.

All das, was bereits mit den Libertines ("The Libertines"), den späteren Babyshambles und auch auf der Soloplatte prächtig funktioniert hat, wächst auch auf "Sequel to the Prequel" zu einem interessanten Cocktail zusammen – erst etwas deftig, spätestens im Abgang poetisch. Die polternd-punkige Nummer ("Fireman") hat ihren Platz neben geigenverhangenen Pop-Songs ("Picture Me In a Hospital") und großen Epen ("Minefield").

"Nothing Comes to Nothing" und "Maybelline" sind flink aus dem Ärmel geschüttelter Standard-Britpop, während im Verlauf des Albums nicht nur die eigene Vergangenheit, sondern auch die eigenen Vorbilder zitiert werden: Eine überraschende Referenz an Bob Dylan ("New Pair") findet sich neben einem gelungenen Ausflug mit "Dr.No" ins Reggae/Dub-Gefilde – eine Sache, mit der schon die britische Kult-Punk-Band The Clash vor Jahren Horizonte erweiterte.

Während Dohertys Gesang oft ins Quengelige, Lallende abzurutschen scheint, weil es halt nicht anders geht, musizieren die Babyshambles selbst an den zerschlissenen Passagen in Wahrheit punktgenau und souverän. Spätestens als Doherty im fabelhaften "Penguins Master" von Zoobesuchen nölt, mit "penguins are great" deren Sinnhaftigkeit bekräftigt und dann das Stück in eine komplett andere Richtung lenkt, erkennt man wieder einmal, dass man ihn zwar nicht so sehr vermisst hat, sich aber trotzdem in vielen Jahren, wenn das Gespräch auf den Britpop und all die "The"-Bands kommt, in erster Linie an diesen Songwriter erinnern wird.

Fazit

Ich weiß noch, als ich zum ersten Mal in aller Herrgottsfrühe zufällig auf MTV auf das Video zu "Fuck Forever" stieß und sich der Songs so andersartig und aufregend anfühlte. Ganz so stark nach Revolution duftet keiner der Songs auf "Sequel to the Prequel" mehr, seine Stellung als zu Unrecht auf Klatschspalten-Berühmtheit reduziertes Ausnahmetalent verteidigt Doherty aber allemal. Einmal mehr veröffentlicht er mit den Babyshambles eine souveräne Platte, mit der niemand gerechnet hätte – mittlerweile sollten wir uns daran gewöhnen, anstatt jedes Mal wieder ungläubig zu blinzeln.

Anspieltipps

Fall From Grace

Dr No

Penguins Master

Artistpage

Babyshambles.net

Tracks

1.Fireman
2.Nothing Comes to Nothing
3.New Pair
4.Farmer's Daughter
5.Fall from Grace
6.Maybelline
7.Sequel to the Prequel
8.Dr.No
9.Penguins
10.Picture Me in a Hospital
11.Seven Shades
12.Minefield

Stephanie Stummer - myFanbase
16.09.2013

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