Gloria
Kommt ein Arzt zum Friseur … doch Gloria, die Band von Wir-Sind-Helden-Bassist Mark Tavassol und "Circus HalliGalli"-Moderator Klaas Heufer-Umlauf ist alles andere als ein ungelungener Witz. Das Debütalbum ist genau das, was dieser Herbst erfordert.
Es ist noch nicht all zu lange her, da musste sich Klaas Heufer-Umlauf einer Aufgabe seines Kompagnons Joko Winterscheidt stellen. "The Longest Day", eine neue Kategorie in der Pro7-Sendung "Circus HalliGalli", eine weitere Rubrik im endlosen Kräftemessen der beiden, das 2009 mit "MTV Home" begann. Da stand er also mit dem Menschen, den er laut eigener Aussage als nervigste Person überhaupt empfindet, Ross Antony – und singt mit ihm "Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben". Er tut sich schwer mit der Tonlage. Und so mancher vorbeizappender Zuschauer kann sich in diesem Moment kaum vorstellen, dass es ihm mit dem Singen eigentlich wirklich ernst ist.
Immerhin hat er es auch für geraume Zeit geheim gehalten – dass er und sein langjähriger Kumpel Mark Tavassol gemeinsam Musik machen. Mark war zwölf Jahre lang Teil von "Wir Sind Helden", gewann fünf Echos mit der Band und veröffentlichte vier Studioalben, die deutschsprachige Musik auch für Hörer außerhalb des Hamburger-Schule-Kosmos wieder salonfähig machten. Vor zwei Jahren entschlossen sie sich, mit ihrem Projekt konkret zu werden. "Gloria" wurde geboren und in Marks Studio entstand in Eigenregie das selbstbetitelte Debütalbum.
Mit "Warten", der Vorabsingle mit dem schnellen Refrain wie ein Hetzen durch die Nacht, wird auch gleich klar, was "Gloria" eigentlich sind: Begleiter, "gefährlich und ehrlich". So spricht Klaas ohne Umschweife die Person direkt an, die denkt, woanders ginge es ihr besser. Das Cover des Tonträgers zeigt auch passend Menschen in Eile, die verschwimmen – und die drei vorab veröffentlichten Musikvideos von Bode Brodmüller, die zwar nicht die Band zeigen, dafür aber eine Handvoll rastloser Protagonisten. Es sind die Befindlichkeiten unserer Zeit, die auch in "Zu Vage" angesprochen werden ("Du machst so vieles nur vielleicht") – und in "Endlich Kombinieren", das die Großstädte und ihre Gruppierungen direkt ansprechen zu scheint.
Man könnte auch sagen: Berlin und die Medienwelt, doch das Schöne ist, dass man die Texte der beiden immer passend für sich umlegen kann. So auch "Eigenes Berlin" – es sei nur deswegen Berlin geworden, weil Klaas dort eben lebe, aber für jeden anderen könne es auch Bitterfeld sein. Dieser Song, der nicht nur textlich, sondern auch mit seinem langen Instrumental voller Karacho ins Herz trifft, ist auch gleichzeitig der Titelsong von "Grossstadtklein", dem Film aus dem Sommer 2013, in dem Klaas erstmals eine größere Rolle als Schauspieler übernahm.
Neun eigene Stücke und eine Coverversion sind es also insgesamt geworden, Kurzgeschichten über sie und ihn und es ist frei nach Facebook kompliziert ("Heute Du"), Freundschaften zwischen Kiez und Hafen ("Wie Sehr Wir Leuchten"), dazu basslastiges Spiel ("Gute Nacht, Bis Morgen"), Choräle zu endzeitlichen Abschiedsstimmung und tuckernden Drums ("Die Zeit Ist Um"), Marks harmonische Backup-Vocals, Klaas’ Barmen. Sie können eben alles, schnell und glücklich, langsam und ruhig. Manchmal auch schnell und traurig. Das konnten Bands dieser Sorte eben schon immer gut – und "Gloria" haben definitiv ihren Platz in dieser Welt gefunden.
Fazit
In vielen Momenten erinnert Klaas an Gisbert zu Knyphausen, der Gitarrenanschlag an Olli Schulz, die rockigeren Nummern an Element of Crime. Und dass das Album bei Grönland, dem Label von Herbert Grönemeyer, erschienen ist, passt auch perfekt. Doch das ist ja alles nicht das Schlechteste und so kommt die Hoffnung auf, dass Gloria einen noch eine Zeit lang begleiten werden.
Anspieltipps
Warten
Eigenes Berlin
Wie Sehr Wir Leuchten
Endlich Kombinieren
Tracks
1. | Warten | |||
2. | Gute Nacht, Bis Morgen | |||
3. | Zu Vage | |||
4. | Eigenes Berlin | |||
5. | Regen | |||
6. | Heute Du | |||
7. | Wie Sehr Wir Leuchten | |||
8. | Solange Du Mich Lässt | |||
9. | Endlich Kombinieren | |||
10. | Die Zeit Ist Um |
Simone Bauer - myFanbase
28.09.2013
Diskussion zu dieser CD
Weitere Informationen
Veröffentlichungsdatum (DE): 27.09.2013Genre: Rock, Pop
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