Es war einmal und wenn sie nicht

Wobei bei dieser Sammlung, erdacht und produziert von Wolfgang Müller, der sein Lieblingsmärchen "Der Zaunkönig und der Bär" vorliest, die Floskeln "Es war einmal" und "Wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute" fehlen. Ansonsten sind es aber durch und durch die Märchen der Gebrüder Grimm, die da über startnext.de finanziert wurden, ohne weitere Änderungen oder zeitliche Anpassungen. Einziger moderner Twist: Die Gitarreninstrumentale von Dinesh Ketelsen zwischen den einzelnen Geschichten. Das ist auch schön und gut, ist es doch immer noch das dicke Buch der Grimm-Brüder, das Kreative auf der ganzen Welt zum Träumen anregt.

Sei es bei Modedesignern oder Filmmachern, Märchen haben Hochkonjunktur und die von Grimm beeinflussen wie kaum andere. Da wären Serien wie "Once Upon a Time" oder "Grimm" oder die Neuauflage von "Schneewittchen", die es 2012 ganze zwei Mal gab. Auch Disney haut regelmäßig animierte Versionen raus – und so fein "Küss den Frosch" auch geworden ist, so schön ist Gisbert zu Knyphausen toll pikiert vorgelesenes "Der Froschkönig oder der eiserne Heinrich".

Doch Inspiration einmal beiseite - vielleicht wünschen sich die Hörer einfach ein Hörbuch klassischer Märchen, das ihnen das Vorlesen der täglichen Gute-Nacht-Geschichte abnimmt? Und wer sollte das besser können als deutsche Musiker, die teilweise ohnehin auch schon Kinder haben und die jeden Abend ins Bett bringen müssen? Marcus Wiebusch von Kettcar, der den "Gestiefelten Kater" liest, ist gar studierter Pädagoge.

Musiker – sie sind fast wie wir, sie müssen sich auch lustige Stimmen für kleine Kinder ausdenken. Sicher, wenn sie nicht gerade touren. Oder Radioshows moderieren, wie im Falle von ClickClickDecker und Olli Schulz. Das ist zumindest schon mal die perfekte Vorbereitung für die Märchenaufnahme gewesen. So kann sich Olli Schulz' Hexenstimme bei "Rapunzel" durchaus mit Thees Uhlmanns Geißleinstimme bei "Der Wolf und die sieben jungen Geißlein" messen, auch Enno Bunger gibt einen herrlichen Fuchs ("Der Wolf und der Fuchs") ab. Und ClickClickDeckers "Die Kluge Else" ist so charmant und amüsant, dass man sich gleich noch viel mehr auf sein bald erscheinendes, neues Album freut. Es folgen noch weitere weniger bekannte Grimm'sche Märchen, wie das kurze "Der Fuchs und die Katze", gelesen von Désirée Künste.

Fazit

Leider darf man eines nicht vergessen: Die Gebrüder Grimm sind mit ihren Geschichten für Kinder trotz der ausgemachten Zielgruppe nie besonders zimperlich gewesen. "Der Teufel mit den drei goldenen Haaren", gelesen von Ingo Pohlmann, klingt gar sehr brutal. Und so ein Teufel kann mächtig Angst einjagen, wie auch die Illustration der CD-Hülle. Man sollte also aufpassen, was man seinen Kindern vorsetzt - man selbst wird sich aber durchgängig gut unterhalten fühlen.

Website

Eswareinmalundwennsienicht.de

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