Bewertung
Katy Perry

Prism

Heute zählt Miss Perry ganz klar zu einer der kommerziell erfolgreichsten Pop-Acts in der Musikwelt. Ihre beiden vorhergehenden Alben "One of the Boys" und "Teenage Dream", jene ich gerne rauf und runter hörte, sind ausgestattet mit sehr eingängigem, verspieltem, teils knalligem Pop-Sound. Sie fuhren großen Erfolg ein und warfen Singlehits wie "I Kissed a Girl", "Hot'n'Cold", "California Gurls (feat. Snoop Dogg)", dem Titelsong "Teenage Dream" und "Firework" ab. Auf der dritten LP "Prism", welche mit "Roar" bereits einen weiteren großartigen Singlehit inne hat, ist das Motto back to roots. Es soll natürlicher zugehen, uns mehr Katy präsentieren. Rein optisch ist es schnell festzustellen, doch ob es musikalisch auch niederschlug, das ist die Frage, die ich somit aufwerfe.

Foto: Katy Perry - "Prism" - Copyright: Capitol Records
Katy Perry - "Prism"
© Capitol Records

Eigentlich braucht man sich nur die beeindruckende Songwriter-Auflistung zu "Prism" anzusehen und man ahnt schon, was einen auf der LP erwartet. Der Leitspruch "zu viele Köche verderben den Brei" lässt sich aber schnell abweisen, denn hier wird weite Strecken keinesfalls geklotzt oder gekleckert. Zwischendurch scheinen zwar die zündenden Ideen zu fehlen, doch ob das mit weniger Gehilfen anders gewesen wäre, bleibt ungeklärt. Katys Entwicklung scheint weiter in die Richtung gerutscht zu sein, dass ganz viele Leute ihren Sound beeinflussen und sie mittendrin als ein Teil steckt. Natürlich kann man das als Außenstehender nicht wirklich beurteilen, aber das Ergebnis, welches so schlicht glattpoliert ist, in vielen Details berechnend und effektiv umgesetzt wirkt, erweckte auf mich diesen Eindruck.

Schon der Albumauftakt mit den Songs "Roar" und "Legendary Lovers" zelebriert kraftvollen, sehr, sehr eingängigen Pop, der ganz schnell in die Gehörgänge treffen soll und das natürlich auch schafft. Ich hörte "Roar" erstmals während des Single-Releases und der Ohrwurm ging mir daraufhin gleich tagelang nicht aus dem Kopf. Das Lied konnte einfach nur ein Erfolg werden, zumal mir dazu der tolle "Eye of the Tiger"-Song der Survivor in Erinnerung kam. "Roar" wirkt aber nicht nachgeahmt sondern wie eine Hommage an den Klassiker durch die Textzeile "I got the eye of the tiger, a fighter..." Wenn man liest, dass u.a. Songwriter im Kaliber von Max Martin und Lukasz Gottwald mit an Board sind, überrascht der ohrwurmige Effekt keinesfalls. Aus deren Feder stammt ein Großteil erfolgreicher Popsongs und seit Jahren kommt dabei regelmäßig ein Chartstürmer heraus. "Legendary Lovers" enthält auch noch einen orientalischen Einschlag, was mir überaus gefällt. Das Lied wäre definitiv eine Single-Auskoppelung wert.

"Prism" enthält aber teilweise, wie erwähnt, auch Schwächen: Die Melodien lassen in manchen Songs wirklich zu wünschen übrig. Es fehlt an Ausstrahlungskraft und eben der von ihr gewohnten Eingängigkeit, mit dem gewissen Kick. Hierzu zähle ich das zwar mit Funk ausgestattete aber kernlos wirkende "Birthday", jenes man besser für eine B-Side hätte nutzen sollen, es wirkt auf dem Album wie ein Füller. Das wurde mir besonders dadurch bewusst, da mit der gelungenen 90ies-Hommage "Walking on Air", der hübschen kühl-winterlichen Ballade "Unconditionally" und dem besonders durch die melodisch dynamische Struktur hervorstechenden Track "Dark Horse", gleich drei Songkracher folgen. Diese stellen das Herzstück von "Prism" dar und sind produktionstechnisch absolut auf der Höhe der Zeit umgesetzt. Bei den genannten Tracks merkt man sehr stark, wie viel Tüftelei wohl erfolgt sein musste, um sie so auf Erfolg zutrimmen. Auch das an Miley Cyrus’ "We can't stop" stilmäßig erinnernde "This Is How We Do" überzeugt mich. Der Song "International Smile" sagt mir aber trotz dem vorwärtstreibenden Tempo nicht sehr zu. Da vermisse ich eine kernigere Melodie und mehr Abhebung von zu vielen ähnlichen, bereits gehörten Pop-Tracks.

Im hinteren Teil des Albums wechseln sich starke und schwächere Songs ab. Da tue ich mir recht schwer dem Skip-Verlangen zu widerstehen. "Ghost" ist mit dem intensiveren Gesangstil von Katy sehr hervorstechend und überzeugt auf ganzer Linie. "Love me" hängt irgendwo im Mittelmaß fest und ist weder Fisch noch Fleisch. "This Moment" und "Double Rainbow" ergeben ein weiteres erst Auf und Ab. "This Moment" verlangt der lieben Katy stimmlich aber ganz ordentlich etwas ab und kommt daher kraftvoll aus den Boxen geschallt. "Double Rainbow" ist ganz niedlich aber öde, es hat jedoch eine beruhigende Wirkung inne und eignet sich ideal um die Müdigkeit heraufzubeschwören. Mit "By the Grace of God" schafft man es, die durchwachsenen Stellen zu vergessen und mit einem Highlight abzuschließen. Die Ballade enthält im Refrain ein überaus clever eingebrachtes Soundelement zur Unterstreichung, sodass dieses den Song fesselnder Weise in die Höhe bringt. Anders gesagt, ich bekomme hier immer wieder eine Gänsehaut.

Fazit

Die Frage aus meiner Einleitung lässt sich hiermit zusammengefasst beantworten: Ja, man merkt teilweise durchaus, dass Katys hübsche, auf Natürlichkeit inszenierte Bookletbilder des Albums, zu den Songs passen und eine Entwicklung ist zu erkennen. Nicht zu viele Synthies und grelle Soundelemente mischen mit. Soundtechnisch geht es gediegener zur Sache als auf dem letzten Album auch wenn der Unterschied nicht enorm groß scheint. Zum Beispiel ist der Song "Dark Horse" noch mit grelleren Effekten ausgestattet. Katy wirkt stimmlich, im textlichen Ausdruck und als Person weiter gereift. Es lässt sich dazu nicht von der Hand weisen, dass "Prism" wohl mit viel Aufwand, um großen Erfolg zu erzielen, maßgeschneidert wurde. Hätte man nicht einzelne schlaffe Füller platziert, wäre es jedoch in glattpolierter Perfektion erstrahlt. So ist es ein mit Highlights bestücktes Popwerk, bei dem man doch hin und wieder ein Skip-Verlangen verspürt.

Anspieltipps

Roar

Legendary Lovers

Walking on Air

Dark Horse (featuring Juicy J)

Ghost

By the Grace of God

Artistpage

KatyPerry.com

Tracks

1.Roar
2.Legendary Lovers
3.Birthday
4.Walking on Air
5.Unconditionally
6.Dark Horsefeaturing Juicy J
7.This Is How We Do
8.International Smile
9.Ghost
10.Love Me
11.This Moment
12.Double Rainbow
13.By the Grace of God

Samuel W. - myFanbase
13.03.2014

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