Bewertung
Men, The

Tomorrow's Hits

Wenn die Kreativität gerade ungehemmt fließt, muss man das auch ausnutzen, dachten sich The Men, als sie bereits vor dem Release ihrer letzten Platte "New Moon" erneut von der Muse geknutscht wurden. Kurzentschlossen nahmen sie innerhalb von drei Tagen das Nachfolge-Album auf, das ein Jahr lang in der Schublade vor sich hinschlummern musste, bis endlich die angemessene (im Vergleich zu anderen Musikern immer noch sehr kurze) Zeitspanne von einem Jahr für eine neue Veröffentlichung verstrichen war. Nun steht die Band mit dem Suchmaschinen-unfreundlichsten Namen der Welt bei fünf Alben in fünf Jahren – und ist nicht nur auf Rekordjagd, was das Veröffentlichungstempo angeht, sondern auch, was die meisten Stilwechsel innerhalb einer Karriere angeht.

Foto: The Men - "Tomorrow's Hits" - Copyright: Sacred Bones Records
The Men - "Tomorrow's Hits"
© Sacred Bones Records

Dieses Mal wird man in der Welt der uramerikanischen Rockhelden willkommen geheißen: Der Geist von Neil Young, Tom Petty, Bruce Springsteen und Bob Dylan ist auf "Tomorrow's Hits" allgegenwärtig. Der Weg vom ursprünglichen Punk und Noise zu deren Melodien und Stimmungen ist zwar nicht völlig überraschend; die rasche, kompromisslose Entwicklung, die die Band in ein paar Jahren vorgelegt hat, ohne ihre Wucht und ihren Übermut abzulegen, beweist dennoch, wie spannend es sein kann, wenn man Altbewährtes nicht ständig reproduziert, sondern sich mit jeder Platte neu erfindet.

Der großzügige Einsatz von Bläsern, ehrgeizige Gitarren-Soli, die Schlaufen ziehen, waschechter Bob-Dylan-Gedächtnisgesang und sogar Mundharmonika-Einsatz: The Men fühlen sich offenbar pudelwohl in ihrer neuen Rolle als Classic-Rocker – und sind noch immer verrückt genug, um ihre Ideen bis zum Äußersten auszureizen ("Another Night", "Sleepless") oder ihre Hommage an den Heiligen Bob ausgerechnet in einem irrwitzigen Rock'n'Roll-Bastard mit einander bekämpfenden Instrumenten zu platzieren ("Pearly Gates"). Dass "Going Down" wie der kleinere Bruder des tollen "Half Angel, Half Light" von "New Moon" klingt, schmerzt ein wenig, kann man aber auf die nahe beieinander liegenden Aufnahmezeiten schieben. Dass das Highlight des Albums mit "Settle Me Down" schon wieder eine countryeske Ballade ist, die einem auf seltsame Weise das Herz erwärmt, kann jedoch kaum ein Zufall sein – wie wär‘s beim nächsten spontanen Wurf mit einem Country-Album, Jungs?!

Fazit

Auf "Tomorrow's Hits" treten The Men in die Fußstapfen der Helden der amerikanischen Rockmusik und zeigen damit einmal mehr, dass sie sich aus tausend Ecken zugleich ihre Einflüsse und Ideen holen. Was die Qualität der Musik angeht, kann man von Auf-der-Stelle-Treten sprechen – seit Jahren veröffentlichen sie beständig konstant gute Musik. Sonst bleibt aber mal wieder kaum ein Stein auf dem alten.

Anspieltipps

Get What You Give

Pearly Gates

Settle Me Down

Artistpage

WeAreTheMen.Blogspot.com

Tracks

1.Dark Waltz
2.Get What You Give
3.Another Night
4.Different Days
5.Sleepless
6.Pearly Gates
7.Settle Me Down
8.Going Down

Stephanie Stummer - myFanbase
05.05.2014

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