Bewertung
Eels

The Cautionary Tales of Mark Oliver Everett

"I've got a good feeling / About where I'm going", singt Mark Oliver Everett erst ganz, ganz am Ende einer Platte voll bitterer Selbstvorwürfe. Sein musikalischer Selbstheilungsprozess erstreckt sich nun schon über elf LPs – vom zuletzt positiveren, überschwänglichen Stil von "Wonderful, Glorious" ist er nun wieder beim Grübeln, Sinnieren und Verzweifelt-Sein gelandet: Die Eels verabschieden sich also fürs Erste von ihren peppigen Trainingsanzügen und haben stattdessen wieder die Denkmütze aufgesetzt.

Foto: Eels - "The Cautionary Tales of Mark Oliver Everett" - Copyright: Pias Coop/E-Works
Eels - "The Cautionary Tales of Mark Oliver Everett"
© Pias Coop/E-Works

Abnehmen tut man ihnen sowohl die Rock'n'Roll-Spaßvögel als auch die Profi-Melancholiker, die mit einem Orchester auf Tour gehen. Die Grundgerüste für die Songs auf "The Cautionary Tales of Mark Oliver Everett" standen teilweise schon vor "Wonderful, Glorious", wurden aber auf Eis gelegt und letztendlich neu überarbeitet – was vielleicht auf die diesmal wieder sehr persönlichen Texte zurückzuführen ist, die man selbst als Mann, dessen tragische Lebensgeschichte allen nur zu gut bekannt ist, wohl nicht so leicht loslässt.

Die thematische Klammer bilden der erste und der letzte Song "Where I'm At" und "Where I'm Going", dazwischen liegt das trotz seiner scheinbaren Leichtigkeit nahe gehende "Where I'm From". Als einziger Song beschäftigt sich dieser mit dem, was ihm im Leben genommen worden ist – verpackt in ein paar rührende Zeilen, die auf seine verstorbenen Familienmitglieder anspielen: "Three ghosts and I sitting on the couch last night / Catching up on all the time / It's been a while since we got together / And you know that it's often on my mind".

Alles andere dreht sich hauptsächlich um die Dinge, die Everett sich selbst genommen hat - durch Egoismus, Fehlentscheidungen, weil er es einfach verbockt hat. Er geht sehr hart mit sich ins Gericht, gibt sich selbst die Schuld am Scheitern einer wichtigen Beziehung ("Agatha Chang", "Kindred Spirit") und an der Tatsache, dass aus ihm nicht das geworden ist, was er hätte werden sollen ("I thought I'd have some answers by now", "I thought I'd end up a gentleman", "everyday I live in regret and pain").

Diese schwer verdaulichen Themen werden in das vertraute, für ernstere Eels-Alben so typische Gewand verpackt: Friedhofsjingles mit schleppenden Bläsern, mit Geigen verhangene und mit rauer Stimme gesungene Folk-Songs, den Hörer sanft einlullende E-Piano-Stücke. Nach all den Jahren ist einem diese Welt schon so vertraut, dass es sich ein bisschen wie Nach-Hause-Kommen anfühlt, sobald E sein gutes, altes Glockenspiel auspackt.

Fazit

So sehr man Everett wünscht, mit sich selbst ins Reine zu kommen und seine Vergangenheit aufzuarbeiten, so wenig Grund gibt es, ihn nicht weiterhin auf seiner musikalischen Reise zu begleiten: In gewohnter, mittlerweile höchst vertrauter Art und Weise fügt er seinem Band-Katalog ein weiteres feines Werk hinzu – diesmal wieder von der ernsten, teilweise sogar verbitterten Sorte.

Anspieltipps

Parallels

Lockdown Hurricane

Where I'm From

Mistakes of My Youth

Artistpage

EelsTheBand.com

Tracks

1.Where I'm At
2.Parallels
3.Lockdown Hurricane
4.Agatha Chang
5.A Swallow in the Sun
6.Where I'm From
7.Series of Misunderstandings
8.Kindred Spirit
9.Gentlemen's Choice
10.Dead Reckoning
11.Answers
12.Mistakes of My Youth
13.Where I'm Going

Stephanie Stummer - myFanbase
13.05.2014

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