Sleep Is The Enemy
Man sollte nie Erwartungen an ein Album stellen. Entweder, es wird dann besser als erwartet, womit alle Erwartungen gelinde gesagt fürn Arsch sind, oder es wird so schlecht, dass man seine Erwartungen zum Teufel wünscht. Also habe ich meine Erwartungen an „Sleep Is The Enemy“, den neuesten Output von Danko Jones, dem kanadischen Rock-Trio, bewusst auf eine Erwartung beschränkt: Es soll rocken.
Wer die Vorgänger-Alben kennt, weiß: Wenn Danko Jones aufdrehen, dann wackelt die Bude, der Fuß zuckt rhythmisch im Takt und es gibt ordentlich was auf die Löffel. Hardrock meets Rock’N’Roll. Und wenn ein Song mal ruhiger startet, dann wird spätestens im Chorus auf Vollgas geschaltet. Aber ich drifte ab, zurück zum Album … "Sleep Is The Enemy" … Noch nie von attraktiven Frauen geträumt, Mr. Jones? Wer Danko kennt, weiß, dass es in seinen Texten fast immer um Frauen geht – einmal liebt er sie, dann hasst er sie, der arme Mann.
"Sticky Situation" handelt auch gleich von einer Dame, die nicht gut bei den Jungs ankommt, dann ihren Stil ändert und der sprichwörtliche "Burner" wird. "Baby Hates Me" erinnert dann ein wenig an einen Bastard aus "Lover Call" und "Suicide Woman" vom Album "Born A Lion". Danko brüllt sich den Frust raus – ob er wohl auf die Dame aus Song Nr. 1 reingefallen ist? Es folgt "Don’t Fall In Love", die logische Fortsetzung aus Aufriss-Song und Schlussmach-Song, und dieser Song hat die Coolness wohl löffelweise gefressen … Und jetzt alle im Chor: "Everybody wants to fall in love … NOT ME!"
Was kommt nach Liebeskummer? Richtig: Neu verlieben. "She’s drugs, she’s drugs … Just one look and you get addicted" – Gibt es jemanden, der das noch nicht erlebt hat?! Der Song geht direkt nach vorne, Danko Jones at their best, wer da ruhig sitzen kann, hat wahrlich den Rock’N’Roll nicht im Blut! Aber Danko Jones wären nicht Danko Jones, wenn sie nicht zwischendurch mal ein bisschen seltsame Songs schreiben würden. Wo da einst Oralsex besungen wurde ("Lover Call" auf "Born A Lion"), gibt’s jetzt den Song "The Finger" über die wunderbare Geste italienischer Herkunft – den ausgestreckten Mittelfinger.
Erinnert ihr euch noch, dass Danko vor kurzem eine Frau kennen gelernt hat, die ihn von "just one look" "addicted" gemacht hat? Gut, es folgt das "First Date" mit jeder Menge "electricity". Der Song über das erste Date erinnert mich an MTV Dismissed: "Do you kiss on the first date?" Sagt mal, hat jemand von euch diesen Spruch in unseren Breiten schon jemals gehört oder selber verwendet? Der Song selbst rockt wieder gewaltig, Mitgröhlfaktor 100%, wovon ich mich auch live überzeugen konnte. Und gerade im gesprochenen Teil mal wieder Coolness pur: Danko findet seine Begleiterin heiß, will ihre Hand halten und alles tun, was andere Pärchen gerne tun, nämlich "go to a movie", "have some dinner", "take a walk", "look at the moonlight", … Scheiß Zyniker!
In "Invisible" wird’s dann ein bisschen härter, wenn der gute Mann seiner Liebe sagt, was er alles für sie tun würde: Seine Kreditkarte übers Limit treiben, sein Auto zu Schrott fahren, seine Mutter zum Heulen bringen, sein bestes Stück maträtieren, … Am besten selber reinhören, es wäre nicht ganz jugendfrei, alles hier rein zu schreiben! ;) "Natural Tan" ist ein schön stressiger Track, bevor "When Will I See You" im Intro eine Ballade (!) andeutet, aber wer glaubt im Ernst, dass die Jungs eine Ballade liefern? Ballade hin oder her, es handelt sich hier eindeutig um den poppigsten Song und er will einfach nicht so recht zum Rest des Albums passen.
Das obligatorische Experiment auf dem Album folgt mit "Time Heals Nothing": Die Drums am Anfang klingen ein wenig nach Drum-Computer, die Gitarrenriffs sind schräg, die Gesangslinien weinerlich und gehen mir schon nach dem ersten Chorus auf die Nerven. Endspurt: "Sleep Is The Enemy", der Titeltrack, fetzt wie gewohnt, aggressiv und schnell und wenn er vorbei ist, sitzt man erst mal da und staunt über die Power.
Was mag ich an Danko Jones? Sie sind schnell und hart, aber trotzdem Easy Listening. Und wenn sie nix mehr zu sagen haben, dann ist der Song einfach zu Ende, statt einen weiteren Chorus oder irgendwelche Instrumentalteile einzufügen, wie es andere Bands gerne machen. Und wenn’s nach 2:40 vorbei ist, dann ist es halt nach 2:40 vorbei, who cares? Danko Jones sind zynisch und selbstironisch und bringen das überzeugend rüber., eine wunderbare Abwechslung zwischen der "Oh I love you so"- und der "Fuck everything"-Welt.
Fazit zum Album: Wer die Vorgängeralben kennt, wird auch von "Sleep Is The Enemy" weder überrascht noch enttäuscht sein. Ohrwürmer en masse, auch wenn richtige Kracher "Forget My Name", "Wait A Minute" (We Sweat Blood), "Play The Blues" oder "Papa" (Born A Lion) fehlen, dafür keine Aussetzer über die Länge des gesamten Albums. Wer ordentliche Rockmusik zum Kopfschütteln braucht – hier ist sie, greift zu und "enjoy".
Anspieltipps:
"Sticky Situation"
"Don’t Fall In Love"
"She’s Drugs"
"First Date"
Tracks
1. | Sticky Situation | |||
2. | Baby Hates Me | |||
3. | Don't Fall In Love | |||
4. | She's Drugs | |||
5. | The Finger | |||
6. | First Date | |||
7. | Invisible | |||
8. | Natural Tan | |||
9. | When Will I See You | |||
10. | Time Heals Nothing | |||
11. | Sleep Is The Enemy |
Clemens - myFanbase
20.04.2006
Diskussion zu dieser CD
Weitere Informationen
Veröffentlichungsdatum (DE): 17.02.2006Genre: Rock
Jetzt bestellen
Album jetzt bei Amazon.de
bestellen
Aktuelle Kommentare
23.11.2024 12:44 von Lena
Cruel Intentions: Cruel Intentions
Ich habe es mir für kommende Woche vorgenommen. War von... mehr
20.11.2024 15:18 von Catherine
Liebeskolumnen: Rory & Dean, Teil 3
Ich glaube, es wurde während des "Gilmore... mehr