Turn Blue
Dass ausgerechnet sie innerhalb der letzten Jahre zu der einen Rockband geworden sind, auf die sich Nerd, Hipster und Cheerleader gleichermaßen einigen können, dürfte die immerzu muffeligen, maulfaulen Black Keys wohl selbst am meisten irritieren. Mag es ihnen auch an Interesse an all dem Ruhm und der Aufmerksamkeit mangeln, so hilft es nichts, sich vehement dagegen zu sträuben, wenn man ein aufregendes Album nach dem anderen veröffentlicht: Liebe Black Keys, so wie es aussieht, könnt ihr es euch noch eine Weile auf dem Hipster-Thron bequem machen.
"Turn Blue", das zuletzt erschienene Album in einer Reihe von tollen Alben, ist das berühmt-berüchtigte Trennungsalbum geworden – Dan Auerbach verarbeitet die Scheidung von seiner Frau, drückt seinen Frust in mehreren Spitzen nur zu deutlich aus und verpackt die restlichen Emotionen in Musik, die am ehesten dazu in der Lage ist, ihnen Ausdruck zu verleihen: Soul, Blues, Psychedelic. Dass sich auf "Turn Blue" letztendlich alles die Waage hält und feinsinnig poppig ausgefallen ist, haben wir einmal mehr Brian Burton alias Danger Mouse zu verdanken – dem Mann, der momentan für die Popwelt wohl so eine Art Superheld darstellt.
Das Verhältnis zwischen Auerbach, Carney und Burton muss aber auch ein selten fruchtbares und harmonisches sein – wie aus einem Guss klingt "Turn Blue", einen Wimpernschlag entfernt von zu perfekt. Der Einstieg mit "Weight of Love" ist episch, ausufernd, verspricht gleich zu Beginn Großes – auch wenn die erste Zeile "I used to think, darling, you never did nothing / but you were always up to something" einen schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholt. Danach machen die Black Keys ein paar Schritte weg vom Psychedelischen hin zu Soul, Blues und sogar ein paar Synthesizern: Über "Fever", die Vorab-Single, wurde ja schon heftig diskutiert – und es ist im Grunde ganz einfach: Wenn das gute Stück so sehr in die Beine fährt wie "Fever", darf auch eine gestandene Band, die ihr Herz dem Rock'n'Roll verschrieben hat, eine Nummer für die Tanzfläche veröffentlichen.
Ein gewisses Zucken in den Beinen verursachen sowieso die meisten Stücke auf "Turn Blue" ("It's Up to You Now", "10 Lovers"), ein Refrain fällt einnehmender aus als der andere (herrlicher Geradeaus-Rocker: "Gotta Get Away") – und während einen Auerbachs Falsettgesang gerade angenehm umschmeichelt, nimmt der Song plötzlich an Fahrt auf ("Bullet in the Brain") und marschiert schließlich genauso konsequent aus dem psychedelischen Nebel heraus, wie er sich ein paar Takte vorher hat gehen lassen.
Genau diese Konsequenz und die Disziplin, mit der die Black Keys an die ganze Sache herangingen, machen das Album letztendlich so herausragend – Einfälle wie das ausufernde Intro beim Eingangsstück werden zielsicher eingesetzt, aber nicht unnötig ausgereizt; die Songs dauern keinen Tick länger, als sie dauern müssen; sie wurden so optimal zurechtgestutzt und reduziert, dass man am Ende das Gefühl hat, einem einzigen Hitfeuerwerk zu lauschen.
Fazit
Nach dem Erscheinen von "Brothers" im Jahr 2010 hat man die Black Keys ein bisschen gegen ihren Willen auf einen Thron gehievt - vier Jahre und zwei Alben später kann man noch immer sagen: Völlig zu Recht.
Anspieltipps
Weight of Love
In Time
Fever
Bullet in the Brain
Gotta Get Away
Artistpage
Tracks
1. | Weight of Love | |||
2. | In Time | |||
3. | Turn Blue | |||
4. | Fever | |||
5. | Year in Review | |||
6. | Bullet in the Brain | |||
7. | It's Up to You Now | |||
8. | Waiting on Words | |||
9. | 10 Lovers | |||
10. | In Our Prime | |||
11. | Gotta Get Away |
Stephanie Stummer - myFanbase
23.10.2014
Diskussion zu dieser CD
Weitere Informationen
Veröffentlichungsdatum (US): 13.05.2014Veröffentlichungsdatum (DE): 09.05.2014
Genre: Soul, Rock, Alternativ
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