Crush Songs
"Love's a fucking bitch", tönt Karen O über ein paar dürftigen Gitarrentönen: Willkommen auf der "Man-hat-mir-das-Herz-gebrochen"-Platte der Sängerin der Yeah Yeah Yeahs. Eine ansonsten souveräne und ausgeflippte Frau zeigt sich von ihrer verletzlichen, naiven Seite: Es könnte großartig funktionieren – tut es aber nur bedingt.
Die "Crush Songs" entstanden in den Jahren 2006 und 2007, als Karen Orzolek besagten Herzschmerz durchmachte. Sie tat, was jeder vernünftige Songwriter in solchen Momenten wohl macht: Sie schrieb sich den Frust von der Seele ("never love again"), griff zur Gitarre und nahm ein Album auf. Wie unmittelbar und spontan dieser Prozess vor sich gegangen sein muss, spiegelt der Sound des Albums wieder: Wir haben es hier mit einer astreinen LoFi-Produktion der Sorte "Im Wohnzimmer produziert" zu tun.
Ein paar geschrammelte Gitarrenakkorde, ein bisschen Rauschen, manchmal dumpfer, manchmal greinender, niemals klarer Gesang – nach viel mehr verlangen die vorliegenden Songskizzen nicht. Nach viel mehr verlangt auch die Thematik nicht; nicht die Liebe, nicht das Verlassen-Werden und schon gar nicht die anderen schrulligen Ideen, die sich auf "Crush Songs" finden. Die Herangehensweise von Karen O ist um einiges ehrlicher und authentischer als etliche aufgetakelte, aufpolierte Hymnen der Marke "I Will Survive".
Und dass Karen O und ihr Organ auch ohne all das pompöse Drumherum wirken (und sie liebt doch zugegebenermaßen die Inszenierung und den Pomp), wissen wir spätestens seit ihrer Arbeit für den Soundtrack zu "Where the Wild Things Are". Die Stärke des Albums ist aber gleichzeitig seine Schwäche: So toll es ist, dass Ideen nur angedacht und nicht aufgeblasen werden, so frustrierend kann es auch sein, vier Eineinhalb-Minütern mit vielleicht je sechs gehauchten Zeilen zu lauschen, die schon wieder vorbei sind, bevor man sich überhaupt darauf einlassen konnte.
Auch "Day Go By" oder "Body", ein paar der wenigen Songs, die tatsächlich als solche zu bezeichnen wären, sind eher ungeschliffene, aber vielversprechende Rohdiamanten: Hier ist genug Zeit und Eingängigkeit vorhanden, damit der Funke überspringt; man fühlt und leidet mit und kann auch den Kreischanfall gegen Ende von "Body" nachvollziehen. Eine weitere, fröhlichere Seite zeigt sie schließlich auf "King" und "Singalong", wo sie auf den Spuren von Anti-Folk-Heldin Kimya Dawson und deren scheinbar kindlich-naivem Zugang zur Musik wandelt.
Fazit
Die Songs auf "Crush Song" sind nicht uncharmant, Sound und Umsetzung nicht völlig daneben – im Gegenteil, die Herangehensweise von Karen O hätte großes Potenzial. Dass aber der Großteil ihrer Ideen auch weiterhin nur als Fragment bestehen bleibt, macht ihre Platte zu einem teilweise unbefriedigenden Hörerlebnis. Auch dass die Songs erst so viele Jahre nach ihrem Entstehen veröffentlicht werden, gibt ihnen den schalen Beigeschmack eines "Füllmaterials". Andererseits: Möglicherweise fühlte sich Karen O erst jetzt für die Veröffentlichung bereit...
Anspieltipps
Rapt
Comes the Night
Day Go By
Body
Artistpage
Tracks
1. | Ooo | |||
2. | Rapt | |||
3. | Visits | |||
4. | Beast | |||
5. | Comes the Night | |||
6. | NYC Baby | |||
7. | Other Side | |||
8. | So Far | |||
9. | Day Go By | |||
10. | Body | |||
11. | King | |||
12. | Indian Summer | |||
13. | Sunset Sun | |||
14. | Native Korean Rock | |||
15. | Singalong |
Stephanie Stummer - myFanbase
02.12.2014
Diskussion zu dieser CD
Weitere Informationen
Veröffentlichungsdatum (US): 09.09.2014Veröffentlichungsdatum (DE): 05.09.2014
Genre: Low Fidelity, Singer-Songwriter
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