Bewertung
Marina and the Diamonds

Froot

Schon bei der Fertigstellung ihres 2012er Albums "Electra Heart" sei Marina Diamandis alias Marina and the Diamonds klar gewesen, dass ihr drittes, nachfolgendes Album komplett anders werden sollte. Und so geschah es auch: "Froot" erscheint nun in weniger schillernden Outfits, wenngleich teilweise stark vom 70er-Jahre-Groove geprägt.

Foto: Marina and the Diamonds - "Froot" - Copyright: Warner Music Group
Marina and the Diamonds - "Froot"
© Warner Music Group

So versprüht das Titelstück noch so gute Laune wie einige Songs des Zweitlings, denn Marina kokettiert mit der Bubblegum-Schauspielerei des letzten Werks. Gegen Ende dominiert dann aber Schwermut und Selbstreflexion – wie bei vielen der zwölf Stücke. Kein Wunder, denn neben David Kosten (Bat For Lashes, Natalie Imbruglia) wurde Marina bei der Produktion von "Froot" vom Drummer von The Cure, Jason Cooper, unterstützt.

"I'm a Ruin" und "Gold" kommen sanft mit Handclaps daher, "Solitaire" und "Immortal" sind beide unglaublich langsam und bedrückend. Letzteres thematisiert eine verflossene Liebe, sowie Zeit und ewiges Leben oder das Fehlen von einem und beiden. Die Entwicklung als Songwriterin, die sich nicht mehr hinter der Kunstfigur einer Schönheitskönigin verstecken muss, ist mit diesem komplexen Song deutlich.

Die 29-jährige Musikerin bleibt dennoch exzentrisch mit zynischen Kommentaren – und vor allem handwerklich perfekt. So zieht sie bei "Blue" ("I don't wanna feel blue anymore") das "Gimme" bei "Gimme one more night" hoch wie eh und je. "Better Than That" ist catchy mit eingängigem, fistelstimmigem Chorus. Und bei "Savages", das startet wie einst "Power & Control", aber zurückgelehnter bleibt, singt sie zudem mit sich über den treibenden Beat hinweg selbst im Chor. Qualitäten, die sie einst an der West London Music School studiert hat.

Fazit

Dass "Ray of Light" von Madonna zu ihren Lieblingsalben zählt, hört man stark heraus – was nicht unbedingt schlecht ist. Im Vergleich zu ihrem Hollywoodkonzeptalbum über weibliche Identität in der Gesellschaft, für das Marina in die Rolle der makellos gekleideten 50er-Jahre-Barbie geschlüpft ist, sinkt das Werk nur leider etwas ab. Dass die Wahllondonerin stark von ihrer Stadt und dem Regen dort beeinflusst ist, spürt man – und eckt leider mit den hymnischen Diskoelementen in beispielsweise "Forget" an. Dennoch bleibt die Freude auf ein viertes Album, in dem alles besser zusammenfließt. Schließlich bildet die gebürtige Walisierin ihren Wachstumsprozess als Künstlerin ab – und sie ist noch längst nicht am Ende.

Anspieltipps

Happy

Froot

Savages

Immortal

Artistpage

MarinaandtheDiamonds.com

Tracks

1.Happy
2.Froot
3.I'm a Ruin
4.Blue
5.Forget
6.Gold
7.Can't Pin Me Down
8.Solitaire
9.Better Than That
10.Weeds
11.Savages
12.Immortal

Simone Bauer - myFanbase
09.04.2015

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