Glitterbug

Es ist nicht so, als wären sie lange weggewesen. Sänger Matthew "Murph" Murphy und Schlagzeuger Daniel "Dan" Haggis, beide aus Liverpool, und der norwegische Bassist Tord Overland-Knudsen waren unentwegt auf Tour. Zu Recht haben sie den Ruf, jeden Abend Gitarrensolos in schweißreichen, energetischen Konzerten ohne Verschnaufpause nieder zu brennen. Dazwischen: Immer wieder Studio. Immer wieder Studio. In London und in Los Angeles und natürlich daheim in Liverpool. Also kein Wunder, dass die Fans trotzdem ungeduldig wurden.

Denn eigentlich hätte das dritte Werk, "Glitterbug", wesentlich früher erscheinen sollen. Doch zum einen haben sich die drei Multiinstrumentalisten nicht nur an Paul McCartneys Musikhochschule kennengelernt und sind echte Perfektionisten, zum anderen gab es Probleme mit dem Label. So beglückte "Your Body Is a Weapon", produziert von mit Eric Valentine (Queens of the Stone Age), das sich mit dem Thema Paparazzi und Stalker auseinander setzt, bereits Ende 2013 als erstes neues Lebenszeichen – für lange Zeit.

Die Richtung war damit schon klar: Die Gesangslinien sind dieses Mal choraler und epischer, die Synthies haben Überhand, doch immer wieder grätscht eine Gitarre dazwischen, unterstützt von Produzent Mark Crew (Bastille). Vom ersten Album "A Guide to Love, Loss And Desperation" ist nur noch das Thema übriggeblieben. Daher geht es um Sex, daher geht es um Befindlichkeiten. Bot die zweite Scheibe "The Modern Glitch" mit "Anti-D" schon ein lähmendes Lied über die eigenen Dämonen, geht es hier auch weiter mit der Selbstzerstörung, mit dem Runterkommen nach langen Indiediskonächten.

Den rohen Rock findet man nur noch in "The English Summer" mit verhallter Gesangsstimme. Hier gleitet die Linke so flink über das Griffbrett wie einst auf ihren B-Seiten. Eine starke Gitarre bittet aber zum Beispiel auch der Opener "Emoticons", in dem Murph mit fisteliger Stimme nervige Emojis besingt. Die aktuelle Single "Give Me a Try" ("We could be gigantic!") ist autobiografisch und auch sonst greift Murph aufkeimende Gefühle, zerbrechende Beziehungen und Liebe auf Distanz auf. Die hohe Tonlage packt er dafür wieder im groovigen "Pink Lemonade" aus.

Auf der dritten Platte klingt die Band stets jugendlich und doch steckt die Entwicklung im Detail. "Smashing mics in karaoke bars" in der Single "Greek Tragedy" ist eine Reminiszenz an den Hit "Tokyo (Vampires & Wolves)" und ist ein schweres Stück. Da ist Party, da ist Liebe, irgendwie, und man ist dadurch auch ziemlich kaputt. Ein weiteres Highlight einer wilden Nacht ist das fliegende "This Is Not a Party" ("It's a hurr-i-caaaane!"), das textlich mit Murphs bester Freundin Lulu beginnt und mit seiner ganzen Clique weitermacht.

"Isabel" ist nicht nur endlich wieder ein Stück von den drei Herren, das einen Mädchennamen trägt, sondern auch ein sehr langsames, tragisches. "So tell me sweetheart, did they teach you all of this in a school? In a school around here? Because I'm out my depth now, you can't leave me all alone in this bed covered in your sweat and my fear." – egal, ob man sich in den Erzähler oder in die Besungene versetzt, das Lied, das wie "Alice im Wunderland" beginnt, passt zu einer ganzen Generation.

Fazit

"Glitterbug" in einer Nussschale: Innovativ und teilweise wie aus einem Guss. Darauf hat sich das vier Jahre währende Warten gelohnt. Die Songs berühren gleichermaßen bei Nachtfahrten wie sie aufrühren in Nächten im Indieclub. Und ordnen sich damit perfekt in die Diskografie der drei Jungs ein.

Anspieltipps

Give Me a Try

This Is Not a Party

The English Summer

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TheWombats.co.uk

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