Edge of the Sun
Calexico haben offenbar Gefallen an gemeinsamen Ausflügen zwecks Inspiration und Songwriting gefunden – für "Algiers" reisten sie zuletzt nach New Orleans, das aktuelle Album "Edge of the Sun" ist nun bei einem Aufenthalt in Mexiko-City entstanden. Das Spannendste daran ist wohl die Tatsache, dass Joey Burns, der Mann, dessen Songs das Kopfkino seiner Hörer stets mit Bildern von mexikanischen Städten und in der Hitze flirrenden Grenzübergängen fütterten, ebenda noch niemals war.
Rund um "Edge of the Sun" ist dies aber auch schon die einzige Überraschung, die letztendlich nicht einmal allzu große Auswirkungen auf das Endprodukt hat: Auch wenn die Songs diesmal tatsächlich in Mexiko entstanden sind, wurde den mexikanischen Rhythmen und Mariachi-Bläsern entgegen allen Erwartungen nicht noch mehr Platz eingeräumt als auf den anderen Platten der Band. Auf Calexico kann man sich ja hervorragend verlassen: Regelmäßig veröffentlichen sie auf konstant hohem Niveau ihren Mix aus Americana, Folkrock und eben den lateinamerikanischen Sounds, die ja letztendlich ihr größtes Markenzeichen sind. Groß erklären muss man diesen Sound nicht mehr – mit richtig großen Überraschungen muss man ebenso wenig rechnen wie mit richtigen Ausfällen.
Das obligatorische Instrumental ist üblicherweise und auch dieses Mal eines der Highlights – es ist bestes Futter fürs Kopfkino und einer der Gründe, warum man sich stets auf neues Album von Calexico freuen kann. In diesem Fall heißt es "Coyoacán", der Name des Viertels in Mexiko-City, in dem sie am neuen Material arbeiteten. Meist gibt es dann noch einen weiteren "lateinamerikanischen Schwerpunkt": Die spanische Sängerin Amparo Sánchez unterstützt Burns in "Cumbia de Donde", einer aberwitzigen Verbindung von eben lateinamerikanischen Rhythmen und ungewohnt spacigen Synthesizer-Klängen. Die Textzeilen "I'm not from here / I'm not from there / Where am I going? / Should I care?" bringen ein Grundgefühl der Musik von Calexico gut auf den Punkt – während die Beine schon eifrig im Takt mittappen.
Sánchez ist nur eine von vielen Gästen auf "Edge of the Sun": Sam Beam, ein jahrelanger wichtiger Wegbegleiter der Band, unterstützt sie bei "Bullets & Rocks" und lässt Erinnerungen an "In the Reins" wach werden; Neko Case lässt das sehnsüchtige "Tapping on the Line" noch einen Tick rastloser wirken, Ben Bridwell von Band of Horses darf gleich im Opener "Falling from the Sky" ans Mikro. Die mexikanische Sängerin Carla Morrison begleitet Burns im vielleicht auffälligsten Song "Moon Never Rises" – der sich irgendwo zwischen melancholischem, jamaikanischem Ska und bittersüßem Lovesong einpendelt.
Dass die Bandbreite von Calexico zwar seit Jahren oft gleichbleibend, aber letztendlich größer ist, als die oben genannten musikalischen Eckpfeiler vermuten lassen, merkt man erst im direkten Vergleich: Da folgen auf das Tex-Mex-Instrumental ein typischer Americana-Song mit Pedal-Steel-Einsatz ("When the Angels Played"), eine mit Streichern durchzogene Ballade ("Miles from the Sea") und ein geflüsterter, mit nervösen Percussions unterlegter Wüsten-Song ("World Undone").
Fazit
"Edge of the Sun" bietet seinem Hörer keine großen Neuheiten, aber ein paar feine neue Nuancen und das gewohnt vielfältige Spektrum des Calexico-Sounds. In der Kritik zu "Algiers" hatte ich getönt, dass es egal sei, wo Calexico ihre Alben aufnehmen, mit einer Zehe seien sie immer in Mexiko. Auch wenn sie diesmal tatsächlich mit allen Zehen in Mexiko waren, beweist das Endergebnis schließlich, dass dieses Land zwar seit jeher einer der wichtigsten Inspirationen für sie ist, man Calexico letztlich aber nicht nur darauf reduzieren kann.
Anspieltipps
Bullets & Rocks
Cumbia de Donde
Miles from the Sea
Coyoacán
Beneath the City of Dreams
Artistpage
Tracks
1. | Falling from the Sky | |||
2. | Bullets & Rocks | |||
3. | When the Angels Played | |||
4. | Tapping on the Line | |||
5. | Cumbia de Donde | |||
6. | Miles from the Sea | |||
7. | Coyoacán | |||
8. | Beneath the City of Dreams | |||
9. | Woodshed Waltz | |||
10. | Moon Never Rises | |||
11. | World Undone | |||
12. | Follow the River |
Stephanie Stummer - myFanbase
21.05.2015
Diskussion zu dieser CD
Weitere Informationen
Veröffentlichungsdatum (US): 14.04.2015Veröffentlichungsdatum (DE): 10.04.2015
Genre: Rock, Independent, Alternativ
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