Geister
Zwei Jahre nach ihrem Debüt veröffentlichen Gloria ihre "Geister". Damit werden Mark Tavassol (Wir sind Helden) und Klaas Heufer-Umlauf ("Circus HalliGalli") noch ernster, noch feinfühliger – noch wichtiger.
Die Platte beginnt mit einem Klavier, etwas schwermütig, aber noch schnell genug, um klar zu machen: Es wird etwas passieren. Und so passiert auch das Schlagzeug, die anderen Instrumente, die Mark Tavassol spielt, die Stimme. Diese gehört Klaas Heufer-Umlauf, der auch schon vor Gründung des Singer/Songwriter-Duos Gloria klargemacht hat: Er kann auch – und vor allem – Ernst. Ziemlich gut sogar. Und so wird mit dem Titeltrack "Geister" schon deutlich, dass da kein luftiges Sommeralbum auf den Hörer wartet.
Nicht, dass das Debütalbum im September 2013 schon ein Gute-Laune-Stück gewesen wäre. Und das braucht es auch überhaupt nicht. In einer Zeit voller schneller Hits tut Handgemachtes gut. Raues. Wenn Klavierpedale noch leicht knarzen und Gitarrensaiten quietschen – als wäre es so geschrieben worden.
Der Text über falsche Ideale und unreflektiertes Dasein setzt sich nicht nur in einem der stärksten Songs des Albums, dem hymnischen "Heilige und Hunde", fort. Generell wirkt "Geister" wie ein Konzeptalbum über das Begraben von wahren Idealen. Die Schatten der Vergangenheit selbst kommen in "Stolpersteine" vor, das gegen das Leugnen und Vergessen vorgehen will. "Schwaches Gift" wirkt dabei gar politisch – Ideale können nun mal auch korrumpiert werden, aus welchen Gründen auch immer.
"Das, was passiert" gefällt mit einem stoischen Beat, während "Kreis" gut mit nur Stimme und Akustikgitarre auskommt. Mit "Der Pilot" wird augenscheinlich eine kleine Fortführung des Songs "Endlich Kombinieren" vom ersten Album geschaffen, wenn vielleicht auch unbeabsichtigt. Der motivierte, aufstrebende Charakter hat sich zurückgezogen von seinen Plänen. Und das passt – viele haben ihre Visionen aufgegeben, noch mehr Menschen haben Burnout.
Und dann fühlt man manche Teile des vielschichtigen Werks, die die Ruhe sprechen lassen. Oder man spürt einen anderen Effekt, den des "Ghosting", wenn man sich in einer Beziehung mit Freunden oder Liebhabern zurückzieht, schweigt, verschwindet. Und so wabbert "Heilige und Hunde" im Hintergrund, flüstert Gedanken ein, mit denen die Auseinandersetzung schmerzt. Vielleicht der Vorsatz des Albums. Ziemlich sicher perfekt gelungen.
Fazit
"Geister" besteht aus zehn Liedern, die durch absolute musikalische Spielereien und Raffinesse im Lyrischen überzeugen. Die Botschaft des Albums ist dabei gar philosophisch – und doch gibt es den ein oder anderen schmissigen Song, wie das treibende "Ohne Träume", "Haut" oder "Neu Beginnen". Letzteres – textlich ein ewiges "Was Wäre Wenn" - ist allerdings wieder eine Stufe zurück geschalten. Nicht abwegig bei Musik, die stark von der Hamburger Schule beeinflusst ist. Gloria bleibt eine Band, auf deren Entwicklung man unbedingt gespannt sein darf. Das Werk ist jetzt schon groß.
Anspieltipps
Heilige und Hunde
Ohne Träume
Haut
Artistpage
Tracks
1. | Geister | |||
2. | Neu Beginnen | |||
3. | Schwaches Gift | |||
4. | Das, was passiert | |||
5. | Kreis | |||
6. | Der Pilot | |||
7. | Heilige und Hunde | |||
8. | Ohne Träume | |||
9. | Haut | |||
10. | Stolpersteine |
Simone Bauer - myFanbase
03.08.2015
Diskussion zu dieser CD
Weitere Informationen
Veröffentlichungsdatum (DE): 07.08.2015Genre: Singer-Songwriter
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