Bewertung
Husky

Ruckers Hill

Die Songs auf "Ruckers Hill" sind für die Momente, wenn das Lagerfeuer bereits heruntergebrannt ist, sodass man nur noch ein Glimmern in der Dunkelheit sieht; wenn die Sterne so schön leuchten und das Bier noch so gut schmeckt, dass noch niemand ins Bett gehen will. Und für den Morgen danach, wenn man den ganzen strahlenden Sonnentag vor sich hat – und das Leben zu kitschig um wahr zu sein erscheint.

Foto: Husky - "Ruckers Hill" - Copyright: Embassy of Music
Husky - "Ruckers Hill"
© Embassy of Music

Es ist das zweite Album von Husky aus Melbourne, der ersten australischen Band, die bei Sub Pop unter Vertrag genommen wurde, und wieder machen sie das, was sie am besten können und ihnen scheinbar so leicht von der Hand geht: Süffigen Folk-Pop, in der Tradition von Größen wie Simon & Garfunkel, mit geradezu zeitlosen Harmonien und Melodien.

Husky Gawenda (ja, sein Vorname lautet tatsächlich so) und seine Truppe verbinden auf "Ruckers Hill" mehrere Folk-Subgenres und schaffen es, jedem einzelnen davon Tribut zu zollen, ohne es gegen das andere auszuspielen. Und obwohl sie alle miteinander verwandt sind und dieselben Urväter haben, ist dieses natürliche Nebeneinander-Bestehen gar nicht so selbstverständlich, wie man denken würde: Zum einen gibt es unter anderem mit "Saint Joan", "Arrow" und "I'm Not Coming Back" diese hübschen, fluffigen Uptempo-Nummern mit mehrstimmigem Gesang und jeder Menge Überschwang in jeder einzelnen der Stimmen – "Power-Folk" möchte man es nennen; Musik, die vielleicht das gemeine Radio-Programm auflockern würde, hätte das Formatradio nicht schon seine üblichen zwei, drei Bands, mit der es die Quote für Baumwollhemden-und-Ziegenbart-Folk erfüllt.

Zum anderen zeigen Husky ohne Scheu und falsches Getue, wer ihre größte Inspiration und ihre größten Helden sind – auch wenn deren Zeit natürlich schon ein paar Jahrzehnte zurückliegt: Die Songs auf "Ruckers Hill" sind vom ersten vielstimmigen Gesang und der ersten Kopfstimme bis zur entrückten, ätherischen Atmosphäre durchzogen vom Geiste von Simon & Garfunkel, Crosby, Stills, Nash & Young und ähnlichen Barden - nur wirken sie wie eine noch blauäugigere, unschuldigere, auf jeden Fall jüngere Version derselben ("For to Make a Leight Weight Float", "Mirror").

Von den sehr poppigen Elementen sowie diesem ursprünglichen, fast schon klassischen Folk gelingt ihnen dann auch noch Sprung hin zu der aktuellen Vision vom Folkrock, mit der Kollegen wie beispielsweise die Label-Kollegen Fleet Foxes zuletzt einen kleinen Hype ausgelöst haben: Einmal mehr der mehrstimmige Gesang, gekoppelt mit verschachtelten, experimentierfreudigen Songstrukturen ("Leaner Days") - "Baroque Pop" hat man die Schublade hierfür zuletzt genannt.

Die Sache mit den Schubladen wird bei Husky umso schwerer fallen, da sie ja von einer Färbung des Folk zur anderen hüpfen – wobei hüpfen beinahe zu grob klingt: Sie tänzeln, sie schweben – immerhin besingen sie auf ihrem Album neben Natur und Heimat genau diesen Zustand: "I think I see you in the darkness / dancing like a wave of light".

Fazit

Husky erfinden auf "Ruckers Hill" das Rad des Folk nicht neu; aber die Art und Weise, wie sie sanft daran drehen und vor allem gekonnt mit seinen verschiedenen Elementen spielen, macht durchaus etwas her und lässt das Folk-Herz das eine oder andere Mal verzückt schneller schlagen.

Anspieltipps

Saint Joan

Arrow

Fats Domino

Leaner Days

Artistpage

HuskySongs.com

Tracks

1.Ruckers Hill
2.Saint Joan
3.Heartbeat
4.For to Make a Lead Weight Float
5.I'm Not Coming Back
6.Mirror
7.Arrow
8.Wild And Free
9.Fats Domino
10.Leaner Days
11.Drunk
12.Gold In Her Pockets
13.Deep Sky Diver

Stephanie Stummer - myFanbase
14.08.2015

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