A Lie Called Summer
Bereits sechs Alben –und "A Lie Called Summer" wird das, hoffentlich nicht verflixte, siebte sein– sind bislang von Cat Sun Flower aus München auf dem Markt. Seit ihrem ersten, im Jahre 1991 erschienenen Album ist viel Zeit vergangen. Zeit, um sich als Band (weiter) zu entwickeln. Trug der erste Silberling seinerzeit noch den zu der einen oder anderen zweideutigen Diskussion anregenden Namen "Masturbation", entspringt der aktuelle nun dem ersten Song des Albums: "A Lie Called Summer" schickt sich an, die warme Jahreszeit einzuläuten.
Pop ist nett, das weiß jeder. Der von Cat Sun Flower ist es sehr: Das kann man der Truppe aus München zum Vorwurf machen – aber auch hoch anrechnen. Mehr als offensichtlich ist jedoch der musikalische Wandel, den das Quintett aus dem Süden im Laufe der Jahre vollzogen hat. Einstig derber und ungestüm lädt man nun mit dem Release des neuesten Werkes "A Lie Called Summer" pünktlich zum galanten Tanz in den Mai.
Nachdem die Vorgänger "Driving South, Staying There" sowie "European Cuts" beste Kritiken einstreichen konnten und Cat Sun Flower deutschlandweit immer bekannter machten, könnte man meinen, dass der Band um Frontfrau und Sängerin Heidi Triska nun ein nicht unerheblicher Leistungsdruck auf den Schultern läge. Darauf bezieht Gerald Huber, sitzt am Piano und spielt den Bass, bereits bei Veröffentlichung von "European Cuts" Stellung. Man verfolge nicht das Ziel, irgendwelchen Erwartungen gerecht zu werden, man wolle ganz einfach "zeitlose Musik machen, die man auch noch in 10 Jahren problemlos hören kann."
Sich mit den diversen Kandidaten (welche zwar alle höchstindividuell, jedoch stets geradezu perfekt zugeschnitten auf einen spezifischen, aber immer möglichst breiten Adressatenkreises zu sein scheinen) des "Bäumchen-Wechsel-Dich"-Spiels im deutschen Pop-Olymp nicht anfreunden könnend und wollend, fügt Huber hinzu: "Das Schlimmste, was man unserer Meinung nach machen kann, ist, sich an irgendwelchen Trends oder dem vorherrschenden Zeitgeist zu orientieren." Cat Sun Flower aus München machen seit mehr als einer Dekade ihr eigenes Ding, unabhängig von jeglicher Mode-Erscheinung in Bild und Ton. Und Hubers Worte ziehen hinaus in die Medienlandschaft, um den Verantwortlichen gehörig auf die Füße zu treten: "Ich frage mich da nur noch: Wo werden die Öffentlich Rechtlichen Anstalten da noch ihrem Bildungsauftrag gerecht? ‚Deutschland sucht den Superstar' hat diesbezüglich ziemlich perfekt bewiesen, dass Du Millionen Menschen mit Null Inhalt mobilisieren kannst."
Die Fünfkopf-Combo will es ganz anders machen, schreibt deshalb ihre Texte selbst. Das dreizehn Tracks starke "A Lie Called Summer" verbreitet eine Atmosphäre, wie sie sich wohl auf den wenigsten Langspielern von neuen Superstars und Sternchen vorfinden lässt. Darauf, dass dabei alles von Herzen kommt, persönlich, echt, ist, legen Cat Sun Flower sehr viel Wert: "An der Entstehung eines Songs sind lediglich unsere fünf festen Bandmitglieder beteiligt. Musikalische Gäste, die wir an der Ausgestaltung der einzelnen Songs mitwirken lassen, sind lediglich das Sahnehäubchen und dienen zur Vollendung der jeweiligen Nummer." Gerald Huber fügt stellvertretend hinzu, dass ein Song "nach unserer Meinung muss auch ganz einfach nur mit Gitarre und Gesang funktionieren" muss.
Und genau das tun die Songs von CSF auch. Sie sind anspruchsvoll, machen Laune, aber auch nachdenklich. "Swing" fungiert hier als Paradebeispiel. Eine lockere Leichtigkeit erfüllt Heidi Triskas Stimme, als sie singt: "I need some loving/ Why don't you wanna share it? And in your heart/ is there a little space for me? […] Swing!/ Let it all begin/ Let's Swing!/ Let your lonely heart sing". Und bittersüß geht es weiter.
"Easily" im Dreiviertel-Walzertakt lässt es in den Füßen kribbeln. Man möchte mit der bzw. dem Liebsten unbeschwert das Tanzbein schwingen, sich in den Armen liegen, einander dabei tief in die Augen schauen. Allerdings bekommt dieser Tanz ganz schnell einen seltsamen Beigeschmack, liegen kleine Traurigkeiten wie diese in der Luft: "So save those times/ you've been loving me. So many teardrops/ crying as they have to be. No more words, no more easily […]". "Boy Teenager Man" durchschreitet eindrucksvoll die Stationen eines Lebens geprägt von Unsicherheit und Unbeständigkeit, der ewigen Veränderung ausgesetzt. Eines Lebens, wie es das eigene hätte sein können: "Am I really listening? Am I really here? […] Do you still like me? Do you understand? […] Have I asked you lately/ how you feel inside? I'm sure you hate me/ from time to time."
Track Nummer Neun lädt den Hörer im allerwahrsten Sinne und auf die allerschönste Weise zum Träumen ein. Weiblich haucht Heidi Triska auf "Sleep To Dream" folgende Zeilen über die nächtlichen Reisen durch Zeit und Raum: "When we sleep/ we all come down. Day has gone/ things have changed/ and the world's/ forgotten for another night […] Sleep to dream/ of a better day/ so many things to say… nothing/ nothing to explain." Einfach mal der Realität entschwinden, einfach mal abtauchen – wer kennt und will das nicht? Eben.
Zurück in die Gegenwart holt uns das willenlose (wirklich?) "Couldn't Care Less", das sich nicht so recht entscheiden kann, ob es nun schwarz oder durch die rosarote Brille sehen will. Da heißt es: "You demand ‘Undress!'/ so I will undress/ couldn't care less/ how cold it is […] You command me to eat/ so I will eat/ couldn't care less/ how hungry I am." Doch der Eindruck der trotzig vorgeschobenen Unterlippe weicht. "You told me to look/ and I will look. You told me to hear and I will hear.. Couldn't care less… if I had no ears/ if I had no eyes. […] I couldn't care less/ how it ends." Womit wir wieder bei den nachdenklichen Gute-Laune-Liedern wären, die auf "A Lie Called Summer" dominieren. Das eine unbeschwert, das andere liegt schwer im Magen. Aber eins haben alle Songs gemein: Sie machen das Album aufrichtig. Und wenn man Gerald Huber in seinen Aussagen zustimmen mag, hat es damit vielen, vielen anderen etwas voraus.
Anspieltipps
Aspirin
Easily
Sleep To Dream
Couldn't Care Less
Say You Will
Tracks
1. | A Soul like autumn | |||
2. | Aspirin | |||
3. | Counting Sheep | |||
4. | Swing | |||
5. | Easily | |||
6. | Boy Teenager Man | |||
7. | Daniel Johnston | |||
8. | Like Rumours | |||
9. | Sleep to dream | |||
10. | Couldn't care less | |||
11. | Mantra | |||
12. | Stressy | |||
13. | Say you will |
Aljana Pellny - myFanbase
04.05.2006
Diskussion zu dieser CD
Weitere Informationen
Veröffentlichungsdatum (DE): 05.05.2006Genre: Pop
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