Bewertung
Zutons, The

Tired Of Hanging Around

Wer aufgrund grandioser Live-Performances die Konzerte von internationalen Größen wie U2, Oasis und R.E.M. eröffnet, die Killers auf ihrer US-Tour begleiten darf und mit den Produzenten von Blur und The Coral zusammenarbeitet, kann zu Recht stolz seine Brust schwellen und sich lobend auf die Schulter klopfen. Vier junge Engländer und eine –in können genau dieses. Nachdem sich die Liverpooler im Jahre 2002 fanden und sich fortan als "Zutons" bezeichneten, stellten sie sich zwei Jahre später mittels ihres Debüt-Albums "Who Killed The Zutons?" den Menschen vor. Weitere drei Jahre kehrten ins Land. Nun steht der Nachfolger "Tired Of Hanging Around" zum Kauf bereit.

Foto:

In der Musikwelt zeichnen sich Frontmänner durch gerade mal zwei Attribute aus: Sie sehen unverschämt gut aus und haben bestenfalls auch das nötige Talent im Gepäck. Mangelt es jedoch an Hundeblick, Perlweiss-Lächeln und schönem Haar, muss man das mit Know How und Persönlichkeit wieder ausbügeln. Und ist er auch kein singender Schönling mit makellos reiner Haut, hat Zutons-Sänger David McCabe wenigstens beim zweiten Aspekt definitiv sein Soll erfüllt.

Auf dem ersten Album zeigten sich die fünf Insulaner noch unentschlossen. Die Frage, in welche Richtung man mit der Band gehen wolle, stand auch bei den Studioarbeiten noch im Raum. Was wiederum die enorme stilistische Bandbreite von "Who Killed The Zutons?" deklariert. "Wir sind fünf Leute in der Band und wir hatten niemals den gleichen Musikgeschmack. Wir haben uns noch immer nicht auf einen speziellen Sound festgelegt und genau das finde ich spannend.", äußert sich McCabe zu musikalischen Einflüssen und Vorlieben. Die fünf Jahre gemeinsamer Geschichte gingen jedoch nicht spurlos an der Band vorbei. "Tired Of Hanging Around" klingt nach einer ziemlich runden Sache: Aufregend, anregend und mit herrlichem Humor gespickt. Funk, Soul, Country und sogar ein bisschen Glamrock – alles ist dabei. Man bemühte sich nie, sich auf ein Genre zu beschränken, spielte einfach drauf los, ohne Bedenken, man würde sich niemals in der Mitte treffen. " […] Vielmehr wird sich unser Sound von selbst entwickeln.", so McCabe.

In England ist man uns musiktechnisch gesehen immer einen Schritt voraus. Das ist auch der Grund, weshalb dort bereits 600.000 Alben der Zutons über den Ladentisch gingen, bevor wir überhaupt wussten, dass man eben jene kaufen kann. An der einen oder anderen Ecke hat man ihn hierzulande schon hören können, den neuen Sound der Zutons. In Form ihrer ersten Single "Why Won’t You Give Me Your Love?" ziehen David McCabe, Sean Payne, Boyan Chowdhury, Russel Pritchard sowie Abigail Harding, die Henne im Korb, den Hut und grüßen uns genauso freundlich wie kokett. Der Song zieht uns vor lauter Groove nicht nur die Schuhe aus, sondern auch die Mundwinkel in die Höh’. Doch neben unglaublich viel Spaß macht er uns auch etwas Angst. In ihm stellt McCabe seine unabstreitbaren Stalker-Qualitäten unter Beweis: "To have your love/ and share your heart/ that’s all I’m asking for. I’ve been around the block so many times/ and I need a place to stop. I only want what’s right for you/ and it could be right for us." Und hat er das Objekt seiner Begierde erst einmal eingeholt, geht es genauso lustig weiter: "I’ll chain you up/ I’ll make you mine/ I keep you locked downstairs […] I keep you in my cellar safe/ I’ll keep you there ‘til dawn."

Gänsehaut? Auch "You’ve Got A Friend In Me" weist gewisse soziale Defizite auf. Da gibt es ein Mädel in Davids Leben, das scheint geradezu perfekt: "You’ve got a friend in me, darlin’/ you’ve got a friend in me. Cos when I looked at your face/ I’ve seen a wonderful place/ and I knew it was there for me." Klingt doch ganz gut, oder? Zunächst alles über sie aufsaugen wollend, überlegt es sich Mister McCabe nach gut 2 Minuten 40 plötzlich anders und entschließt sich, nach dem "Man muss nicht immer alles wissen"-Prinzip vorzugehen, welches er mit folgendem Statement für beide Seiten geltend macht: "There’s so many things you don’t know/ I’ve got a perfect picture of you this way/ and if I got to know you it could all change."

Den somit verordneten Abstand kann er natürlich auch begründen. Mit seiner jetzigen Situation ist er nicht zufrieden, sehnt sich eine Veränderung herbei, weiß aber –natürlich– noch nicht, ob mit ihr alles besser wird: "I want a new love/ I’m sick of this pass time/ but I’m scared of new love/ it’s been such a long time." Etwas seltsam, der gute Mann.

Das muss sich herumgesprochen haben – zumindest bis zu Valerie. Die feurrote Schönheit zeigt nämlich leider so ziemlich gar kein Interesse mehr an dem Aushänge-Zuton. Doch tatsächlich, da scheint es immer noch jemanden zu geben, der es gut mit unserem David meint. Und diesem Jemand, seinem Schutzengel ohne Gesicht, zollt er auf "Someone’s Watching Over Me" melodiös und zärtlich den wohlverdienten Tribut: "I’m gonna wait alone under my sheets/ and pretend to close my eyes. And I will wait until the sun comes up/ I will wait all night. I don’t care if you don’t come and show yourself/ cos I know you’re always near me. And when it’s dark again/ I’ll count to ten/ and you’ll be standing by me."

Vielleicht sind Hopfen und Malz doch noch nicht verloren. Zumal die Zutons ohnehin in den allermeisten Fällen mit einer gesunden Portion (Selbst-)Ironie zu Werke gehen. Mit einem Augenzwinkern tischen sie uns jede Menge Geschichten auf. Dichtung oder Wahrheit? Wir wissen es nicht. Wird wohl ihr Geheimnis bleiben. Und außerdem: "Secrets/ secrets/ secrets/ are for keeping/ keeping/ keeping. And if you tell them/ they lose there meaning."

Anspieltipps

It’s The Little Things We Do

Valerie

Someone Watching Over Me

Why Won’t You Give Me Your Love?

Tracks

1.Tired of hanging around
2.It's the little things we do
3.Valerie
4.Someone watchin over me
5.Secrets
6.How does it feel
7.Why won't you give me your love
8.Oh stacey ( look what you've done)
9.You've got a friend in me
10.Hello conscience
11.I know i'll never leave

Aljana Pellny - myFanbase
08.05.2006

Diskussion zu dieser CD