MTV Unplugged
Zum zwanzigsten Jahr ihres Bandbestehens wurden die "Herren und Damen" von Placebo rund um Gründungsmitglieder Brian Molko und Stefan Olsdal mit einem "MTV Unplugged" geehrt. Und mit was für einem!
Wieder einmal zeigt sich, dass man sich ein "MTV Unplugged" eigentlich erst einmal verdienen muss. Immerhin tritt man in die Fußstapfen legendärer Abende wie Nirvana in New York 1993. Mit einem Backkatalog wie Placebo, deren Wirken sich durch verschiedenste Genres zieht, ist ein stimmungsvoller Abend vorprogrammiert. Zumal auch diese Aufzeichnung in der Wahlheimat London nicht die erste ist, für die Placebo ihre bekannten und unbekannten Songs auseinandernehmen.
Dabei lohnt sich vor allem auch das Erstehen der DVD: Durch das gesamte Konzert ziehen sich wahnsinnige, visuelle Bildeffekte, wenn die Bühne nicht gerade mit warmen Licht illuminiert ist (wie bei "36 Degrees", das mit wunderbaren Geigensektionen aufwartet), abwechselnd mit einem Gefühl, als wäre man zusammen mit der Band abgetaucht. Dass dabei nicht immer alle Instrumente perfekt gestimmt hervorgeholt werden, ist klar - und im Zeitraum der Nachjustierung zeigt sich mal wieder Brian Molkos kluger Humor und seine Entertainerqualitäten.
Das Trio ergänzt seit Anfang des Jahres Schlagzeuger Matt Lunn, auch die Weggefährten Fiona Brice (unter anderem Violine), Bill Llyod (Bass, Tasten) und Gavrilovic (Gitarre) dürfen nicht fehlen. Dazu: Streicher. Freunde von Coversongs waren sie schon immer, so beginnt das Unpluggedkonzert auch gleich mit "Jackie" von Sinéad O‘Connor, eine B-Seite der Band aus dem Jahre 2003. Ihre erfolgreichster Coversong, "Where Is My Mind?" von den Pixies, darf ebenfalls nicht fehlen – "weil sie mich stark beeinflusst haben, als ich aufwuchs", erklärt Sänger Brian Molko.
Wie für dieses Format üblich, sind besondere Gäste ebenfalls gerne gesehen. Zunächst wird Majke Voss Romme auf die Bühne gebeten. Besser bekannt als Broken Twin wurde die Dänin kürzlich mit Kritikerpreisen überschüttet. "Der große Hit" "Every You Every Me" wird so zu einem Duett, in dem die dunkle Stimme der Sängerin einen schönen Kontrast zu Molkos Stimmfarbe bildet. Und indem er sich in seiner stimmlichen Bandbreite an die Kollegin anpasst, erwächst eine starke Änderung zur bekannten Version.
Ein Highlight des Abends ist jedoch Joan As Police Woman als "Protect Me From What I Want"-Partnerin. Ihre rauchige Stimme gibt dem Cello-angereicherten Refrain viel Kraft, während Brian die Mundharmonika auspackt. Das Artwork der "Protect Me From What I Want"-Shirts hat man hier der bekannten Arbeit von Jenny Holzer angepasst – eine weitere Hommage an eine talentierte Künstlerin.
Richtig spannend wird es, wenn gnadenlose Rocksongs interpretiert werden. "Meds" hat schon viele Versionen erlebt, aber noch niemals eine Piano-lastige, "The Bitter End" wirkt spanisch und "Slave to the Wage" kommt so ruhig daher wie nie zuvor. Beeindruckend ist "Song To Say Goodbye" mit seinem völlig anderen Start, bis die gewohnten Pianonoten laut werden, und so wirkt es bedrohlicher, weniger traurig. Dazu eine der stärksten Lyrics aus der Feder Brians: "You are one of God's mistakes, you crying, tragic waste of skin." Ebenfalls in der Liste seiner überragendsten Songtexte ist das sieben Minuten lange "Bosco", das ebenfalls die Zuhörer bannen kann wie "Hold on to Me".
Fazit
Auch ein paar Songs aus dem aktuellen Studioalbum, "Loud Like Love", dürfen nicht fehlen – zum Beispiel das Titelstück sowie "Too Many Friends". Vielleicht könnten diese Unpluggedversionen – "Loud Like Love" wirkt beinahe balladesk - die Fans milde stimmen, die das Album für zu kommerziell halten und ihren Frieden damit so gar nicht finden können. Oder aber sie werden überragt von den Mamutstücken des Abends und schwimmen auf der Euphorie des Hörers einfach mit.
Anspieltipps
Slave to the Wage
Protect Me From What I Want
Bosco
Artistpage
Tracks
1. | Jackie | |||
2. | For What It's Worth | |||
3. | 36 Degrees | |||
4. | Because I Want You | |||
5. | Every You Every Me | featuring Majke Voss Romme aka Broken Twin | ||
6. | Song to Say Goodbye | |||
7. | Meds | |||
8. | Protect Me From What I Want | featuring Joan As Police Woman | ||
9. | Loud Like Love | |||
10. | Too Many Friends | |||
11. | Post Blue | |||
12. | Slave to the Wage | |||
13. | Without You I'm Nothing | |||
14. | Hold on to Me | |||
15. | Bosco | |||
16. | Where Is My Mind? | |||
17. | The Bitter End |
Simone Bauer - myFanbase
08.12.2015
Diskussion zu dieser CD
Weitere Informationen
Veröffentlichungsdatum (DE): 27.11.2015Genre: Rock
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