Wolfmother
Australien packt mit Wolfmother den Delorean aus. Diese völlig verrückte auf CD gebannte Zeitreise, die bereits die Redakteure des britischen NME durch die Decke gehen ließ, schickt sich jetzt an, auch uns den, entschuldigt den Ausdruck, Arsch zu rocken. Es ist angekommen, das heißeste Teil von Down Under.
Eigentlich dürfte das, was Wolfmother uns hier bieten, nur mit einer gehörigen Portion Ironie zu ertragen sein. Es geht schon beim völlig bescheuerten Bandnamen los. Es macht genau so weiter beim von Frank Frazetta entworfenen Cover-Artwork. Oder auch nur die Songtitel und Inhalte. Beispiele? Titel wie "White Unicorn" oder "Joker & The Thief" lassen eigentlich eine gehörige Portion Humor oder eine sehr peinliche Metal-Band vermuten. Aber an dieser Stelle bitte einfach die letzten Zeilen wieder vergessen. Denn Wolfmother meinen es ernst. Sie meinen das alles ernst .Genau das ist die Attitüde. Und das alles passt einfach perfekt, es ist genau das Gerüst, dass diese Musik braucht. Ein Sound, der endlich das konsequent durchzieht, was sich all die anderen "The-Bands" nicht trauten. Die Scheibe ist heiß, und jedes Riff hat richtig Eier. Classic Rock in seiner Vollendung! Oder anders: Black Sabbath laden sich Led Zepplin ein, um zusammen mit The Doors die Queens Of The Stone Age zu covern.
Der Opener "Dimension" lässt schon keine Zweifel zu, dass hier Großes passiert. Beim Urschrei denkt man bereits, Ozzy wäre persönlich aus dem Grab gestiegen (seien wir ehrlich, der wahre Ozzy ist schon lange tot) und klingt wieder wie lange vor obskuren Kultserien auf MTV. Und während man anfangs eher ahnt, was passieren könnte, wühlt der Refrain so tief in der Geschichte des Rocks, dass man auf die Knie fallen will. Das ist das Erbe von "Paranoid"! Und wem bereits bei diesen Assoziationen vor Freude die Tränen in den Augen stehen, wird beim nachfolgenden "White Unicorn" in völliger Glückseeligkeit versinken. Man will ihnen entgegenbrüllen, dass solch ein Schweine-Rock doch wirklich nicht ihr ernst sein kann. Aber das Riff... mein Gott, dieses Riff! Das Beste seit Jahren. Dann kommt die Bridge. Eine ausufernde Spielerei, bei der mal Led Zepplin ganz stark um die Ecke zwinkert. Und wenn endgültig alles im Gewitter der Drums explodieren will und der Zuhörer begeistert alle Gliedmaßen um sich schmeißt, packt einen das Riff wieder da, wo es richtig weh tut. Jetzt will man so viel mehr als nur die Haarmatten schwingen.
"Woman" übernimmt die Vorlage, rockt gnadenlos alles nieder, und die Doors geben keyboard-technisch auch noch ein Gastspiel. Völlig verrückt, losgerissen von Zeit und Raum, und dabei doch so straight und gerade heraus wie der purste Stoner Rock. Spaß ist alles, was man hier noch empfindet. "Where Eagles Have Been" bringt etwas Ruhe und zieht den Adrenalin-Spiegel wieder runter. Endlich etwas Zeit, sich mit Andrew Stockdale’s Stimme zu befassen. Und ja, sie ist genau so passend, das perfekte Steinchen im Mosaik. Aber die Zeit hat man auch nur bis zum Finale des Songs, denn hier wird es wieder furios.
Manchmal ahnt man ja bei einem Song, ob er live funktionieren wird oder auch nicht. Bei "Apple Tree" ist das etwas anders, denn bei diesem Song weiß man es. Hier schmeißt man bereits nach 10 Sekunden Tische und Stühle um, wenn man sich in einem zu kleinen Raum befindet. Vorsicht, Verletzungsgefahr! Und überhaupt, irgendwie schreit das ganze Album nach Bewegung, Spaß und Freude an der Musik. Ob nun das ergreifende "Mind’s Eye", das auf einem tiefergelegten Bass reitende "Pyramid", das geniale "Witchcraft" oder das verträumt-verrückte "Tales", alles passt, alles ist Rock. Und wer den Rauswurf durch das wunderschöne "Vagabond" erlebt hat, weiß, dass er hier etwas Großes geschehen ist.
Um jetzt noch mal auf den Delorean zurück zu kommen: Natürlich ist das hier alles ein "Zurück in die Zukunft". Aber hey, es ist absolut keiner dieser in den letzen Jahren zuhauf auftauchenden Retro-Bands geglückt, die Klasse solch vieler großen Vorbilder so frisch, packend und dabei doch so lässig einzufangen. Es wäre müßig, sich darüber zu streiten, ob das so die Zukunft oder Vergangenheit des Rocks ist. Klar ist, Wolfmother sind hier in der Gegenwart. Und diese Scheibe rockt einfach alles andere in Grund und Boden. Myles Heskett, Chris Ross und Andrew Stockdale sind von sich und ihrer Musik berauscht, und das begeistert.
Kleine Anmerkung des Redakteurs: Diese Zeilen entstanden in einem Anflug völliger Begeisterung und überschwänglicher Freude an der Musik. Nüchtern betrachtet würde ich am liebsten einfach sagen: Kaufen, hören, tanzen! Aber Vorsicht, es ist heiß!
Tracks
1. | Dimension | |||
2. | White Unicorn | |||
3. | Woman | |||
4. | Where Eagles Have Been | |||
5. | Apple Tree | |||
6. | Joker & The Thief | |||
7. | Colossal | |||
8. | Mind’s Eye | |||
9. | Pyramid | |||
10. | Witchcraft | |||
11. | Tales | |||
12. | Love Train | |||
13. | Vagabond |
Martin - myFanbase
02.06.2006
Diskussion zu dieser CD
Weitere Informationen
Veröffentlichungsdatum (DE): 02.06.2006Genre: Rock
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