The Great Compromise

Versprochen ist versprochen – und wird nicht gebrochen, genau. Wenn doch, ist man bei anderen schnell unten durch. Das geht manchmal schneller als ihr denkt. Glaubt ihr nicht? Erinnern wir uns nur mal daran, was dem Arnold Schwarzenegger in "Versprochen ist Versprochen" widerfahren ist. Der gute Arni ist nämlich doch nicht so gut, zumindest nicht im Erfüllen seiner väterlichen Pflichten. Er versäumt es wieder mal, seinen Seriensohn Jamie bei dessen Karatewettkampf zu unterstützen. Es kommt, wie's kommen muss: Vater nicht da, Sprössling sauer. Der einzige Ausweg: Das Kind mit einem superdollen Weihnachtsgeschenk bestechen – in diesem Falle mit dem Actionhelden "Turboman". Der ist an Heilig Abend natürlich längst vergriffen und so kommt es, dass sich Arni unter anderem mit Postboten, Polizisten und Trickbetrügern rumschlagen muss, um seinen Sohn für seine nicht eingehaltenen Versprechungen zu entschädigen.

Um sich solche Turbulenzen zu ersparen, haben sich die fünf Köpfe der Junior Varsity etwas einfallen lassen. Für das Re-Release ihres Albums "The Great Compromise" haben sich die fünf Jungs in ihre schönsten Spendierhosen geschmissen und ordentlich Extras obendrauf gelegt. Und wenn es heutzutage etwas gratis gibt, sagen die Menschen nicht Nein. Das Highlight für jeden Fan dürfte das von den Jungs gedrehte Video zur Bandgeschichte sein, das einem den verrückten Haufen zwischen Genie und Wahnsinn näher bringt. Chaotisch-charmant führen Leader Asa Dawson, Sergio Coronade, Chris Birch, Nick Dodson und Andy Wildrick den Zuschauer durch ihre Heimatstadt Jacksonville und präsentieren sich auf eine sehr sympathische Art und Weise der Welt.

Doch natürlich kommt die Musik weder in Ton, noch Bild zu kurz: Gezeigt werden Konzertausschnitte, Aufnahmen aus dem Studio, man sieht Asa hinterm Mikrophon und darf sogar Einblick nehmen ins "House Fire", einem kleinen Club, wo neben The Junior Varsity auch Größen wie Nirvana und die Smashing Pumpkins klein anfingen.

Auf der erweiterten Sonderausgabe des Albums befinden sich neben der originalen Tracklist sieben Alternativversionen der Songs und, als besonderes Schmankerl, "Say Goodnight" aus dem Jahre 2002: Ganze 20 Tracks fasst das gute Stück. Apropos "gutes Stück": Das erste dieser Art ist "Park Your Car", welches sich auf einer schmeichelnden Melodie mit den Worten "Because I've been around/ Said, leave for nothing. Nothing is here tonight. I will be there/ I will be there/ fallin' down tonight." der Treue zu einer ganz besonderen Frau verpflichtet. Die Geigen haben ausgedient, denn bei Junior Varsity hängt der Himmel voller Gitarren.

"Don't Forget To Set Your House On Fire Before You Crawl Into Bed (House Fire)" steht bei den Fans hoch im Kurs, Gitarrist Andy Wildrick bezeichnet das Lied als eine Art Bandhymne. Der Text stammt aus Zeiten von Asas früherer Band "Winner Takes All" und aus der Feder Gabe Lookers, einem Freund der Varsity, der von jedem hoch geschätzt wird. Noch nach Jahren wird der Song von den Fans verlangt und die Jungs sind froh darüber: "We can't seem to get away from this song. […] We love it.", so Andy Wildrick stellvertretend im Namen aller.

Um eine Freundschaft, die vor dem eigenen Abgrund steht, geht es in "I Sang A Song To Be Sung". Bei der Entstehung dachte man, und hier kommt wieder Arni ins Spiel, an eine Szene des "Terminators 2". Die Zeile "Ich weiß jetzt, warum ihr weint. Aber das ist etwas, das ich niemals tun kann." diente als Vorlage und der Terminator selbst als Versinnbildlichung. Eine raue Schale wurde geknackt, die Gefühle verletzt. Und die sprechen immer eine deutliche Sprache: "Watching tears fall on your shirt/ right before you called it back. Watching tears fall in the toilet/ please take the knife from my back."

Mit "Falling Far Behind" reißt die wundervoll vertonte Emotion, mehr bitter als süß, noch lange nicht ab: "Sentimental whispers/ drawing through my breath/ and I am hearing every word you said […] I am waiting, waiting on the line/ falling fast and falling far behind." Und auch "Peter Cottontail And The Demise Of The Carrot Tree", dessen Titel klingt wie der eines Märchens ohne Happy End, birgt nicht weniger Melancholie in sich: "Struggling to keep my head above water/ looking back to what I used to live with […] Is this how you wanted to see me? üI can barely stand on my own two feet."

Den sentimentalen Höhepunkt erreicht die Band bei "Say Goodnight", einem ihrer ältesten Songs und dem letzten des Albums. Mit 5 Minuten 43 auch der längste. Vielleicht sogar schönste. Und bekanntlich soll man gehen, wenn es am schönsten ist. Die Varsity-Jungs sind nicht nur zur Ruhe, sondern auch zu einem mehr als würdigen Ende gekommen und knipsen mit den Worten "None of them knew what to love/ let me think to redefine." das Licht aus.

Und das Versprechen? Die Aussicht auf eine tolle Platte? Außer Herzen wurde hier nichts gebrochen.

Album jetzt bei Amazon.de
bestellen