She Wants Revenge
Treffen sich zwei Musiker... keine Angst, ich packe jetzt keinen schlechten Witz aus. Aber der Anfang ist einfach zu verlockend in diesem speziellen Fall. Also noch mal von vorne. Treffen sich zwei Musiker. Ihr Anspruch: Musik, zu der sich die Leute aussuchen können, ob sie dazu „tanzen, weinen oder Sex haben wollen“. Und das ganze sollte Hip-Hop werden. Aber damit die Leute nicht nur aufgrund der Tatsache, dass sie Hip-Hop hören, weinen, wurde den beiden recht schnell klar, dass sie etwas anders machen sollten. Also schnell in der eigenen Vergangenheit der Musiksozialisation gekramt, und heraus kommt? Natürlich ein düsteres Eightees-Wave-Album. Passt doch, oder?
Inzwischen gibt es die Ideen von Justin Warfield und Adam Brevin also in Form ihres ersten Albums. Und was für ein passendes Cover die Arbeit doch ziert, lädt zum schmunzeln ein. Rufen wir uns erst noch einmal den Bandnamen ins Gedächtnis. She Wants Revenge. So, und dann mal einen Blick auf das Cover des selbstbetitelten Albums geworfen. Vorne wird es verziert durch eine junge Dame, die lasziv am oberen Bereich ihres Oberteils zieht. Die rechte ist dabei hinter dem Rücken verschränkt. Was diese Hand dort treibt, erfahren wir auf der Rückseite. In bester "Desperate Housewives"-Manier hält sie dort ein verdammt unfreundlich aussehendes Messer versteckt. Warum sie das tut? Wie gesagt, der Bandname... Autsch!
Aber warum lange mit der Verpackung aufhalten, wenn auch er Inhalt stimmt? Was erwartet uns also auf "ihrer Rache"? Songs, die allesamt frisch aus den 80ern gehüpft sein könnten. Aber jetzt bloß keine Assoziationen zur NDW oder anderen Gräueltaten dieser zugegeben verrückten Zeit knüpfen. Denn die 80er hatten auch eine sehr spannende und sehr düstere Seite. Angeführt von Bands wie Depeche Mode oder den Sisters of Mercy, tummelte sich dahinter eine sehr lebhafte Szene, durch die sich She Wants Revenge sehr deutlich beeinflussen ließen. Und nachdem Acts wie zum Beispiel Interpol wieder die gepflegte, elektronische Dunkelheit salonfähig machten, ist der Weg durchaus wieder frei für so ein Album.
Stellenweise ist das hier sogar richtig gut. Songs wie "I don’t wanna fall in love" treiben gerade zu auf die Tanzfläche. Und treibend ist hier auch das richtige Stichwort. Immer unterlegt mit einer tiefen Basslinie, die die typischen Thematiken passend untermalt. Titel wie "Broken Promises For Broken Hearts" oder "Disconnect" machen wohl schon recht schnell klar, dass nicht nur die Untermahlung düster ist. Und an dem eingangs zitierten Ideal sind sie mit ihrem Erstling auch bereits sehr nah dran. Man kann sich die meisten Songs sowohl auf einer Goth/Wave-Party zum Tanzen oder auch für die stillen Stunden in Ein- oder Zweisamkeit vorstellen. Der perfekte Soundtrack in allen Lebenslagen. Einzige Vorraussetzung: Einen Hang zum Düsteren sollte man schon haben.
Und hier ist auch der Knackpunkt: Ohne diesen Hang klingt vieles gleich und somit eintönig. Einzeln weiß zwar jeder Song für sich zu überzeugen, aber das komplette Album wird wohl nicht jedermanns Liebling werden können. Dafür passiert hier zu wenig Offensichtliches, auch wenn es viele Nuancen zu entdecken gibt. Und die Stimme... ja die ist wohl das eigentliche Prunkstück. Denn die passt hier wirklich mal sprichwörtlich wie die Faust aufs Auge. Immer wieder schafft es Justin Warfield scheinbar spielend, traumwandlerische Szenarien um einen herum aufzubauen. Eine wahnsinnig anziehende und faszinierende Stimme.
Zuletzt noch eine kleine Bemerkung: Passend zur musikalischen Ausrichtung hat die Band noch als kleines Bonbon einen Song auf den Track mit der Nummer 66 gepackt. Davor erwartet den Hörer 53 Mal sogenannte "Non Music Silence". Dieser "böse" Gag sollte wohl auch eher mit einem Augenzwinkern zu sehen sein, denn ansonsten wäre die Nummernwahl zu stereotypisch peinlich.
Das berühmte Fazit am Schluss fällt somit insgesamt sehr positiv aus, da den beiden mit ihrem Projekt "She Wants Revenge" eine durchaus hörenswerte und spannende Scheibe gelungen ist. Wer von Musik allerdings Leichtigkeit und Frohsinn erwartet, lässt hier lieber den Silberling im Regal stehen, denn ansonsten könnte der Verzehr schwer im Magen liegen bleiben.
Anspieltipps:
I Don’t Wanna Fall In Love
Out Of Control
Broken Promises For Broken Hearts
Tracks
1. | Red Flags And Long Nights | |||
2. | These Things | |||
3. | I Don’t Wanna Fall In Love | |||
4. | Out Of Control | |||
5. | Monologue | |||
6. | Broken Promises For Broken Hearts | |||
7. | Sister | |||
8. | Disconnect | |||
9. | Us | |||
10. | Someone Must Get Hurt | |||
11. | Tear You Apart | |||
12. | She Loves Me, She Loves Me Not |
Martin - myFanbase
11.06.2006
Diskussion zu dieser CD
Weitere Informationen
Veröffentlichungsdatum (DE): 09.06.2006Genre: Rock, Pop
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