Bewertung
Nelly Furtado

Loose

Nelly Furtado - Dieser Name steht für pure Lebensfreude genauso wie für gute Musik. Keine Frage, nach ihrem überaus beeindruckenden und erfolgreichen Debüt "Whoa! Nelly" und einem anständigen Nachfolgewerk ("Folklore") wartete man gespannt auf den dritten Streich der Kanadierin, der mit "Loose" nun in den Läden steht.

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Der Albumtitel Loose lässt sich ja ganz gut zu einer umgangssprachlichen Redewendung assoziieren, die da lautet: Nichts zu verlieren. Das hat eine Nelly Furtado nach Millionen verkaufter Platten und einem Grammy in der Tasche auch nicht wirklich. Und überhaupt und sowieso hatte man bei ihr nie den Eindruck gehabt, als würde sie sich darüber groß den Kopf machen, zumindest nicht musikalisch. Denn nach ihrem erstklassigen Debüt zeigte sie sich schon auf Folklore experimentierfreudig. Nun also auf Loose die komplette Kehrtwende? Jawollja. Man mag es kaum glauben, aber wie die wuchtige Vorab-Single "Maneater" vermuten lässt, lädt die Furtado ein, auf eine fette Party in der Friede-Freude-Eierkuchen-Bronx.

Aber die Einladungen verschickt sie natürlich nicht alleine. An der Druckmaschine sitzen nämlich wahre Spezialisten. Da steht ein Name ganz oben auf der Anwesenheitsliste: Timbaland. Scott Storch und Pharell haben zudem auch ihre Finger an den Hebeln. Kann das gut gehen? Was den Erfolg angeht, sicherlich. Und was die Qualität angeht, wurde auch fast mehr richtig als falsch gemacht. Aber eben nur fast. Viele der 13 Titel sind eine Wucht, zumindest produktionstechnisch. Und so knallt ein gewisses "Promiscuous" genauso aus den Boxen wie "Maneater".

Alles wirkt jung. Hip und trendy. Nelly meint, nach genau dem hat sie sich gesehnt, jung zu sein. Einfach mal was ganz anderes. Mit hochrangigen Produzenten zu arbeiten war nebenbei ein weiterer Wunsch, den sie sich erfüllte. Und es gelingt dem Team hinter "Loose", dieses Gefühl durchaus auch an den Mann zu bringen. Einfach mal hip sein. Trendy. Ganz kompromisslos. Da mag man auch über den ein oder anderen Schönheitsfehler und die teilweise merkbare Überproduktion hinweg sehen.

Loose ist ein tadellos produzierter, moderner R&B/Pop-Aufschnitt, gebannt auf einer Scheibe. Aber wie schon so oft, fehlt auch an manchen Stellen das gewisse Etwas. Die Eigenständigkeit. Songs wie "Wait For You" wirken gar aufgesetzt und errinnern an jenen Einheitsbrei, den wir schon so oft zuvor gehört haben. Aber die große Sorge muss nicht aufbrechen. Mit Dancefloor-Knüllern wie "Do It" oder "Say It Right" macht sie wieder einiges gut. Natürlich darf die allgegenwärtige Ballade nicht fehlen, die mit "In God's Hands" abgeliefert wird, vom Sound allerdings ziemlich ausgefranst daher kommt.

Und um nun mal auf den Punkt zu kommen. Das ganze wirkt einfach zu hip. Zu Trendy. Vielleicht war diese Stilwanderung aber auch einfach zu hart. Fakt ist, vieles hört sich nicht schlecht an, manches ist nicht so der Bringer und letztendlich vermissen wir eine gewisse Nelly, wie sie uns auf ihren Vorgängern begegnete: Nicht so hip und nicht so trendy, dafür aber erwachsen und extravagant. Mit "All Good Things (Come To An End)", einem Highlight des Albums, an dem niemand Geringeres als Chris Martin beteiligt war, verabschiedet sie sich von einem ganz guten Album. Es sind eben nicht immer aller guten Dinge drei.

Anspieltipps

Maneater

Say It Right

Do It

All Good Things (Come To An End)

Tracks

1.Afraidfeaturing Attitude
2.Maneater
3.Promiscuousfeaturing Timbaland
4.Glow
5.Showtime
6.No Hay Igual
7.Te Busquefeaturing Juanes
8.Say It Right
9.Do It
10.In God's Hands
11.Wait For You
12.Somebody To Love
13.All Good Things (Come To An End)

René Krieger - myFanbase
14.06.2006

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