Bewertung
Audioslave

Revelations

Das Allstar Quartett Audioslave (Zitat von ihren Konzertkarten: „The Voice of Soundgarden and the Power of Rage Against the Machine“) fesselte mich in den vergangenen Wochen mit grandios anmutenden Aussagen im Vorfeld ihres neuen, dritten Albums „Revelations“. Vom kraftvollsten und dem Livefeeling am nähesten Album ihrer Bandgeschichte wurde gesprochen. Große Worte. Nun liegt die CD in meiner Anlage und die Frage wird, ob sie diesen Lobpreisungen gerecht wird.

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© Epic Records

Bereits die "Hörprobe" (die Singleauskoppelung "Original Fire"), die stolz wie die Schneemänner auf ihrer Internetpräsenz (audioslave.com) im Hintergrund nudeln lassen (jawohl: gratis reinhören!) macht eins ganz deutlich: die Stilsuche ist mit diesem Album beendet. Während sich die erste beiden Alben noch die Vorwürfe gefallen lassen mussten, zu sehr an den Ursprungsbands der vier Klangsklaven orientiert zu sein, bietet diese CD eine deutliche Stilrichtung auf, die zwar ihre Wurzeln nicht verleugnet, aber doch deutlich macht, dass hier eine Band spielt, die sich ihres Stils durchaus bewusst ist. Und diesen Stil zementieren sie mit Songs wie "Sound of a Gun" und dem Opener und Album-Namensgeber "Revelations".

Letztlich ist diese CD ein Rockprodukt im vollsten Sinne. Blues- und Funkelemente treffen hier auf die Kraftvollen Riffs des Gitarrenhalbgottes Tom Morello. Über weite Strecken ist diese CD tanzbarer Rock für echte Rockfans – keine von diesen perversen Rockmischformen, sondern quasi eine erwachsene Reinform dessen, was Bands wie Jet, Franz Ferdinand und etliche andere auf die Menschen loslassen. Es lassen sich nur mit sehr viel Boshaftigkeit schwache Songs finden. Ich denke hier eigentlich an "Until We Fall", der zwar auch beim besten Willen kein schlechter Song ist, aber dem immens hohen Level des Albums nicht in vollem Umfang gerecht werden kann.

Aber genug Lobgesang – machen wir uns mal nach etwas Schlechtem an diesem Album auf die Suche. Da muss es doch etwas geben. Und tatsächlich gibt es zwei Dinge die einem relativ schnell in Ohr springen.

Erstens: der Nachteil der Fixierung auf die Emoll Pentatonik ist nun mal, dass man aus den Instrumenten nicht unendlich viele Riffs herauszaubern kann, bevor man etwas macht, dass an etwas erinnert, was man schon mal gespielt hat. Innerhalb des Albums finden sich solche – euphemistisch ausgedrückt – "Analogien" wahrlich nicht. Wer aber, wie ich, alle Rage Against the Machine und Audioslave Alben im Schrank hat (und sie gelegentlich mit ein paar Kerzen und dem ganzen Drumherum anbetet) dem wird das eine oder andere mal der Gedanke "huch, das kennst du doch irgendwoher" durch den Kopf geistern.

Zweitens: Das Album ist sein eigener Höhepunkt. Wenn ich auch noch so sehr begeistert bin, vom Stil, den dieses Album konsequent verkörpert, so fällt doch auf, dass es vom Startschuss bis zum Finalen Fadeout größtenteils auf einem Level bleibt. Es lässt sich keine Ballade finden. Schade, denn Songs wie "Heaven’s Dead", "#1 Zero" (beide auf "Out of Exile" zu finden), "I am the Highway" oder "The Last Remaining Light" (beide auf dem Debütalbum "Audioslave") waren wahrlich meisterlich. Aber es lässt sich auch kein Ausraster finden – kein Song der die gebündelte Energie ist. Am eigenen Stil wird zu stark festgehalten, das Album entkommt ihm an keiner Stelle. Gut, denn der Stil ist einfach geil, aber auch schade, Abwechslung ist ja bekanntlich das halbe Leben.

Aber, bei dieser Kritik darf ich eines nicht verkennen: es ist ein verdammt gutes Album. Vielleicht das Album des Jahres (nach der riesigen Enttäuschung die mir "Billy Talent II" zufügte stehen die Chancen sogar ausgezeichnet!). Es ist an jeder Stelle tight und energiegeladen und es macht einfach Spaß diese CD zu hören! Außerdem ist es die 15 € samt der mitgelieferten Bonus-DVD auf jeden Fall wert – also los: kaufen!

Wer sich die CD vor dem Kauf einfach mal anhören will, der kann dies sogar gratis tun, denn die Band stellt ihr Album dem skeptischen Käufer zur Probe zur Verfügung! (vh1.com Album Player). Wer danach nicht überzeugt ist, dem kann nicht geholfen werden.

Artistpage

Audioslave.com

Tracks

1.Revelations
2.One and the Same
3.Sound of a Gun
4.Until We Fall
5.Original Fire
6.Broken City
7.Somedays
8.Shape of Things to Come
9.Jewel of the Summertime
10.Wide Awake
11.Nothing Left to Say But Goodbye
12.Moth

Martin Schultze - myFanbase
07.09.2006

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