The Evolution of Robin Thicke

Selten wird ein Albumtitel so treffend gewählt wie in diesem Fall, denn die Entwicklung des Robin Thicke ist auf der neuen Platte sehr deutlich zu hören. Während das damals noch schlicht unter dem Namen Thicke erschienene Debüt-Album "A Beautiful World" den meisten Hörern wohl als frisch, frech und funkig in Erinnerung geblieben ist, wirkt "The Evolution of Robin Thicke" um einiges erwachsener und gereifter. Auch hier blitzt auf dem ein oder anderen Track der unbeschwerte und spielerische Stil des Vorgängers auf, so zum Beispiel auf der lässig groovenden Nummer "Cocaine" sowie dem überragenden "Everything I Can't Have", das sich mit seinem Big Band Flair deutlich von den anderen Songs abhebt. Auf gesamter Albumlänge jedoch dominieren die etwas ruhigeren und auch "souligeren" Töne.

Nun könnte man diese Entwicklung natürlich auch negativ auffassen und dem schrägen und unverbrauchten Thicke des Erstlingswerks nachtrauern, wenn dem Mann dieses neue Soul/Pop/R'n'B-Kleid nicht so unverschämt gut stehen würde. Denn die sanften Latino-Rhythmen ("Lost Without U") und die leicht jazzig angehauchten Piano-Klänge ("Complicated") verschmelzen auf so wundervolle Weise mit Robins Falsett-Gesang, dass man von den Songs einfach nicht genug bekommen kann. Stattdessen fühlt man sich in einen alten Jazzkeller versetzt und lauscht gebannt dem jungen, gut aussehenden Mann am Barpiano.

Und dann kommt "Wanna Love U Girl". Der in Zusammenarbeit mit Neptunes-Star Pharrell Williams entstandene Song wurde schon vor einigen Monaten in den USA als Single veröffentlicht, in der Hoffnung den noch recht unbekannten Künstler dem breiten Mainstream-Publikum nahe zu bringen und das Album zu promoten. Selbst wenn durch diesen scheinbar raffinierten Marketing-Schachzug viele Fans der heutigen R'n'B & HipHop-Generation auf Robin Thicke aufmerksam geworden sind, so täuscht das nicht über die Tatsache hinweg, dass das Lied mit seinen viel zu fetten Beats eindeutig zu den schwächsten Stücken des Albums gehört und völlig aus der "Evolutionskette" herausfällt. Im Gegensatz dazu passen die beiden anderen Collabos "All Night Long" und "Got 2 Be Down" schon um einiges besser auf die Platte, wobei letzterer Song mit seinen eingängigen Beats und Faith Evans' tollen Vocals sogar eines der Highlights darstellt und somit genau den richtigen Opener abgibt.

Spätestens nach einer knappen Stunde (fast) puren musikalischen Genusses, wird bei "2 the Sky" dann wohl auch dem letzten Hörer klar, mit was für einem talentierten Songschreiber wir es hier zu tun haben. Denn dieses spannungsgeladene Monster von einem Song ist trotz der über 6-minütigen Laufzeit keine Sekunde zu lang und bildet den absoluten Höhepunkt des gesamten Albums, so dass man versucht ist sofort die Repeat-Taste zu betätigen. Doch dann würde man die zwei anrührenden Balladen "Lonely World" und "Angels" sowie eine versteckte "2 the Sky" - Jam Session verpassen, die einen am Schluss noch erwarten. Daher sei jedem geraten jeglichen Versuchungen dieser Art zu widerstehen. Denn dieses Album hat viel zu viele ergreifende Songs zu bieten, als dass es sich lohnen würde nur eines von ihnen in Dauerschleife zu hören.

Anspieltipps:

2 the Sky

Everything I Can't Have

Got 2 Be Down

Artistpage:

RobinThicke.com

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