Bewertung
Golden Dogs, The

Everything In Three Parts

Kanada scheint ein schlafender Riese zu sein, der langsam erwacht. Früher kannte man jenseits des großen Teiches, also hier bei uns, vielleicht bewusst Bryan Adams als musikalischen Import aus dem Land mit dem roten Ahornblatt. Inzwischen wird jedoch auch Kanada langsam interessanter. Die Weakerthans und nicht zuletzt Billy Talent haben bewiesen, dass auch dort eine anscheinend rege Szene spannender Rockmusik vorhanden ist. Grund genug, mal die Löffelchen aufzusperren und zu lauschen, was denn da noch über das Wasser zu uns rüber dümpeln will.

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Frisch bereit zum Angriff auf unserer Ohren stehen The Golden Dogs. Eine Band, die erst gar nicht versucht, ihre (musikalischen) Wurzeln aus England zu verleugnen. Und warum auch? Auf die Beatles darf man sich gerne beziehen, vor allem wenn man es so deutlich hören kann wie bei den Golden Dogs. Der Fünfer wartet auf mit einer ganzen Reihe sympathischer Songs, die wunderschöne Melodien mit einer Leichtigkeit verbinden, wie man es selten zu hören bekommt.

Dass es sich bei "Everything In Three Parts" nicht wirklich um ein homogenes Album handelt, spielt hierbei keine Rolle und ist außerdem schnell erklärt. Das Album ist in zwei Teile gesplittet. Betitelt sind diese mit "Part II" und "Part III". Es handelt sich hierbei genau genommen um eine Zusammenführung der beiden bisher erschienenden EPs der Golden Dogs. In Europa erscheinen diese nun als ein komplettes Album, quasi als Vorläufer zum bald erscheinenden "Big Eye Little Eye". Aber was heißt da Vorläufer? Für einen Appetitanreger passiert hier deutlich zu viel Schönes.

Der Opener "Birdsong" kommt gleich so herrlich frisch und fröhlich um die Ecke, das es eine Freude ist. Klar springen einem hier die Anfänge der Rockmusik förmlich ins Gesicht, aber warum auch nicht? Es gibt schlechtere Referenzen. "Faster" ist dagegen ein wenig schwerer und bedächtiger. Aber geträumt werden kann darauf wie auf einer Luftmatratze im Wasser bei leicht schaukelndem Wellengang.

Dass es aber trotz der vielen Anleihen am klassischen Rock durchaus frisch und abwechslungsreich zugehen kann, zeigt uns "Can´t Get Your Face Out Of My Head". Eine feine Prise Ska lädt ein zum mittanzen und fröhlichem Hüpfen. Und weiterhin zuckersüße Melodien, die aber nie klebrig und zu poppig wirken. Endlich mal wieder eine der wenigen Bands, die diesen Spagat locker aus dem Ärmel zaubern. Und wem das jetzt trotz allem noch zu lieb und niedlich war, wird dann durch "Don´t Make A Sound" endgültig vom Hocker gerissen. Ein richtig toll rockender Song mit ganz dickem Hit-Potenzial. Und so ein Song bereits auf der ersten EP? Großartig, da kann man wirklich auf die zukünftige Entwicklung gespannt sein. "I Don´t Sleep" schrabbt haarscharf an einem schnulzigen Country-Song vorbei, bekommt aber letztendlich noch die Kurve. Es hat zwar fast schon Lagerfeuer-Romantik, aber eben doch das bisschen mehr Romantik als Lagerfeuer, dass diesen Song einfach traumhaft schön und beinahe schon tränentreibend macht. Eine letztendlich schlichte Ballade ohne viel Ballast und unnötigem Tamtam.

Und überhaupt, Ausfälle gibt es auf "Everything In Three Parts" absolut keine. Jeder Song hat eine eigene Faszination, es pendelt immer wieder zwischen einem freakig-sympathischen Gefrickel, wundervollen Melodien und ausgefallenen Strukturideen. Besonders "Elevator Man", "Anniversary Waltz" und "Balloons" wissen hier zu begeistern. Mit diesen Songs wünscht man sich einfach den Sommer wieder her, der hinter jedem Stück lauert und kokett mit den Augen zwinkert. Genau das richtige für diejenigen, denen sonst das graue Wetter jetzt zu sehr auf das Gemüt schlägt. Hier ist eine so breite Portion Sonnenschein eingepackt, dass man einfach nur noch lachen und strahlen will.

Aber der Rausschmeißer... keine Ahnung, was den kanadischen Fünfer hier geritten hat. Ein rockendes, grinsendes Monster, dass eigentlich nur mit einer gehörigen Portion Alkohol entstanden sein kann. Das schunkelt, schmunzelt und lädt zum mitgrölen im Refrain ein. Eigentlich völlig unpassend zum Rest. Und doch, irgendwo ist der Bogen da, der die Verbindung erstellt. Meiner Meinung nach wird das in Zukunft der Live-Kracher der Golden Dogs. Da steckt eine Menge Kult-Potenzial drin.

Bleibt zu sagen, dass es einfach Spaß macht, einer Band zuzuhören, die es scheinbar spielend schafft, Anspruch und Leichtigkeit miteinander zu verbinden. Ich habe meine Zweifel, dass das hier als Appetitanreger funktionieren könnte ganz schnell wieder vergessen. Das zweite Album ist in Kanada bereits im Laden, und wer sich erst einmal in "Everything In Three Parts" verliebt hat, der will auch den Nachschub. Das Menü der "Golden Dogs" ist hoffentlich noch lange nicht gegessen.

Anspieltipps:

Can´t Get Your Face Out Of My Head

Don´t Make A Sound

Balloons

Big Boy And The Masters Of The Universe

Artistpage:

thegoldendogs.com

Tracks

1.Birdsong
2.Faster
3.Can´t Get Your Face Out Of My Head
4.Don´t Make A Sound
5.I Don´t Sleep
6.Elevator Man
7.Bastards
8.Yeah!
9.Anniversary Waltz
10.Balloons
11.Driving In The Rain
12.Big Boy And The Masters Of The Universe

Martin Efferz - myFanbase
04.12.2006

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