A Weekend In The City
Nachdem 2005 ihr Album "Silent Alarm" erschienen war, waren Bloc Party plötzlich in aller Munde.
So ganz konnte ich den Hype um die Band und das Album damals nicht verstehen, erst ihr Live-Auftritt hat mich dann doch noch überzeugen können.
Knapp zwei Jahre später bekommen wir nun den Nachfolger "A Weekend In The City" präsentiert, auf den viele schon sehnsüchtig gewartet haben. Hört man nur den Titel des Albums, könnte man meinen, dass man sich da eine fröhliche Platte kauft. Wochenenden mag ja schließlich jeder, da kann man vom Stress der Woche ausspannen und endlich tun und lassen was man mag. Zugegeben, das würde zu Bloc Party nicht so recht passen, schon alleine, wenn man an den klagenden Gesang von Kele Okereke denkt.
Als Vorgeschmack für das Album wurde bereits vorher "The Prayer" als Single veröffentlicht, das perfekt auf diese Rolle zugeschnitten ist. Im ersten Moment verwirrend, da man so einen Sound von der Band nicht unbedingt kennt. Schnell folgt die Neugierde, man hört genauer hin, was einem da dargeboten wird. Und schon schleicht sich der eingängige Refrain ins Ohr und man bekommt ihn da nicht mehr heraus. Perfekt, um das Publikum hungrig auf "A Weekend In The City" zu machen. Schon auf dem Plattencover sieht man, dass man es wohl mit einem Konzeptalbum zu tun hat. Passend zu den Songs zeigt sich die Stadt allerdings nicht von ihrer besten Seite, sondern gesichtslos, austauschbar.
"Song For Clay (Disappear Here)" eignet sich durch die langsame Steigerung sehr gut als Opener, sowohl für das Album, als auch für ein Wochenende: Freitagabends im Lieblingsclub zum Tanzen. Außerdem lernt man gleich zu Beginn eine wichtige, düstere Lektion: "East London is a Vampire, it sucks the joy right out of me". Wenn das mal keine Lobeshymne über die Heimat ist. Aber man sieht, dass die dunkle Farbe der Songs nicht von ungefähr kommt. "Hunting For Witches" reiht sich da gut ein, sowohl der Text als auch die Electro-Einlagen jagen einem kleine Schauer über den Rücken, beruhigt durch die eingängige Melodie.
Überhaupt sind die verschiedenen Klänge eine gute Möglichkeit, die Lieder nicht ins Rabenschwarze absinken zu lassen. Obwohl "Waiting For The 7.18" triste Momente beschreibt, durch das Glockenspiel wirkt längst nicht alles so grau wie es ist.
Zu Beginn kommt "The Prayer" dann etwas unmelodiöis daher, doch mit der Zeit ist genau das das faszinierende an diesem Lied, dieser Gegensatz zwischen dem Refrain und den übrigen Teilen. Wirklich beeindruckend bei Bloc Party sind eindeutig die Texte. Während Kollegen schon einmal einfach "nananananaaa" auf ihre Gassenhauer singen, regen die vier zum Beispiel mit "Uniform" zum Nachdenken über sich selbst an. Mache ich mir nur etwas vor? Bin ich gar nicht so anders wie die anderen? Und ganz nebenbei ist der Song so wunderbar vielseitig.
"On" passt vom langsamen Liedaufbau genau zu den Vorgängern auf der Platte. Nach und nach kommen immer mehr Instrumente dazu, obwohl hier der Song nicht insgesamt lauter wird, sondern vor allem durch die Streicher einfach intensiver.
Die Frage "Where Is Home" haben sich wohl schon viele gestellt, für Kele Okereke ist diese Frage allerdings noch eine etwas andere als bei dem normalen Bürger, ist er doch ein Schwarzer der zweiten Einwanderergeneration. Noch immer werden Farbige in Europa ausgegrenzt, Keles Cousin wurde letztes Jahr bei einem Anschlag getötet. Dies alles wird in diesem Song schonungslos verarbeitet. In "Kreuzberg" vergleicht sich Kele auch passenderweise mit Berlin, das wie er immer ein wenig geteilt sein wird.
Einfach wunderschön ist "I Still Remember", so schön und so deprimierend gleichzeitig. Verpasste Chancen, unglückliche Liebe, das ganze Programm. Doch der Song will nicht auf die Tränendrüse drücken, musikalisch klingt er viel eher nach Frühlingsgefühlen.
Wir nähern uns allmählich dem Ende des Wochenendes, es ist "Sunday", an dem wir nach einer harten, durchzechten Nacht aufwachen, mit einem schmerzenden, pochenden Schädel. Je weniger von den freien Tagen bleibt, desto leichter und beruhigender werden scheinbar aber die Melodien und der Gesang. Genauso auch bei "SRXT", eine Abkürzung für das Antidepressivum Seroxat, das in Großbritannien weit verbreitet ist. Obwohl der Song offensichtlich von einer Person handelt, die alle Vorkehrungen trifft sich das Leben zu nehmen, wird er gegen Ende hell und strahlend, bis mit den letzten Tönen der Spieluhr auch die Platte endet.
Schon im Vorfeld konnte man lesen, dass der Zweitling der Band deutlich mehr von Frontmann Kele in sich tragen wird als von den übrigen drei Bandmitgliedern. Man hört deutlich, dass dieses Album sehr persönlich ist, teilweise schnüren einem die Gedanken des Frontmannes schon fast die Kehle zu. Sollte einem das Album nicht gleich zu Beginn gefallen, kann man sich damit gut ein bisschen Zeit nehmen, es wächst mit jedem Hören ein bisschen mehr, so lange, bis man es nicht mehr aus dem CD-Player nehmen möchte.
Anspieltipps:
Hunting For Witches
The Prayer
Uniform
I Still Remember
Artistpage:
Tracks
1. | Song For Clay (Disappear Here) | |||
2. | Hunting For Witches | |||
3. | Waiting For The 7.18 | |||
4. | The Prayer | |||
5. | Uniform | |||
6. | On | |||
7. | Where Is Home? | |||
8. | Kreuzberg | |||
9. | I Still Remember | |||
10. | Sunday | |||
11. | SRXT |
Eva Friedenberger - myFanbase
25.02.2007
Diskussion zu dieser CD
Weitere Informationen
Veröffentlichungsdatum (DE): 02.02.2007Genre: Rock, Alternativ
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