Bewertung
The Good, The Bad And The Queen

The Good, The Bad And The Queen

Der Britpop-Held Damon Albarn hat sich wieder mal dazu aufgeschwungen, mit seinem neuesten musikalischen Projekt Aufsehen zu erregen – anstatt der Phantasie-Comic-Figuren der Gorillaz wird dieses Mal allerdings auf bewährtere Mittel zurückgegriffen.

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Seine Band, die zwar keinen wirklichen Namen besitzt, der Einfachheit wegen aber genau so wie ihr Album genannt wird, setzt sich aus lauter berühmten und wichtigen Namen der Musikgeschichte zusammen. Angefangen bei Simon Tong, ehemaliges Mitglied von The Verve, über Tony Allen, von dem gerne behauptet wird, dass er der beste Schlagzeuger Afrikas sei, zu Paul Simonon, seines Zeichens Ex-Bassist der Kult-Band The Clash – keine Frage, diese Mischung ist ein Garant für Medienrummel und Begeisterungsstürme weit und breit.

Aber es stellt sich wohl eher die Frage, ob diese Mischung auch ein Garant für qualitativ gute Musik ist – fragt sich zumindest der erklärte Clash-Fanatiker und bekennende Verve-Fan und Bewunderer von Blur, bevor er die CD einlegt. Und überlegt noch, wie sich deren großartige Stile auf die gemeinsame Arbeit ausgewirkt haben, als auch schon der "History Song" beginnt, bei dem sich anfangs ein befremdliches Gefühl breitmacht. Diesem wird allerdings ein bisschen Erleichterung verschaffen, als Simonons Bass gepaart mit groovigen Reggae-Tönen losblubbert – und nachdem man sich den Song mehrmals angehört hat, beginnt man langsam auch zu verstehen, worin die Faszination dieser Band besteht.

Faszinierend ist auch, dass man immer genau erkennt, wer hier mit fahrigen Bewegungen am Bass herumzupft – Paul Simonons Töne sind und bleiben banal, aber herrlich unverkennbar. Weniger faszinierend ist allerdings die Tatsache, dass Albarns Stimme zwar ebenfalls unverkennbar ist, man sie aber auch bei diesem Album immer mehr mit den Gorillaz assoziiert – nicht tragisch, aber leicht irritierend.

Die nachfolgenden Songs verfügen allesamt über einen viel versprechenden, spannenden Anfang, wirken danach aber so, als könnten sie ihre Versprechungen nicht ganz halten und würden etwas abdriften – dies scheint aber bloß Teil von Albarns fiesem Plan zu sein: Nur wer seine Lauscher genauer spitzt, findet wirklich Zugang zu den Songs. Stücke wie "Kingdom Of Doom" oder "Herculean" erwecken immer wieder den Anschein, als hätten diese vier Kerle tatsächlich eine neue Musikrichtung geschaffen, zusammengestoppelt aus allem, was seit längerem in ihren Köpfen herumspukte, irgendwo in ihren Gehirnwindungen vergraben war oder ihnen seit jeher im Blut liegt.

Spannende Sache, die jedoch bei "Nature Springs" und "A Soldier's Tale" ihren Tiefpunkt erreicht, im Hintergrund dahinplätschert – und ganz am Ende bei dem einfallsreichen Titel "The Good, The Bad And The Queen" noch einmal so richtig aufhorchen lässt. Zumindest den erklärten Clash-Fanatiker und bekennenden Verve-Fan und Bewunderer von Blur, kommt doch dieser Song dem erwarteten Stilmix am nähesten.

Apropos Stilmix und Erwartungen: Hier waren vier Künstler am Werk, die sich selbst absolut nichts mehr beweisen mussten und denen die Meinung des Rests vermutlich schnuppe ist – sie genossen sozusagen absolute Narrenfreiheit und konnten zusammenbrauen, was sie wollten, in dem Wissen, dass die meisten Kritiker alleine aufgrund der Band-Zusammensetzung sowieso in Verzücken ausbrechen würden.

Natürlich war nicht zu erwarten, dass dabei Schlechtes herauskommen würde – man wagt allerdings zu bezweifeln, ob dieses Album auch dieselbe Aufmerksamkeit erhalten hätte, käme es von irgendeiner unbekannten Band. Dann würde man wahrscheinlich lediglich im kleinen Kreise von einem gelungenen Album reden – es aber nicht unbedingt als Sensation bezeichnen.

Anspieltipps

History Song

Herculean

The Good, The Bad And The Queen

Tracks

1.History Song
2.80's Life
3.Northern Wale
4.Kingdom Of Doom
5.Herculean
6.Behind The Sun
7.The Bunting Song
8.Nature Springs
9.A Soldier's Tale
10.Three Changes
11.Green Fields
12.The Good, The Bad And The Queen

Stephanie Stummer - myFanbase
09.03.2007

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