Bewertung
Kaiser Chiefs

Yours Truly, Angry Mob

Und schon wieder ein "schwieriges" zweites Album einer britischen Band, die zwei Jahre zuvor auf der neuen Welle mit schwammen. Schon beim Erstling waren die Kaiser Chiefs etwas größenwahnsinnig, das hat sich auch heute nicht geändert. Sänger Ricky sprach davon, dass das Album mit einem Knall erscheinen sollte, ganz England sollte in die Plattenläden rennen und sich das eigene Exemplar sichern.

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Vorab erschien die Single "Ruby", welche sich von der Art her perfekt an die Vorangegangenen anpasste. Doch mehr Bekanntheit hat die Band damit durchaus erreicht, selbst die öffentlich-rechtlichen Radiosender spielen den Song rauf und runter. Er geht ja auch perfekt ins Ohr. Leider fängt er schön langsam an zu nerven, die Haltbarkeit ist recht gering. Aber damit sollte ja auch nur neugierig auf das Album gemacht werden. Zweck erfüllt und weg damit.

Bei "Employment" konnte man schnell denken, dass die Platte nur zum Party machen gedacht ist. Optimale Stimmungs-Songs, viele Nananananas, wer achtet da schon auf den übrigen Text? Und auch diesmal könnte man ähnliches vermuten, obwohl Ricky Wilson eigentlich einen Wandel angekündigt hatte, der Opener ist schließlich "Ruby". Praktisch, so kann man es nach zu häufigem Hörgenuss einfach überspringen und dann richtig mit der Platte anfangen.

Zugegeben, beim ersten Hören hätte ich "Yours Truly, Angry Mob" am liebsten in eine Ecke geworfen und da nie wieder herausgeholt. Zum Glück habe ich das aber nicht gemacht, und der CD noch eine zweite Chance gegeben. Gerade der erste Teil hat sich so langsam in mein Ohr geschlichen, "The Angry Mob" oder "The Heat Dies Down" zum Beispiel. Wovon die Chiefs allerdings die Finger lassen sollten sind Balladen. "Love's Not A Competition, But I'm Winning" kommt einem vor wie eine ewige zähe Endlosschleife, noch dazu kann man sich nur schwer vorstellen, wie die doch sehr extrovertierte, energiegeladene Band so etwas live umsetzen will. Also bitte nicht mehr davon. Aber zu spät, ähnlich unnötig ist "Try Your Best", auch wenn es gegen Ende einen kleinen Lichtblick hat.

Apropos Lichtblick: nach einer langen Durststrecke mit netten aber nicht überragenden Songs wie "I Can Do It Without You", bieten die Jungs zum Abschluss "Retirement", der endlich wieder zeigt, was sie eigentlich können.

Vielleicht bekommt das Album noch einmal eine andere Bedeutung, wenn man die Songs live gesehen hat. Denn darin sind die Kaisers ja wirklich großartig und das ist bei so einigen Bands schon der Fall gewesen. Aber so ist die Platte weder Fisch noch Fleisch und insgesamt sehr unausgewogen.

Es bleibt einfach zu hoffen, dass die Band sich in ihrem Wahn, unbedingt größer als groß und zwar riesig zu werden, nicht komplett verrennt und dabei das Wesentliche, nämlich die Musik, aus den Augen verliert.

Anspieltipps:

The Angry Mob

Heat Dies Down

Retirement

Tracks

1.Ruby
2.The Angry Mob
3.The Heat Dies Down
4.Highroyds
5.Love's Not A Competition (But I'm Winning)
6.Thank You Very Much
7.I Can Do It Without You
8.My Kind Of Guy
9.Everything is Average Nowadays
10.Learnt My Lesson Well
11.Try Your Best
12.Retirement

Eva Friedenberger - myFanbase
01.04.2007

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