Farewell & Goodbye Tour 2008

Im Jahre 1987 haben die Brüder Kai und Thorsten Wingenfelder gemeinsam mit Christof Stein-Schneider, Rainer Schumann und Hannes Schäfer die Band Fury in the Slaughterhouse, namentlich in Anlehnung an den Titelhelden der damals populären TV-Serie Fury, gegründet. Sie spezialisierten sich auf Rock und wollten sich von der gerade entfachten Neuen Deutschen Welle abgrenzen. Der große Durchbruch kam aber erst 1993 mit den Liedern "Radio Orchid" und "Every Generation Got Its Own Disease". Danach entstand ca. alle zwei Jahre ein neues Album und die Gruppe rockte in diversen Konzerthallen. Bassist Hannes Schäfer wurde 1996 durch Christian Decker ersetzt.

Der Konzertmitschnitt wurde den Besuchern auf Wunsch sogar direkt nach der Show auf USB-Stick kopiert. Allerdings gibt es ihn natürlich auch als DVD-Version und keinen wird es verwundern, dass ausgerechnet die Performance aus Hannover, der Heimatstadt der Bandmitglieder, vom 30. August 2008 gewählt wurde. So können auch die Fans noch mal in Erinnerungen schwelgen und ihren Idolen zusehen, die leider das Konzert nicht live besuchen konnten. Neben dem Konzert bietet die DVD-Version jedoch keine großartigen Extras, nur eine Bildergalerie. Dafür befinden sich aber satte 27 Titel auf dem Band und es warten einige Überraschungen und große Emotionen.

Ebenfalls punktet die gesamte Show nicht unbedingt durch ihre Spezialeffekte und Außergewöhnlichkeiten. Fury in the Slaughterhouse war immer eine recht bodenständige Band, die sich weniger um das Drumherum als für die Musik interessiert hat. Genau das wird hier auch deutlich, es zählt die Musik, die Stimmung bei den Songs, das Miteinander und Zusammensein mit den Fans. Die Atmosphäre wirkt irgendwie trotz der Unmengen an Menschen heimisch und wohlig, dazu auch wehmütig, handelt es sich schließlich um das Abschiedskonzert. Teenagern wird das ein oder andere auch altbacken sowie spießig vorkommen und man muss wohl zugegeben, dass die meisten Fans der Band sich in den mittleren Altersklassen befinden.

Nun aber zu dem Kernstück, der Musik! Den energiegeladenen Auftakt bildet "Cut Myself Into Pieces", danach schließt ebenso powervoll "Hang The DJ" an. Beim dritten Lied ein Einbruch, die Stimmung wird melancholisch, denn Kai Wingenfelder spricht davon, dass das nächste Lied heute Abend das Programm beschreiben würde und während er "Hello And Goodbye" zum Besten gibt, herrscht Gänsehautfeeling pur. Solo performt Kai Wingenfelder dann "Then She Said" und rockt damit die gesamte Halle und Stimmung in die Höhe. Für's abstürzende Brieftauben-Cover "Zwei Pullen Korn" gibt es dann eine Überraschung: Elton, Stefan Raabs linke Hand, peppt den Song auf, sorgt für ein paar Lacher und verschwindet dann jedoch direkt wieder per Stagediving in der Versenkung. Die Bandbreite der Songs ist groß, alle Hits der letzten Jahrzehnte finden einen Platz, es gibt Lieder unplugged wie z. B. "Seconds To Fall", dann grandiose Soloeinlagen von Kai, mitreißende, emotionsgeladene Lieder à la "Radio Orchid" etc. Highlight war aber auf jeden Fall "Time To Wonder", denn auch, wenn ein Lichtermeer an Wunderkerzen eigentlich keine Sensation mehr darstellt, war es hier einfach nur berührend und wunderschön. Auch bei "Won't Forget These Days" und "When I'm Dead And Gone" mussten die Fans mit einem Kloß im Hals kämpfen.

Insgesamt ein wirklich fantastisches, emotionsgeladenes Konzert, welches auch auf der DVD aufgrund der sehr naturbelassenen Form, voll zur Geltung kommt. Selbst wenn die Töne live nicht immer glasklar erklingen, ist die Stimmung bei Fury in the Slaughterhouse stets grandios. Daneben kann man sich ja auch noch die CDs anhören, auf denen natürlich die akustische Qualität erheblich besser ist und auch jegliche Störfaktoren ausgeblendet wurden. Von der Tour gibt es verschiedene DVD bzw. DVD/CD-Versionen und auch sonstige Fanartikel boomen zur Zeit. Ein kleiner Trost für alle Fans: Kai Wingenfelder wird eine Solokarriere starten!

Weniger als 9 Punkte kann man einer Band, welche ein Abschiedskonzert dieser Größe und voller echter Emotionen gegeben hat, nicht zumuten, obwohl in der Umsetzung einige Schwächen erkennbar sind. Dennoch sollte man den Sinn und Zweck der DVD nicht vergessen, es ist eine Erinnerung, ein Sammelsurium der besten Hits, eine Danksagung an die Fans und ein wunderschöner Abschied!

Fazit

Für Fans ein absolutes Muss, da hier alle Hits zu einem emotionsgeladenen Potpourri vermischt wurden! Alle Newcomer wären wohl besser mit den CDs bedient, um erst mal die Lieder und Band kennen zu lernen, bevor sie sich direkt in den emotionalen Strudel reißen lassen.

Anspieltipps

Hello and goodbye

Radio Orchid

Then she said

Time to wonder

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