Die Suche geht weiter - Live

Tack. Tack. Tack. Am fünften Dezember 2008 läutet eine tickende Uhr für rund 14.000 Menschen in der Münchner Olympia-Halle einen langen Abend ein, den keiner von ihnen so bald vergessen wird. Nach 1 1/2-jähriger Bühnenabstinenz fällt der Vorhang für AnNa R. und Peter Plate, die vom Fleck weg frenetisch gefeiert werden. Tausende Hände und Stimmen machen ab sofort, was das Duo ihnen vorgibt. Das sehnliche und ausdauernde Warten der Fans hat endlich ein Ende – und erwartungsgemäß sollte es reichlich belohnt werden.

"Heute ist kein guter Tag zum traurig sein", eröffnet AnNa R. das sage und schreibe zweieinhalbstündige Hit-Feuerwerk mit dem beliebten "Sternraketen" – selbstverständlich textsicher unterstützt vom Publikum. Eine durchsichtige Trommel vor den Bauch geschnallt, gibt Peter Plate den Takt vor. Endlich sind auch Rosenstolz wieder genau dort, wo sie hingehören: auf der Bühne.

Wer meint, dass das eingespielte Duo durch die inzwischen 18-jährige gemeinsame Musiklaufbahn und zahlreiche Shows womöglich stur ihr Programm herunterspiele, ist gänzlich schief gewickelt. In der Menge erkennen sie sogar bekannte Gesichter, sind sichtlich gerührt über die aufrichtig ergebene Anhängerschar, die seit Jahren Konzert für Konzert besucht und AnNa und Peter die unbedingte Treue hält. Und dem zuhause vor dem Bildschirm sitzenden Zuschauer wird spätestens an dieser Stelle klar, dass die Beziehung zwischen Band und Fans eine ganz besondere ist. Trotz all der Routine verspüren die beiden grundsympathischen Berliner vor jedem Auftritt noch immer Aufregung und (Sch)Lampenfieber, vor diesem sogar ganz besonders. Dieses Kribbeln vermitteln sie auch dem breit gefächertem Publikum – im Grundschul- bis Rentenalter –, das mit charmant geführter Konversation und stetiger Interaktion in die gesamte Show einbezogen wird.

Besonders Peter genießt die direkte Kommunikation mit der euphorischen Menge und blüht bei seinen Songs "Irgendwo dazwischen" und "Sex Im Hotel" wortwörtlich auf: er spielt mit den Zuschauern, während er sich auf die Bühne legt, sich rekelt und vom Boden aus seine Show abzieht. Die Hände aller feiern ihn und seinen Moment. Leichtfüßig wie Peters Performances sind jedoch nicht alle. Das durch und durch sehnsüchtige "Unerwartet (Ein Fenster Zum Himmel)" vom neuen Album trägt AnNa voller Gefühl und Melancholie auf einer Schaukel sitzend vor; bei dem Klassiker "Ich Geh' Auf Glas", das mittlerweile 17 Jahre auf dem Buckel hat und seit geraumer Zeit nicht mehr live gespielt wurde, hat die charismatische Sängerin sogar Tränen in den Augen. Die Balance zwischen guter Laune und einer Traurigkeit, von der sich jeder Zuschauer in der Halle gerne erfassen und für eine Weile davontragen lässt, ist das Geheimnis von Rosenstolz – ein Geheimnis von Rosenstolz. Denn beobachtet man, wie die langjährigen Weggefährten miteinander umgehen, wie sie einander stets die Bühne überlassen, ohne sie an den anderen zu verlieren, zeigt sich, dass da noch viel mehr sein muss, das die beiden so einzigartig macht. Bescheiden bedanken sie sich bei allen Anwesenden immer wieder für die tolle Unterstützung, wissen zu schätzen, was sie (und wem sie es zu verdanken) haben. An diesem Abend dürfen sie satte 150 Minuten ihren ganz, ganz großen Traum leben – vor einem Publikum, das ihnen zu Füßen liegt.

Fazit

Dass eine Band, die auf Material von elf Studioalben zurückgreifen kann, auf der Bühne nicht sämtliche private Lieblingslieder eines jenes Einzelnen spielen kann und wird, versteht sich von selbst. Die ungemein große Vielfalt hat aber wiederum auch den entscheidenden Vorteil, dass niemand bei der Zusammenstellung des Line-Ups vergessen wird: Weder die Anhänger der allerersten Stunde, noch die ganz frischen Fan-Großfamilienmitglieder.

Eine Live-DVD der aktuellen Tour hätte es sicherlich so oder so früher oder später gegeben. Die überaus loyale Fanbase plädiert inzwischen beinahe darauf. Sie sehen ihre AnNa und ihren Peter Plate einfach viel zu gerne, als dass sie auf ein Andenken der Shows verzichten mögen. Nun hat "Die Suche geht weiter – Live" allerdings den bitteren Beigeschmack der plötzlichen Erkrankung Peter Plates. Die Fans wissen nicht, wann sie ihn das nächste Mal über die vom ihm so geliebte Bühne werden springen sehen können und müssen sich bis dahin mit den neuen Songs in der Konzertversion aus der Konserve begnügen. Einerseits ist das durchaus schade. Denn so ein Rosenstolz-Konzert bietet ein reines Fest fürs Auge, für die Ohren, für Hirn und Herz. Andererseits ist eine derart detailreich gestaltete und liebevolle DVD genau das, was die Fans bis zum Comeback der Berliner Band tröstet und über Wasser hält. Rosenstolz sind nicht umsonst mittlerweile ganz oben angekommen. Mit ihrer Live-Band ziehen sie alle Register einer unvergesslichen Bühnenshow. Und für alle kommenden Auftritte gilt: Wer nicht dabei ist, ist selber Schuld.

Anmerkung: Das Promotion-Exemplar beinhaltet ausschließlich das am 5. Dezember 2008 in München aufgezeichnete Konzert.

Highlights

Ich Geh' In Flammen Auf

Kein Lied Von Liebe

Ich Geh' Auf Glas

Schlampenfieber (Dilettanten-Version)

Willkommen

Ich Bin Ich

Liebe Ist Alles

Auch Im Regen

Artistpage

Rosenstolz.de

Ausführungen

Doppel-CD

DVD

Doppel-CD + DVD (limitierte Sonderausgabe im großen Hardcover Buch mit über 100 Fotos)

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