Live At Montreux 1982

Mink DeVille hatten damals bereits vier Alben veröffentlicht, befanden sich am Höhepunkt ihrer Karriere und hatten mit ihrem extravaganten Mix aus Soul, R'n'B, Jazz und diversen spanischen Einflüssen einen einzigartigen Sound kreiert, der den Charakter ihres ohnehin schon exzentrischen Frontmannes nur noch mehr hervorhob.

Das Live-Set beginnt mit dem Instrumental "Harlem Nocturne", das sanft vom Saxophonisten Louis Cortelezzi geblasen wird – ein äußerst wirkungsvoller Einstieg, da sich Willy DeVille erst gegen Ende dieses Intros auf die Bühne begibt und von diesem Moment an alles fest im Griff hat. Das groovende, anfangs fast kriechende "Slow Drain" könnte wiederum nicht besser als erste Gesangsnummer geeignet sein: Zumeist locker und cool, wenn es sein muss aber auch äußerst emotional präsentiert DeVille den Song mit einer unbeschreiblichen Lässigkeit, die teilweise schon an Arroganz grenzt.

Das ist es auch, was seine Faszination ausmacht: Dieser unglaublich dürre Typ im snobistischen Anzug mit den blitzenden Goldzähnen und Ohrringen, der ständig an seiner Zigarette saugt, kann einem fast nicht sympathisch sein – dennoch hat er eine Ausstrahlung, der man sich so schnell nicht entziehen kann. Sein musikalisches Talent trägt da natürlich das Übrige dazu bei: Er klingt wie ein alter, schwarzer Blues-Sänger, er leidet, er ächzt und stöhnt ("She's So Tough", "Teardrops Must Fall"); er reißt in bester Bruce-Springsteen-Manier mit, sorgt für die ganz großen Melodien ("Love And Emotion"); er schafft es, wie Dylan zu grummeln ohne dabei ins Quengeln abzutauchen ("Just Your Friends"); er geht genauso ab ("Love Me Like You Did Before", "Lipstick Traces"), wie er sich in seiner eigenen Coolness suhlt, sodass seine Stimme vor Lässigkeit beinahe trieft ("Slow Drain", "Spanish Stroll").

Seine Band, allen voran Saxophonist Louis Cortelezzi, der mehr als nur ein paar Mal brillant hervorsticht, ist die perfekte Ergänzung zu DeVilles Gehabe – mit rundem, sattem (und nach all den Jahren gut erhaltenem ) Sound lässt sie ihm einerseits den nötigen Freiraum zur Entfaltung, andererseits drängt sie sich wie in der ersten improvisierten Zugabe "Oyeah" schon mal nach vorne, wenn es denn sein muss. Das klingt nicht nur gut, sondern kann sich auch sehen lassen: Wenn hier etwas in den Augen wehtut, dann ist das nicht etwa die schlechte Bildqualität, sondern das schreckliche rosafarbene Rüschenhemd-Outfit, für das sich so mancher von Willys Jungs entschieden hat.

Als zweite Zugabe folgt ein mitreißendes Cover von "Stand By Me", an dessen Ende der ansonsten wortkarge Sänger (mehr als das Ankündigen der Songtitel war zumeist nicht drin) nicht müde wird, seinem Publikum zu beteuern, dass er es liebt. Gerade deswegen hätte ein bisschen Bonusmaterial wie etwa ein Interview der DVD sicherlich nicht geschadet; so steuerte man lediglich noch einen interessanten Text im dünnen Booklet bei.

Fazit

Die Collectors' Edition von "Live At Montreux 1982" bietet abgesehen von Mink DeVilles Auftritt in CD-Form nichts wirklich Neues – das Material aber, das einem vorgesetzt wird, kann durchaus überzeugen und zeigt eine wandelbare, großartige Live-Band mit ihrem exzentrischen Frontmann, der für das Wort "cool" ganz neue Maßstäbe setzt.

DVD jetzt bei Amazon.de
bestellen