Bewertung
Tom Petty And The Heartbreakers

Damn The Torpedoes (Classic Albums)

Die "Classic Albums"-Reihe von Eagle Vision gibt es ja schon eine Weile: Meilensteine der Musikgeschichte wie etwa Lou Reeds "Transformer", Pink Floyds "Dark Side Of The Moon" oder Nirvanas "Nevermind" wurden vor der Kamera von Musikern (sofern noch am Leben) und Produzenten besprochen und in ihre Einzelteile zerpflückt. Die neueste Folge dieser Serie, die jetzt auch auf DVD herauskommt, ist eine Doku über das dritte Album von Tom Petty und seinen Heartbreakers: "Damn The Torpedoes" war das Album, das ihnen zum endgültigen Durchbruch verhalf und das Leben der Bandmitglieder komplett veränderte – "mit dem Album war der Knoten geplatzt."

Foto: Copyright: Eagle Vision
© Eagle Vision

Von den "Classic Albums"-Folgen kenne ich persönlich nur noch die über "Nevermind The Bollocks, Here's The Sex Pistols" – vielleicht liegt es am generellen "Anders-Sein" der britischen Rotzlöffel, dass mir diese Folge um einiges ansprechender vorkam als die, die mir nun zur Rezension vorliegt. Erst vor kurzem habe ich Tom Pettys Musik so richtig für mich entdeckt – Songs wie "Free Falling" oder "I Won't Back Down" sind Stücke, die man schon etliche Male im Radio gehört hat, aber irgendwie nicht richtig wahrnimmt. Dabei stecken so viel Poesie und Leidenschaft in seiner Musik, an denen man weiß Gott wie oft vorbeihört.

Die Gelegenheit, mit der Folge über "Damn The Torpedoes" etwas tiefer in die Welt dieser Band abzutauchen, kam da natürlich gelegen – der Anfang wirkt auch noch sehr interessant: Man erfährt etwas über die "Vorgeschichte", sprich die Zeit vor dem dritten Album, als sich die Heartbreakers noch mit einem ermüdenden Vorgruppendasein abkämpften und erst langsam ihren richtigen Sound fanden. Es werden auch ein paar ältere Songs, Live-Aufnahmen und Bilder aus den "guten, alten Zeiten" eingespielt, zu denen die Heartbreakers in Kindheitserinnerungen schwelgen, bis man sich schließlich und endgültig der Entstehungsgeschichte von "Damn The Torpedoes" widmet.

Die Songs wie "Refugee" oder "Here Comes My Girl" nimmt man sich einzeln vor, auf dem Hauptfilm fehlen allerdings "What Are You Doin' In My Life" und "You Tell Me", die erst (warum auch immer) auf dem Bonusmaterial erwähnt werden. In der Anfangssequenz kommen noch ein paar Journalisten und Labelchefs zu Wort, das weitere Programm bestreiten aber die Musiker Tom Petty, Mike Campbell, Benmont Tench, Ron Blair und Stan Lynch sowie Produzent Jimmy Iovine und sein Toningenieur Shelly Yakus alleine. Das kann man sich dann so vorstellen: Iovine, Petty und Campbell sitzen mit geschlossenen Augen im Studio, spielen dreimal nacheinander dieselbe Tonspur ab und diskutieren dann darüber, warum man damals im Jahre 1979 diese und jene Tonart ausgewählt hat.

Auf Dauer ermüdet das etwas – auch wenn es zur Abwechslung mal Tench ist, der uns am Klavier eine Melodie in mehreren Tonlagen vorspielt, während er überlegt, welche er damals wirklich verwendet hat. Wer selbst Musiker ist, wird an solchen Stellen vielleicht mehr Interesse zeigen und etwas gespannter zuhorchen, wenn erörtert wird, wie lange man sich geplagt hat, bis man genau den gewünschten Sound hinbekommen hat (was besonders bei den Bonusszenen eine Art Schwerpunkt zu sein scheint). Wer eher (wie ich) Interesse an rarem Bildmaterial aus dieser Zeit oder Livemitschnitten hatte, wird nicht ganz so zufrieden sein: Die Songs und Aufnahmen, die man hin und wieder einspielt, werden nie ausgespielt und sind meist nicht sonderlich spektakulär.

Die Hintergrundinformationen, die zwischen den Erörterungen über den Songwriting-Prozess einfließen, sind aber allemal interessant: Man erfährt, dass man während der Aufnahmen den Drummer Stan Lynch für ein paar Wochen aus der Band warf, aber bei den Proben mit anderen potenziellen Drummern irgendetwas "abging", sodass man ihn schließlich wieder ins Boot holte. Petty erzählt von der Zeit, als man dachte, dass das Album nie veröffentlicht werden würde, weil man mehrmals wutentbrannt das Label wechselte, bis die Band schließlich bei Backstreet Records landete.

Auch zu den einzelnen Songs gibt es neben den einzelnen Tonspuren einiges zu berichten: Amüsant ist, dass ausgerechnet "Don't Do Me Like That", das bereits für die anderen Alben der Band verschmäht wurde, schließlich der erste Top-Ten-Hit von Tom Petty And The Heartbreakers werden sollte. Auch die Aufnahmen dürften manchmal nicht so trocken vonstatten gegangen sein, wie es im Nachhinein den Anschein hat: Den Refrain zum jetzigen Klassiker "Even The Losers" schüttelte Petty spontan in letzter Sekunde aus dem Ärmel, weil ihm bis dahin einfach nichts eingefallen war – erst die "Gruppendynamik" inspirierte ihn dazu.

Die letzten Worte der Doku drehen sich natürlich auch noch mal um dieses Gruppending und den Prozess, die die Band durchgemacht hatte: "Emotional gesehen war es das schwierigste Album – aber auch das lohnendste", schließt Mike Campbell ab. Wer davon noch mehr hören möchte, kann sich noch das Bonusmaterial reinziehen, das noch mal fast so lange wie der Hauptfilm dauert und noch mehr Männer mit geschlossenen Augen und verzücktem Gesichtsausdruck zeigt, die dieselbe Tonspur wieder und wieder abspielen...

Fazit

Wer Tom Petty And The Heartbreakers vergöttert und/oder selbst Musiker ist, wird an dieser DVD zur Entstehungsgeschichte von "Damn The Torpedoes" seine Freude haben. Alle anderen, die nicht so sehr an den ganzen technischen Details interessiert sind, dürften vom der Dokumentation etwas enttäuscht sein: Auch wenn das Hauptaugenmerk natürlich auf den einzelnen Songs und ihrer Entstehung liegen sollte, so verlieren sich die Protagonisten doch zu sehr in technischen Details, sodass das Ganze einen etwas faden Beigeschmack erhält.

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Technische Details

Darsteller: Tom Petty And The Heartbreakers
Gesamtlaufzeit: 98 Minuten
Sprache: Englisch
Untertitel: Englisch, Deutsch, Spanisch, Französisch, Niederländisch, Portugiesisch
Ton: Dolby Digital 2.0
Bonusmaterial: TV Commercial, zusätzliche Szenen

Inhalt/Tracks

1.24 Carat Rocker
2.Third Albums
3.Refugee
4.Even The Losers
5.Here Comes My Girl
6.Shadow Of A Doubt
7.Century City
8.Louisiana Rain
9.Don't Do Me Like That

Stephanie Stummer - myFanbase
19.04.2010

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