We Come in Pieces

Und wenn man sich eben diese namens "Coming Up for Air" so ansieht, weiß man auch, warum es so lange gedauert hat, "We Come in Pieces" zu veröffentlichen. Die Dokumentation der Tour, die Anfang 2009 zum Album "Battle for the Sun" begann, ist aufwändig geschnitten. Konzertszenen aus aller Welt überlappen sich mit Interviewaufnahmen, Voice-Overs, Szenenbildern und Merkwürdigkeiten aus fremden Ländern. Der Stil, in der die Dokumentation gedreht ist, ist schön anzuschauen, künstlerisch angehaucht und gibt wieder einmal viel über die Band preis.

So sieht man zum Beispiel das jüngste Mitglied, Steve Forrest, für kurze Zeit am Boden. Während Brian Molkos krankheitsbedingte Ausfälle nur kurz angeschnitten werden – er spielte auch das Brixton-Konzert völlig erkältet, was man ihm aber nicht im Geringsten anmerkt -, erklärt Steve frei vor der Kamera, dass es Zeiten gab, an denen er jeden Tag weinte. 143 Shows vor 2,5 Millionen Fans zu spielen, kann eben schon an die Nieren gehen. Doch der Druck ist eben der Preis dafür, sich keinen normalen Job suchen zu müssen – eine Tatsache, die Placebo liebend gerne in jedem Interview betonen.

Dass es der beste Job der Welt sein muss, in Placebo zu spielen, kommt ebenfalls deutlich rüber. Da wird geblödelt und getanzt, eine Schneelandschaft bei Nacht erkundet und den Präsidenten von Chile getroffen – ein Ereignis, dass Brian sichtlich ans Herz geht. Ein weiterer Film auf der zweiten Disk ist das bizarre "Trigger Happy Hands", ein Film von Andreas Nilsson, der Anfang des Jahres mit einer gruseligen viralen Kampagne und jede Menge Clowns beworben wurde. Nicht jeder Manns Geschmack, aber das ist eben typisch Placebo: Auch wenn der Name auf Latein "Ich werde gefallen" bedeutet, legen sie es nicht immer darauf an.

Disk 1 ist angereichert mit Konzertclips aus der ganzen Welt. Zum Einen "Breathe Underwater", dass sie sich dem "WDR Rockpalast" entliehen haben und dementsprechend bereits bekannt ist. Zum Anderen macht der Auftakt aber "Kitty Litter", gespielt in der Schweiz. Minuten, die sich wie Stunden anfühlen, vergehen, bevor die Jungs auf die Bühne gehen, gefolgt von den Tourmusikern Fiona Brice, Bill Lloyd und Nick Gavrilovic.

Wer die Tour selbst live gesehen hat, weiß, wie sich das anfühlt. Die Spannung und das Warten auf die Helden, die die wichtigsten Melodien im Leben komponiert haben. Und das eigentliche Konzert steht dem in nichts nach. Placebo hätten den Zauber im Vorfeld nämlich gar nicht gebraucht – im Stile von "Trigger Happy Hands" forderten sie die Fans auf, sich als Clowns zu verkleiden. Doch diese Band kommt ganz gut aus ohne Mitmachanimationen und große Ballons. Sie überzeugt schon mit dem ersten Gitarrenschlag, dem ersten Ton. Und in diesem Fall ist es "Nancy Boy". Und das, obwohl sie den Tod von eben "Nancy Boy" eigentlich auf der DVD "Once More With Feeling" verkündet haben. Tja, sie sind eben immer für eine Überraschung gut.

Fazit

Die Dokumentation wurde von Charlie Targett-Adams gedreht, der bereits die Dokumentation "A New Tomorrow" über den 2009er Abschnitt der Asientour machte. Diese Stimmung irgendwo zwischen Euphorie und total am Ende ist absolut ergreifend. Das Konzert an sich ist mitreißend wie jedes Placebo Konzert. Die Jungs fangen mit einem Erdbeben an – und steigern sich bis zum Ende.

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