Live in Texas '75

1975, drei Jahre vor Keith Moons tragischem Tod, sechs Jahre nach der Veröffentlichung von "Tommy" und ihrem legendären Woodstock-Auftritt, waren The Who mit ihrem neuen, von der Allgemeinheit nicht ganz so hochgelobten Album "The Who By Numbers" auf Tour. Einen Stopp machten sie auch im "Summit" in Houston, Texas. Das Videomaterial dieses Auftritts wurde nun für diese DVD überarbeitet – auch den Sound hat man anscheinend remixt, ohne die Rauheit der Songs zu zerstören. Heißt es.

Dennoch fällt es von Beginn an auf, dass der hier präsentierte Sound nicht wirklich das Gelbe vom Ei ist – blechern, unausgeglichen, sehr Bootleg-ähnlich kommt er rüber. Doppelt schade ist dies im Hinblick auf die sonstige Performance der Band, die tatsächlich vor Energie nur so strotzt: Roger Daltrey gibt wie damals so gerne den Rockgott mit wehendem Locken und wehenden Fransen, Pete Townshend springt auf und ab und macht die Windmühle, Keith Moon gebärdet sich am Schlagzeug wie ein wildes Tier und verdeutlicht mit seinem Rowdy-Gehabe wieder einmal, woher die Muppet-Macher ihre Inspiration für "Animal" hatten. Einzig und allein John Entwistle am Bass ist der Fels in der Brandung, der stoisch vor sich hinspielt und ohnehin kaum Screentime bekommt.

Auch wenn man ein paar Szenen ganz hübsch zusammengeschnitten hat, fällt natürlich rasch auf, dass man von den tollen Bildern und der Machart eines Konzertfilms aus der jetzigen Zeit weit entfernt ist – immerhin schreiben wir 1975. In diesem Fall heißt das, dass wir bis auf eine kleine Stelle kurz vor der Zugabe das Publikum nicht zu sehen bekommen und somit auch die komplette Stimmung im Saal außen vor bleibt.

Irgendwie will da auf den Zuseher der Funke nicht so richtig überspringen – und das, obwohl The Who wirklich eine sehr feine Auswahl aus ihrem Werk präsentieren: Die Stücke vom Beginn der Band als "Radau-Combo" sind ebenso vertreten wie die ausgefeilten, anspruchsvollen Stücke aus "Who’s Next" und natürlich ein epischer "Tommy"-Teil. Vom damals aktuellen Album "The Who By Numbers" ist nur wenig Songmaterial vertreten. Die Band so in Aktion zu sehen, macht durchaus Spaß – am meisten Spaß macht es allerdings, den unvergleichlichen Keith Moon in einem Esso-Overall bei seinen Eskapaden zu beobachten. Wie er aus dem Hintergrund immer wieder ironische Kommentare abgibt, vor "Behind Blue Eyes" eine patzige Ansage macht und während der "Tommy"-Passage den bösen Uncle Ernie gibt, ist großartige Unterhaltung.

Fazit

Eine ansprechende Setlist und ein zu Späßen aufgeweckter Keith Moon sind leider dennoch zu wenig, um diese DVD zu einem Knüller zu machen oder sie von den anderen bereits erhältlichen Who-DVDs besonders abzuheben. Zu schwach ist der Sound, zu wenig ansprechend die Kameraführung – trotz einer Band in Topform. Wenn ich die wahre Größe der Who als Live-Band hören will, werde ich nach wie vor zum unkaputtbaren "Live At Leeds" greifen, hier werden auf Platte mehr Atmosphäre und Power geboten, als es diese DVD jemals könnte.

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TheWho.com

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