Songs des Jahres

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Bester Song-Moment

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Stephanie Stummer meint:

  • #1 The Decemberists – The Hazards of Love 3 (Revenge!)
    (0:41 - 1:55)

    In der Rockoper von Colin Meloy kommt es zum Showdown: Der Wüstling wird von seinen Kindern heimgesucht, die in lieblichem Chor zu einer knarzenden Orgel von seinen Schandtaten erzählen und dem Hörer gerade wegen ihrer unschuldigen Stimmchen einen Schauer nach dem nächsten über den Rücken jagen.
  • #2 Depedro – La Llorona (2:41 - 4:30)
    Mit dieser Version des mexikanischen Klassikers "La Llorona" legt Jairo Zavala alias Depedro ein beinahe erschütterndes Stück Musik vor. Mit Fortschreiten des Songs wird Zavalas Gesang immer verzweifelter, treibender und emotionaler, bis ihm schließlich eine Gastsängerin diese Aufgabe abnimmt.
  • #3 Vetiver – Strictly Rule (2:10 - 3:08)
    Von einer entspannten Nummer mit coolem Bass-Rhythmus verwandelt sich "Strictly Rule" für ein paar himmlische Momente in eine aufatmende, psychedelisch angehauchte, scheinbar alle Welt umarmende Weise – um sich danach unmittelbar wieder auf seine Wurzeln zu besinnen.



Paulina Banaszek meint:

  • #1 Bill Callahan - Too Many Birds (3:11 - 4:26)
    "If you could only stop your heart beat for one heart beat." Eine einzige Zeile, die allmählich, Wort für Wort und immer wieder von vorne beginnend, aufgebaut wird. Brillant!
  • #2 Cymbals Eat Guitars - ...And the Hazy Sea (3:36 - 4:26)
    Achtung, festhalten! Gerade wenn man denkt, der Sturm hat sich gelegt, bläst einen eine kreischende Orkanböe komplett weg.
  • #3 The Antlers - Epilogue (2:45 - 4:07)
    Wenn Peter Silberman im Nachwort zu seiner rührenden Erzählung namens "Hospice" verzweifelt in die Kopfstimme wechselt und sich immer mehr in die herzzerreißende Zeile "You're screaming, and cursing, and angry, and hurting me, and then smiling, and crying, apologizing" hineinsteigert, ist man endgültig überzeugt, dass dieses Album einfach nicht von dieser Welt sein kann. Denn wie sonst ist es möglich, dass der begnadete und leider längst nicht mehr unter uns weilende Jeff Buckley hier scheinbar als Gastsänger fungiert?


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Willi S. meint:

  • #1 DM Stith – Braid Of Voices (3:10 – 4:45)
    Spätestens als David Stith nach einer kurzen Verschnaufpause die göttliche "From the back of my head…"-Passage anstimmt, fragt man sich ernsthaft, ob der Song überhaupt von dieser Welt sein kann. Magie pur!
  • #2 Bill Callahan – Too Many Birds (3:11 – 4:26)
    Wurde jemals schon eine Textzeile genialer vorgetragen als im Falle von Bill Callahans Aufforderung an sein Gegenüber, den Herzschlag doch bitte nur einen Herzschlag lang auszusetzen? Ich kann es mir beim besten Willen nicht vorstellen.
  • #3 The Decemberists – The Wanting Comes In Waves / Repaid (6:05 – 6:13)
    In dem Moment, wo Gaststar Shara Worden nach einem sechsminütigen Wortgefecht mit Colin Meloy ihm und uns das finale "Repaid!" um die Ohren schmettert, ist klar, dass sie die ideale Besetzung für die Rolle der bösen Königin in der modernen Decemberists-Rockoper "The Hazards Of Love" ist.



Christian Finck meint:

  • #1 Tori Amos - Welcome To England (1:45 - 2:25)
    Selten wurde eine zweite Strophe so spannend gestaltet wie hier: Tori singt zunächst aggressiv über ungewohnte E-Gitarrenklänge um dann wie ein Engel die Zeilen "When your heart explodes is it deathly cold?" von himmlischen Synthies begleitet zu singen. Dann erst setzt die übliche Instrumentalisierung und Tonierung des Songs für den letzten Teil der Strophe wieder ein.
  • #2 U2 - Moment Of Surrender (5:00 - 7:24)
    Die beste Nicht-Single des Jahres kommt von U2. "Moment Of Surrender" ist episch, wundervoll und klingt wie der Titelsong eines Hollywoodklassikers. Besonderer Höhepunkt ist das Finale des Stücks, das mit einem kleinen Solo von The Edge eingeleitet wird, ehe Bono die stärksten Zeilen des "No Line On The Horizon"-Albums singt: "At the moment of surrender - Of vision over visibility - I did not notice the passers-by - And they did not notice me".
  • #3 Paper Route - Gutter (2:00 - 2:32)
    Kein Drumsolo, kein Gitarrensolo, kein Basssolo - nein, ein Solo aus Störeffekten und Lärm. Das muss einfach eine Erwähnung finden. Kreativität und Mut muss sich schließlich auszahlen.



Micha S. meint:

Foto: Beyoncé Knowles - Copyright: Peter Lindbergh
Beyoncé Knowles
© Peter Lindbergh

  • #1 Steven Curtis Chapman – Beauty will rise (0:00 - 49:45)
    Es kann nichts anderes als ein ganzes Album voller "bester Songmomente" herauskommen, wenn ein Papa eineinhalb Jahre nach dem tragischen Unfalltod seiner fünfjährigen Tochter in zwölf Liedern von seiner Trauer und Verzweiflung und gleichzeitig von seiner Hoffnung und seinem Vertrauen in Gott singt.
  • #2 Beyoncé – Halo (0:36)
    Ein Lied, das ich anfangs gar nicht so mochte, und ein Ton, der dies änderte. Immer wieder wollte ich diese Stelle hören, freute mich auf sie. Und so begann das gesamte Lied in meiner Gunst zu steigen und ein richtiger Ohrwurm zu werden.
  • #3 Viola und Melanie für Hella Heizmann – Ich bin dir nah (3:44)
    Wenn zwei Töchter für ihre plötzlich an Krebs verstorbene Mutter eine Tribut-CD aufnehmen, ist das eigentlich schon bewegend genug. Wenn jene Mutter einen aber durch die gesamte Kindheit musikalisch begleitet hat, ist das Ganze noch besonderer. Und wenn dann unerwartet im Background die Original-Vocals von ihr kurz zu hören sind, gibt’s regelmäßig Gänsehaut.



Aljana Pellny meint:

  • #1 Muse - I Belong to You (Mon Coeur S'Ouvre a Ta Voix) (02:15-04:27)
    Jedes Mal, wenn ich diese Passage höre, spielt sich vor meinem geistigen Auge ein schwarz-weißer Stummfilm ab, in dem ein Mann und eine Frau auf einem Ball in feiner Gesellschaft miteinander tanzen, sich tief in die Augen sehen, plötzlich weg. Alles um sie herum dreht sich, nichts steht still, nur die Zeit.
  • #2 Dan Mangan - Basket (02:36-2:58)
    Vielleicht sind es diese Zeilen, die das Herzstück bilden von einem Lied, das sehr zu Herzen geht.
  • #3 Archive - Dangervisit (03:29-6:00)
    Besondere Songmomente haben Archive. Hatten sie schon immer - mehr als so manch andere Band Songs. Bedrohlich anmutende Synthesizer, die aufkommendes Unheil erahnen lassen und sich unaufhaltsam aufschrauben, bis kaum vernehmbares Winseln an ihre Stelle tritt.


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