Aerodrome Festival 2004
Ein Festival der Superlative fand am 10./11.6. in der Arena Nova und am Flugfeld in Wiener Neustadt statt. Über 60000 Leute wollten Rock-Giganten wie Metallica, Korn, Red Hot Chili Peppers etc. hören. Doch wie war das Festival im Detail?
Anreise
Ich sage nur eins: furchtbar! Keine Ahnung, wie es bei Leuten geklappt hat, die mit dem Zug angereist sind, aber mit dem Auto war es eine einzige Katastrophe. Um es zu verdeutlichen: Innsbruck (Tirol) – Wiener Neudorf (NÖ), knapp 4:45 Minuten für 450km. Wiener Neudorf – Wiener Neustadt – knapp 3 Stunden für 40km. Die gut beschilderte Anfahrt hätte man sich sparen können, einfach immer der längsten Autoschlange nach. Da bereits am Vormittag die Parkplätze ausgegangen waren (bevor überhaupt die erste Band begonnen hatte!), wurde das Feld, das ursprünglich nur für das Grönemeyer-Konzert am 3. Tag gedacht war, geöffnet, als ich gegen 15 Uhr ankam, war es auch schon ca. halbvoll.
Am Eingang/Campingplatz
Vom Parkplatz im Norden des Veranstaltungsortes brauchte man etwa 10-15 Minuten zu Fuß zum Eingang – an sich nicht lang, aber wenn man mit Proviant und Campingzeug beladen ist, nicht zu unterschätzen. Einen Shuttle-Bus gab es … aber nicht beim 2. Parkplatz. Am Eingang ging’s – trotz Menschenmassen – flott dahin, Karte abreißen, Armband umlegen und ab auf das Camping-Areal. Das war auch schon dreiviertelvoll, nur so nebenbei erwähnt. Zeltplatz gefunden und Zelt aufgebaut erst mal kurz umsehen, immerhin wurde ja einiges versprochen.
Ein gigantisches Campingareal, das kleine Dörfer ausbreitungsmäßig vor Neid erblassen ließe, alle paar hundert Meter Imbiss-/Getränkebuden, versorgt war man in jedem Fall. Also Abmarsch zum Festivalgelände (immer dem Sound nach … Hier gehört angemerkt, dass man bereits beim (nach meiner Schätzung) 2km entfernten Parkplatz die H-Blockx recht gut mitverfolgen konnte – geiles Soundsystem).
Das Festivalgelände
Beim Einlass ging alles recht schnell, obwohl jeder einzeln abgetastet wurde. Auf den ersten 500m waren beide Seiten mit Buden zugepflastert, man konnte Pizza, Kebap, Pommes, Burger, etc. etc. kaufen. Außerdem gab’s Stände mit Klamotten, Werbegeschenken, Gewinnspielen und sonstigem Plunder, den eh keiner braucht. Sogar Piercingstände gab es, wo man sich vor Ort piercen lassen hätte können – wenn man sich von den gravierenden hygienischen Mängeln (die jedem auffielen, der nur einmal kurz ins die Piercing-Kabine reinschaute) nicht abschrecken hätte lassen.
Dann die Abzweigung: links zur Mainstage (die bereits von weitem sichtbar war), rechts zur Mind Over Matter / FM4 – Stage, die in der Arena Nova Halle untergebracht war. Die Mainstage beeindruckte mit Videowalls und einem Soundsystem mit vielen tausend Watt – selbst wenn man ganz hinten stand, hatte man absolut keine Probleme, alles zu hören. Die Halle war ebenfalls super beschallt, die Zuhörer-Zahl wurde hier begrenzt, was durchaus sinnvoll war, obwohl sicher noch 1000-2000 Leute mehr reingepasst hätten.
Zu den Bands. Vorweg, logischerweise ich liste hier nur Bands, die ich selbst gehört/gesehen/kurz gecheckt habe:
Die Toten Hosen
Die Jungs aus Deutschland machten ordentlich Dampf – Balladen und Rockkracher wurden gespielt, auch Klassiker wie „10 kleine Jägermeister“ fehlten natürlich nicht im Programm. 1 ½ Stunden lang gabs satte Power, Campinos politisches Gezeter und jede Menge Fun. Sie können einfach gut mit dem Publikum kommunizieren und das Publikum kann alle Songs mitsingen – geil. Und die Hosen sind wohl die einzige Band, die auf der Bühne nicht Wasser, sondern Bier konsumiert. Oder um es mit Campinos Worten zu sagen: „Wisst ihr, was das beste daran ist, wieder in Österreich zu sein? ENDLICH WIEDER ZIPFER-BIER!“
Pixies
Cooler, rockiger Sound, der mir teilweise nicht schlecht gefiel. Schwachpunkt: Die Background-Vocals der lieben Dame trübten das positive Gesamtbild.
Red Hot Chili Peppers
Die Headliner des ersten Tages überzeugten in allen Belangen – affengeiler Sound, eine hammermäßige Playlist und – natürlich – ein super Publikum. Anth und Co. rockten die Mainstage gut 2 Stunden lang mit ihren größten Hits. Alles in allem hätte ich mir nur eines gewünscht: Mehr Songs von „By The Way“! „Universally Speaking“, „Can’t Stop“ (inkl. haufenweise Textfehler von Anthony) und der Titeltrack selbst wurden gespielt, ansonsten beschränkten sich die Chili-Pfeffer auf ihre Hits von „Californication“ und „Blood Sugar Sex Magik“ – was natürlich trotzdem nicht schlecht ist, hier darf mich keiner falsch verstehen. Höhepunkt der Show war wohl, wie Master Anth während einer Solo-Partie von Flea und John das Gerüst hochkletterte und aus ca. 20m Höhe weiterrockte – DANGER! Das Gitarren/Bass-Duo ist wohl eines der genialsten im Business, die Improvisations-Einlagen waren echte Ohrwürmer und das Publikum machte mit!
lostprophets
Tag 2 begann für mich mit den Rockern aus den Staaten. Die Songlist bestand fast ausschließlich aus Songs vom neuen Album (sieht man mal von 2 Songs vom alten ab) – nachvollziehbar, den alten Shit kennt ja keiner … Resumé: Geiler Sound, geisteskranker Keyboarder/Schreihals und eine durchaus gute knapp 1-stündige Performance.
Static-X
Ein überlautes Naja. Lauer, verwaschener Sound, durchschnittliche Vocals, … Durchwachsen trifft die Performance am besten. Für mich klingen die Jungs einfach wie ein schlapper Abklatsch von KoRn.
Slipknot
Wer meint, dass es nach Static-X kaum schlimmer werden konnte, der war auf Slipknot nicht gefasst. Die Jungs um Corey Taylor machten, was sie am besten können – nämlich haufenweise Krach. Dass das Auftreten in den obskuren Masken lächerlich ist, wusste man ja schon vorher, aber bei Tageslicht ist es noch mal um den Faktor X lächerlicher als man es schon aus dem Fernsehen kennt. Der Sound war scheiße und wenn mal so was wie Musik durchschien (ich meine hier vor allem „Wait and Bleed“), dann pfuschte auf einmal – unerwarteterweise – Corey. Mir ist und bleibt es unverständlich, wie jemand mit einer super Stimme wie Mr. Taylor (man denke hierbei an sein Sideproject Stone Sour und ihren Spiderman-OST-Beitrag „Bother“) sich für so einen Scheiß hergibt. Naja, was solls, jedem das seine.
3 Doors Down
Die Erholung nach dem Slipknot-Schock und nebenbei noch mein erster und einziger Besuch der Second Stage. Während Mias Performance (die 3 Songs die ich gehört habe, waren recht in Ordnung) mal schnell vorgedrängelt und schon stand ich keine 5m mehr von der Bühne weg. Als es dann losging („Duck and Run“), war es 1 ½ Stunden lang nur mehr geil. Gespielt wurden Songs von beiden Alben, kein Hit fehlte und das Publikum sang laut mit. Selten so was Geiles erlebt … Die Jungs rockten von Anfang bis Ende super, die Stimmung war 1a. Für mich DIE Überraschung und DAS Highlight des Festivals, soviel vorweg.
Metallica
Noch in 3DD-Euphorie brach ich auf um meiner absoluten Lieblingsband zu lauschen. „Ecstasy of Gold“ tönte aus den Boxen als ich mich grade vorkämpfte und schon lief „Blackened“. Geiler Sound, aber die Boxen waren (im Vergleich zu anderen Bands) viel zu leise aufgedreht … Metallica braucht volle Power! Zu Metallica bedarf es nicht vieler Worte dass sie eine gute Liveband sind, ist ja seit Jahren (oder soll ich sagen – Jahrzehnten?) bekannt. Nachdem ich von James’ Gesangsperformance letztes Jahr am Rock am Ring noch etwas enttäuscht war (jaja, die lange Pause), hat er mich heuer voll überzeugt.
Rob hat sich endlich die alberne Rumturnerei (Vergleiche mit einem verletzten Insekt lagen nahe) abgewöhnt und Kirk und Lars waren sowieso immer über alle Zweifel erhaben. Zusammengefasst eine Super-Performance von knapp 2 ½ Stunden, zum Ende hin wurde dann das Sound-System noch etwas aufgedreht (endlich!). Was mir außerdem noch auffiel: Es wurde mir persönlich zuviel 90s-Metallica gespielt! Sowohl die 80er-Jahre, die ja qualitativ weit besser waren, als auch das letzte Album „St. Anger“ (von dem gar nur „Frantic“ und „St. Anger“ gespielt wurden) kam viel zu kurz. Ich hätte gut auf „King Nothing“ oder auch „No Leaf Clover“ verzichten können und stattdessen gerne „Damage Inc.“ oder „The Four Horsemen“ gehört.
Überraschungen
Was hat mich überrascht?
- die Mega-Performance von 3 Doors Down.
- die verhältnismäßig recht günstigen Preise an den Ständen (da hab ich schon andere Dinge erlebt)
- die Leute! Es ging richtig friedlich zu, selbst bei Metal-Acts wie Metallica konnte man weit vorne stehen ohne dass man von den ewigen Schlägertypen angeschubst wurde. Wenn ich das mit dem Incubus-Konzert in München vergleiche, wo nur einige Tausend Leute waren … Kein Vergleich! Nur einige sollten sich angewöhnen, ein Deo zu benutzen und das T-Shirt zeitweise zu wechseln! ;)
Kritik
In der Organisation gab es einige gravierende Fehler:
- Man sprach noch groß von Müllsäcken, die man gegen 5€ Kaution erstehen müsste … Bei mir gab es bereits keine mehr und entsprechend schaute es auch am Camping-Areal aus.
- Keine Sektoren im Campingbereich! Ein einziger Skandal … Nachts um halb 1 feststellen zu müssen, dass man keine Ahnung hat, wie man zu seinem Zelt finden soll, muss ehrlich nicht sein! Wer nicht das Glück hatte, zufällig Leute in der Nähe seines Zeltplatzes zu haben, die ihr Zelt irgendwie außergewöhnlich schmückten (z.B. mit Fahnen oder ähnlichem), der brauchte wohl lange bis zu seinem Zelt. Man hätte doch einfach Sektoren durchnummerieren und Schilder aufstellen können, ich glaube kaum, dass das die Veranstalter in den Ruin getrieben hätte!
- Sanitäre Einrichtungen – furchtbar, ich bin echt froh, dass ich ein Mann bin und mich auch im Gras erleichtern kann, wer sich auf diese Klobrillen setzen musste, der war nicht zu beneiden. 1-2 Mal öfter hätte man sie glaub ich schon entleeren können. Duschen gab es (laut einem Freund von mir) 10-20 … Eine kleine Rechnung: 70000 Leute auf 20 Duschen macht 3500 Leute pro Dusche. Geht man dann von einer Duschzeit von 5 Minuten pro Person aus, kommt man auf 291 Stunden Duschzeit (also ca. 12 Tage). Lächerlich oder?
- Slipknot ...
Lob
Auch Lob muss es natürlich geben:
- Gastronomie: Das Essen war durchwegs qualitativ akzeptabel, die Preise waren auch in Ordnung. Außerdem war sicher für jeden was da (Nudeln, Pizza, Kebap, Sandwiches, Burger, Pommes, …).
- Das Soundsystem und die Videowalls waren (abgesehen von einigen Minuten, wo sie asynchron mit der Stage liefen) jeweils top und man konnte auch von hinten genug sehen und hören.
- Ordner: Es waren ausreichend viele Ordner vorhanden und obwohl jeder am Eingang abgetastet wurde, ging es ohne Verzögerung voran.
- Die kleinen Extras: Oropax, Umhänger mit Timetables und sonstiger nützlicher Kleinkram wurden gratis zur Verfügung gestellt.
Fazit
Ein geiles Rockfestival mit einigen Schnitzern in der Organisation, größtenteils aber durchaus gelungen. Man sollte vielleicht nächstes Mal von vornherein für wesentlich mehr Leute planen, als man zunächst erwartet, damit man dann nicht ins Schwitzen kommt. Und warum Sachen wie fehlende Sektoren einem erfahrenen Veranstalter-Team passieren können, ist mir schleierhaft.
Ansonsten: Daumen hoch!
Clemens Kofler - myFanbase
09.08.2004
Diskussion zu diesem Konzert
Weitere Informationen
Veröffentlichungsdatum (DE): 10.06.2004Genre: Hard n Heavy, Rock
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