Bewertung
Interpol

Interpol - München, Tonhalle

Wie war das doch gleich? "Editors, die sind doch wie Interpol", hört man zumindest viele sagen. Nach dem Editors Konzert in der Woche zuvor hatte ich mit Interpol in der Tonhalle auch mal die Gelegenheit zu einem direkten Live-Vergleich.

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Da die Tonhalle auch noch direkt neben der Elser-Halle ist, war schon mal das Finden kein Problem. Also sind wir gemütlich mit genügend Zeit durch den Einlass Richtung Bühne geschlendert, um uns ordentliche Plätze zu besorgen.

Die Vorband "Blonde Redhead" ließ etwas auf sich warten. Als sie dann endlich anfingen, so sphärisch und abgehoben klingend, dachte ich zuerst: oh bitte, lass die schnell vorüber gehen. Es wurde dann aber doch noch besser, wenigstens konnten sie sich so wirklich steigern. Was mich aber die ganze Zeit über gestört hat, war eindeutig die Stimme der Sängerin. Da hätte ich mir wirklich gewünscht, sie hätte ihren männlichen Kollegen mehr zum Zuge kommen lassen.

Kaum kamen nach der Pause dann Interpol auf die Bühne, ging im Publikum das Gedränge los. Zack, alle Begleiter verloren, fand ich mich plötzlich noch näher vor der Band wieder. Da war es komischerweise um einiges angenehmer und so nach und nach haben wir zum Glück auch wieder zusammen gefunden.

Erste Gemeinsamkeit zwischen den Editors und Interpol: die Wortkargheit. Hier mal ein "thanks", da mal etwas in den nicht vorhandenen Bart genuschelt. Mehr gibt's nicht. Bei beiden Bands. Muss aber auch nicht sein, wenn der Rest stimmt. Und das tut er!

Mit "Pioneer to the Falls" ging es, wie schon auf dem Southside, los. Finde es immer besonders interessant, was die Bands als Opener auswählen. "Pioneer" eignet sich wirklich perfekt als Auftakt.

Dieses Mal ging es mir schon wieder so, dass ich die ganze Zeit Sänger Paul angucken musste, weil ich einfach nicht glauben kann, dass er so eine wahnsinnig tolle Stimme hat. Es wird wohl daran liegen, dass ich Interpol lange Zeit gehört habe, ohne zu wissen, wie sie aussehen, und als ich dann zum ersten Mal ein Bild gesehen habe, habe ich automatisch Carlos den Part des Sängers im Kopf zugedacht.

Da könnte man jetzt die zweite Gemeinsamkeit der beiden Bands sehen. Auch Tom von den Editors hat eine richtig gute Stimme, was ja sonst bei diversen Indie-Bands nicht unbedingt der Fall ist. Allerdings finde ich, dass das auch schon alles war, denn musikalisch sind sie doch nicht wirklich vergleichbar. Vielleicht jeweils beim ersten Hinhören, aber dann hört es doch auf.

Weiter ging es mit älteren Liedern wie "C'mere", "Obstacle" oder "Narc". Fand ich gut, dass alle Alben bedient wurden und nicht nur das Neue abgearbeitet wurde. Allmählich fingen aber direkt neben uns die Leute leicht zu nerven an, mit Teenie-Schreien und ständigen "Stella, Stella"-Rufen. Nunja, da mussten sie sich dummerweise noch etwas gedulden. Dafür kamen aber dann meine Highlights: "No I in Threesome" und "Slow Hands". Dadurch, dass es leicht schneller war als auf Platte, war es sogar noch tanzbarer als sonst.

Sehr positiv überrascht war ich dann, als sie nach "Rest My Chemistry" doch tatsächlich "The Lighthouse" gespielt haben. Wir hatten zuvor noch die CD im Auto gehört und uns gewünscht, dass sie es auf der Setlist haben, aber viel Hoffnung hatten wir da noch nicht. Das war wirklich eines der besten Stücke, Gänsehaut pur!

Natürlich durfte auch "Heinrich Maneuver" als erste Single des aktuellen Albums nicht fehlen. Das fand ich am Anfang gar nicht so besonders, aber so langsam hat es sich, wie die meisten Interpol Songs, in mein Herz geschlichen.

Den Abschluss des Hauptsets bildete "Not even jail" vom zweiten Album. Aber nach langem Bitten und Betteln kamen die Jungs zum Glück noch einmal wieder und gaben nach "Leif Erikson" für die Kreische-Mädels endlich auch "Stella" zum Besten. Natürlich haben wir dann fast mehr von der Seite gehört als von vorne.

Als wirklichen Schlusssong spielten Interpol "pda". Blöder hätten sie es für mich nicht machen können, da es wohl das einzige ihrer Lieder ist, das ich wirklich nervig finde und das ich auch oft mal schnell überspringe. Aber das können sie ja nicht wissen.

Trotzdem war es insgesamt ein wirklich außergewöhnliches Konzert, da kann ich darüber gut hinwegsehen. Diesmal habe ich allerdings kein weiteres Konzert und die Vorfreude darauf, die mich aus dem Nach-Konzert-Tief rauszieht.

Setlist

Pioneer to the falls / Obstacle 1 / C'mere / Narc/ Pace is the trick / A time to be small / Say hello to the angels / Mammoth / No I in threesome / Rest My Chemistry / The Lighthouse / Evil / Heinrich Maneuver / Not even jail

Zugabe: Leif Erikson / Stella was a driver and she was always down / PDA

Eva F. - myFanbase
25.11.2007

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