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Arctic Monkeys

Arctic Monkeys in Köln

Am 3. Dezember 2007 gaben die Arctic Monkeys nach langer Zeit wieder ein Konzert in unsere Gefilden – zudem war der Auftritt in Köln ihr einziger Gig in Deutschland. Im ausverkauften Palladium stellte sich dann die Frage: Hat sich das Warten auf die gehypte Brit-Band gelohnt?

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Eine nervöse Spannung liegt über dem Palladium. Die ausverkaufte Halle wartet auf ihre Lieblingsband, das Publikum will sie endlich sehen, die vielgelobten Arctic Monkeys. Da wird auch die Vorgruppe nur wohlwollend beachtet und mit einem nett gemeinten Applaus verabschiedet. Dabei geben sich Reverend & The Makers durchaus Mühe und fegen geradezu über die Bühne. Die Band um einen engen Freund von Monkeys-Frontmann Alex Turner konnte immerhin in der UK mit "Heavyweight Champion of the World" einen Top Ten-Hit landen, es gilt aber abzuwarten, ob sich auch hierzulande ein ähnlicher Erfolg einstellen wird.

Nach der Umbaupause lassen sich die Arctic Monkeys viel Zeit, während sich die Stimmung vor der Bühne immer weiter aufheizt. Fast wie in einem Fußballstadion erklingen hier die Fangesänge, es wird immer lauter und enger bis endlich die Band aus Sheffield im Norden Englands ins Scheinwerferlicht tritt.

Direkt vor der Bühne scheint die Menschentraube in diesem Moment zu explodieren und diese Bewegungsflut hört auch im Verlauf des Konzertes nicht auf. Es wird getanzt, gesungen und gehüpft. Teilweise beschleicht einen das Gefühl, weniger den Auftritt einer jungen Brit-Indie-Band zu sehen, als eher die Darbietung einer astreinen Punk-Aufführung. Die Jungs ziehen sich die Shirts aus und die Mädels geraten in Extase.

Die Arctic Monkeys allerdings scheint das alles nicht zu berühren. Mit schlafwandlerischer Sicherheit spielen sie ihre Setlist ab. Sehr selbstsicher präsentieren sie schon als viertes Lied ihren wohl größten Hit "I bet you look good on the dancefloor". Und auch im weiteren Verlauf spielen sie alle Erfolgsproduktionen der beiden Alben – da fehlt weder "When the sun goes down" noch "Brainstorm".

Zwischendurch passiert allerdings – nichts. Die englischen Jungs kommunizieren fast gar nicht mit den Besuchern, ab und an erklingt ein zaghaftes, auf deutsch genuscheltes "Vielen Dank". Das gibt einen dicken Minuspunkt, wäre es bei dem Publikum doch ein Leichtes gewesen in eine für beide Seiten befriedigende Interaktion zu treten.

Die Arctic Monkeys sind eine perfektionistische Band: Sie beherrschen ihre Instrumente und die Songs klingen wie auf den Platten. Doch die Bandmitglieder können kaum mit dem Charisma, das von ihren Liedern ausgeht, mithalten. Sie bleiben blass hinter den Klängen und trauen vielleicht auch dem Enthusiasmus der deutschen Fans nicht.

Nach einer gelungen Zugabe verabschieden sich die vier Briten unter lautem Applaus von der Bühne. Was bleibt ist ein zwiegespaltener Nachgeschmack.

Denn ein Konzert der Arctic Monkeys kann nur der wirklich genießen, der sich selber als Fan bezeichnet. Wer die Songs und die Musik der Band liebt, wird auch bei deren Konzerten feiern und sei es nur, weil sich die Jungs in Deutschland so selten blicken lassen. Doch Monkeys-Neulinge werden sich von solchen Konzerten kaum begeistern lassen. Solche Auftritt reißen nur diejenigen von den Plätzen, die bedingungslos für die Band einstehen und mit einer positiven Einstellung zu den Gigs gehen. Alle anderen werden auf Grund der zurückhaltenden Band eher weniger überzeugt sein.

Das ist vor allem schade, wenn man an die Auftritte aus der Anfangszeit kurz nach dem Erscheinen ihres Debütalbums "What ever people say I am that's what I'm not" denkt. Da wurden die kleinen Clubs in Grund und Boden gerockt und sowohl auf als auch vor der Bühne wurde ordentlich geschwitzt, gelacht und getobt. Diese Unbeschwertheit ist anscheinend mit dem immer größeren Erfolg verschwunden. Eine bedauerliche Entwicklung, die man als Fan der ersten Stunde am liebsten aufhalten würde.

Die Arctic Monkeys sind eine großartige Band – nur leider keine herausragende Live-Kapelle. Nun darf man gespannt sein, in was für eine Richtung sich die arktischen Affen noch entwickeln werden.

Setlist

Sandtrap / This house is a circus / Teddy Picker/ I bet you look good on the dancefloor / Dancing shoes / From the Ritz to the Rubble / Fake tales of San Francisco / Balaclava / Old yellow bricks/ Put me in a terror pocket / When the sun goes down / D is for danger / Fluorescent adolescent / Da frame 2R / Still take you home / Do me a favour / Brianstorm

Zugabe: Nettles / View from the afternoon / If you were there, beware

Barbara Kotzulla - myFanbase
11.12.2007

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