dEUS beim LinzFest
Dieses Jahr hatte die belgische Indie-Rock-Band dEUS die Ehre, sozusagen das Hauptabendprogramm auf der FM4-Bühne zu bestreiten und sie meisterte ihre Sache mehr als gut: Mit ansprechenden Lichteffekten, einer eindrucksvollen Show und einem gelungenen Song-Mix aus sämtlichen Schaffensperioden konnten die Belgier auch Menschen für sich begeistern, die mit dem Begriff "dEUS" bisher nicht so viel anfangen konnten.
Gerade das ist ja angeblich Tom Barmans Problem: Angeblich sagte er einmal, dass er nichts mehr hasst, als wenn die Leute ihn und seine Band nicht kennen was angesichts der Tatsache, dass beim LinzFest der Eintritt gratis war und der Großteil der Menschen "einfach mal so" vorbeigeschaut hatte, etwas schwierig werden konnte.
Die Menschenmenge wuchs dementsprechend auch immer mehr, und Bekanntheitsgrad hin oder her die Begeisterung war auf jeden Fall groß, als dEUS um 21:15 angekündigt wurden und gleich mit einer Nummer vom neuen Album "Vantage Point" loslegten: "Slow" eignete sich bestens als Opener, konnte die Spannung noch steigern und schaffte es sogleich, für Gänsehaut zu sorgen.
Nach diesem Stück, das bereits mehr Lust auf das neue Album machte, ging man zu "Sun Ra" über, einem Stück von "Pocket Revolution". Als Tom Barman im Anschluss darauf eine "alte Tanz-Nummer" ankündigte und die ersten Töne von meinem über alles geliebten "Instant Street" anstimmte, konnte die Stimmung gar nicht mehr besser werden: Der sich am Ende fast ins Unmögliche steigernde Song wurde vom Publikum mit Begeisterung aufgenommen und nahm mit seiner durchdringenden Intensität, die man auf CD niemals so spüren kann, sicher nicht nur mir den Atem.
Mit einem Wechsel vom "Fell Off The Floor, Man" zum grandiosen "In A Bar, Under The Sea" wurde wieder einmal die extreme Vielseitigkeit der Belgier deutlich die Abgedrehtheit dieses Stücks kommt auch erst in der Live-Version so richtig zur Geltung. Wenn dEUS wahre Sprechgesangssalven auf das Publikum abfeuern und ihre Instrumente mit solcher Schnelligkeit bearbeiten, ohne aber dabei an Genauigkeit zu verlieren, dann bleibt einem erneut die Spucke weg.
"The Architect", der Single-Auskoppelung des neuen Albums, fuhr mit seinem Groove wieder so richtig in die Beine, bevor man sich vom schunkeligen "Smokers Reflect" davontragen lassen konnte und bereits nach dem ersten Refrain in Barmans "You Shouldn't Be Doin' This" beinah genau so inbrünstig einstimmte.
Genug der Ruhe und Melancholie: "Theme From Turnpike" kam wieder aus der exotischeren, experimentelleren Gegend. Die folgenden Stücke, beide vom neuen Album, hatten sich ebenfalls wieder markanteren Tönen verschrieben, konnten aber nicht ganz so viel Stimmung herüberbringen. "Suds & Soda", das dEUS erstmals berühmt gemacht hatte, bildete vor den beiden Zugaben schon mal einen fulminanten Abschluss, ein sich um sich selbst drehender Song, der sich schrill in den Nachthimmel schraubte und die sich schon langsam ausbreitende Kälte vergessen ließ.
"Bad Timing" (wieder vom Album "Pocket Revolution") und ein weiterer neuer Song namens "Oh Your God" konnten die Kraft und Stärke von "Suds & Soda" nicht mehr toppen, rundeten das Konzert aber dennoch schön ab rechtzeitig zu dem Zeitpunkt, an dem ich ernsthaft zu frieren begann.
Viele Worte hatten die Herren während ihres Auftritts nicht von sich gegeben, wenn man von ein paar lieb gemeinten deutschen Phrasen absieht das hatten sie aber auch gar nicht nötig. Dies war mein zweites dEUS-Konzert und ich muss sagen, dass ich immer mehr Gefallen an den schrulligen Belgiern finde. Die Intensität, die von ihrer Musik ausgeht, wird erst live so richtig spürbar und im Finstern noch ein Stückchen besser. Der Stilmix, den sie auf der Bühne liefern, tut sein Übriges: So wird einem garantiert nie langweilig. Und falls Tom Barman wieder einmal das LinzFest beehren wird, so kann er sich sicher sein, dass er wenigstens diesmal erkannt wird dank eines teilweise atemberaubenden, auf jeden Fall kurzweiligen Auftritts!
Setlist
Slow / Sun Ra / Instant Street / Fell Off The Floor, Man / The Architect / Smokers Reflect / Theme From Turnpike / Favorite Game / Is A Robot / Suds & Soda
Zugabe: Bad Timing / Oh Your God
Stephanie Stummer - myFanbase
14.05.2008
Diskussion zu diesem Konzert
Weitere Informationen
Veröffentlichungsdatum (DE): 10.05.2008Genre: Alternativ
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