Placebo in der Leipzig Arena
Da waren wir also mal wieder bei einem Placebo-Konzert. Die Erwartung meinerseits war nicht so hoch, das neue Album "Battle for the Sun" ist zwar gut, aber live sind die Jungs mir nicht als der absolute Gigant in Erinnerung. Deshalb gab es auch kein großes Gerangel meinerseits am Einlass. Ob nun fünfte Reihe vorm Wellenbrecher oder dritte Reihe dahinter war mir egal.
Der Abend wurde extrem pünktlich von Expatriate eröffnet, die knapp 40 Minuten ihr Set spielen durften. Ich kannte die Band vorher nicht, war okay für mich, auch wenn sich die Lieder alle ziemlich ähnelten. Da die Australier in Berlin leben, hätten sie ruhig mal paar Worte auf deutsch sagen können, aber man will ja nicht meckern.
Nach dem Auftritt von Expatriate wurden circa eine halbe Stunde Kurzfilme gezeigt, für die man auf der Homepage von Placebo sogar voten kann. Die Filmchen waren wie bei Kurzfilmen so oft von zweifelhafter Qualität, aber es war durchaus ein angenehmer Pausenfüller, der von der langen Warterei auf den Hauptact ablenkte. Nette Idee zumindest.
21:20 Uhr war es dann endlich soweit: Der Vorhang fiel und Placebos Gig begann. Zu Begin gleich drei Kracher von ihrem neuen Album "Battle for the Sun". Sehr gute Opener, doch das Publikum brauchte eine Weile, um warm zu werden. Erst bei "Every You Every Me" ging die Menge ab.
Optisch gab es nur ein Highlight: Stefan in silberfarbenem Anzug und silbernen Handschuhe (Michael Jackson lässt grüßen), und darunter noch ein schwarzes Netzhemd. Irgendwann legt er endlich die Jacke ab. Ich dachte die ganze Zeit, man muss der schwitzen! Brian kam in seiner momentanen Standard-Weste, Steve in zerrissenem weißen Shirt, dass er zur Zugabe dann ausgezogen hat.
Alles in allem war es ein typisches Placebo-Konzert. Brian wechselt - wie immer - nach fast jedem Lied die Gitarre. (Den Sinn werde ich wohl nie verstehen.) Außer zur "Pause", wo es eine doch recht umfangreiche deutsche (!) Ansage von Molko gab, wurde nicht wirklich viel gesprochen, außer das übliche Danke usw. Die Band war aber insgesamt gut drauf. Das Publikum hingegen fand ich ziemlich lahm. Die Stimmung war nicht so berauschend, viele haben gar nicht getanzt.
Die älteren Lieder gingen etwas besser als die vom neuen Album, obwohl die drei Opener wirklich gut krachten, aber da war das Publikum einfach noch nicht in Stimmung. "Cops" - das langsamste Lied - wurde noch langsamer gespielt, als es eh schon ist, was es für mich nicht unbedingt populärer machte. Der "neue" Drummer ist okay, geht gut ab. Ob er wirklich zu Molko und Olsdal passt, wird sich in den nächsten Jahren zeigen.
Dass noch weitere Musiker die Band auf der Bühne unterstützen, ist man gewöhnt, z. T. sicher auch notwendig, aber was Fiona Brice mit ihrer Geige da sollte, ist mir schleierhaft. Meiner Meinung nach bringt es für den Gesamtsound nichts, da entweder das Instrument vom Tontechniker nicht laut genug eingestellt wurde oder es einfach in den Gitarren (bis zu 4 Stück!) unterging. Und wenn man schon mal eine Frau auf der Bühne stehen hat, sollte man sich ruhig trauen, ihr auch mal Gehör zu verschaffen. Sie singt zwar bei einigen Lieder im Background, aber da hätte man viel mehr draus machen können. Bill Lloyd und Alex Lee (die anderen beiden Gastmusiker) machten ihren Job gut, insgesamt unauffällig, sie sind eben Background.
Die Location (Leipzig Arena) ist so groß, dass man das "Geschehen" auf der Bühne sogar auf Videoleinwände übertrug. Keine Ahnung, wie viele Tausend Leute in die Arena passen, es gab sogar Sitzplätze, die offenbar auch ausverkauft waren. Mein Geschmack wäre es nicht, bei einem Rockkonzert zu sitzen, aber jedem das Seine. Meiner Meinung nach lenkte die Videoshow teilweise etwas von den Musikern und ihrer Musik ab, aber heutzutage muss man das wohl so machen.
Um 23 Uhr war das Konzert dann zu Ende, die Halle leerte sich in rasender Geschwindigkeit, was wohl die Stimmung ziemlich gut widerspiegelt. Scheinbar hatte fast keiner Interesse an diversen Merchandise-Artikeln oder gar die Hoffnung, einen der Musiker der Band irgendwo aus der Nähe zu sehen.
Fazit
Routiniertes Konzert, keine Überraschungen, ich werde aber sicher wieder zu einem Placebo-Konzert gehen, wenn sich die Möglichkeit bietet.
Setlist
For What It's Worth / Ashtray Heart / Battle For The Sun / Soulmates / Speak In Tongues / Follow The Cops Back Home / Every You Every Me / Special Needs / Breathe Underwater / Because I Want You / Twenty Years / Julien / The Never-Ending Why / Blind / Devil In The Details / Meds / Song To Say Goodbye
Zugabe 1: Bright Lights / Special K / The Bitter End
Zugabe 2: Trigger Happy / Infra-red / Taste In Men
Artistpage
Nicole Brandt - myFanbase
30.12.2009
Diskussion zu diesem Konzert
Weitere Informationen
Veröffentlichungsdatum (DE): 21.11.2009Genre: Rock, Independent, Britpop, Alternativ
Aktuelle Kommentare
23.11.2024 17:22 von Chili_vanilli
Cruel Intentions: Cruel Intentions
Ich bin auf deine Meinung gespannt. Ob ich weiterschauen... mehr
26.11.2024 15:38 von Daniela
Episode: #10.08 Love Will Tear Us Apart (Chicago Med)
Zach habe ich da auch nicht gesehen, aber durch diese... mehr