Gary Barlow im O2 Apollo, Manchester
Wenn man "Gary Barlow" hört, verbindet man damit "cheesy Britpop" oder "das ist doch der eine von dieser Boyband aus den 90ern" ... das trifft auch zu, jedoch hat Gary Barlow bei seiner UK-Solotour bewiesen, dass er auch ohne seine Kollegen von Take That mehr als nur eine gute Figur machen und soliden Pop auf hohem Niveau darbieten kann.
Nach der höchst erfolgreichen Reunion von Take That 2005 und dem aufsehenerregenden Wiedereinstieg von Robbie Williams 2010 (für die Progress Live Tour wurden 1,34 Mio. Tickets in 24 Stunden verkauft) ist es keineswegs ruhig um Gary Barlow geworden. Vor allem in Großbritannien gehört der Sänger und Songwriter als Juror von "The X Factor" und Organisator von Veranstaltungen wie dem Konzert zum diamantenen Kronjubiläum der Queen zu den fixen Show-Größen.
Gerne stellt man sich also ein paar Stunden in die Kälte, um das musikalische Mastermind von Take That live beim Abschlusskonzert seiner ausverkauften UK-Tour (die Karten waren in England begehrter als die Karten für die Robbie-Williams-Tour im Sommer) in der Heimatstadt der Band, Manchester, zu sehen. Wie immer beeindruckten die britischen Fans, die trotz Schneefalls und Temperaturen unter 0° C gut gelaunt, stets freundlich und voller Vorfreude auf den "Captain" (wie Gary von liebevoll Robbie Williams genannt wird) teilweise sogar eine ganze Nacht lang zu warten. Wenn sich dann die Pforten des – im Gegensatz zu den großen Stadion-Tourneen von Take That fast schon intim wirkenden - O2-Apollos öffnen, wird man für die vielen Stunden des Verharrens in der Kälte mehr als belohnt!
Mit der Amerikanerin Nell Bryden als Vorgruppe hat eine bei uns eher unbekannte Künstlerin die Fans mit ihrem musikalischen Mix aus Pop, Bluegrass und Modern Dixie auf sehr sanfte, aber trotzdem beeindruckende Weise eingestimmt.
Kurz darauf betrat dann aber schon der Mann, auf den die vorwiegend weiblichen Fans gewartet haben, die Bühne und eröffnete mit dem Take-That-Song "Greatest Day" sein Hit-Feuerwerk. Ein launiger Gary, der sowohl musikalisch als auch körperlich in Topform war, unterhielt das Publikum mit einer Mischung aus Songs seiner Solo-Karriere ("Forever Love", "Sing", ...) und vergangenen sowie aktuellen Take-That-Hits ("Back for Good", "The Flood", ...). Mit viel Selbstironie (z.B. bei der "Pray-Dance-Routine") und Charme hat er bewiesen, dass nicht allein Robbie Williams der Entertainer in der Band ist. Unterstützung erhielt er dabei nicht nur von den Musikern, die seit Jahren Take That bei den Tourneen begleiten – für ein Swing Medley holte er sich zusätzlich ein Jazz-Ensemble auf die Bühne. Nell Bryden hatte zudem einen weiteren Auftritt und war die Duettpartnerin bei "Like I Never Loved You At All".
Auch gab es an diesem besonderen Tag (Gary's 42. Geburtstag) nicht nur ein Geburtstagsständchen vom Publikum – als Überraschung betrat der in Großbritannien äußerst erfolgreiche Comedian Peter Kay die Bühne und performte gemeinsam mit dem Geburtstagskind ein Medley aus TV-Titelmelodien (besonders amüsant: "The Love Boat"). Nach musikalisch beeindruckenden zwei Stunden verabschiedete sich Gary von seinen treuen Fans mit "Never Forget" und lies das Publikum mit Erinnerungen an ein unglaubliches Konzerterlebnis zurück.
Fazit
Natürlich sind Boybands nicht jedermanns Sache und bei ihren Auftritten spielt die Show oftmals eine große Rolle, aber Gary Barlow hat bei seiner Solo-Tour bewiesen, dass er auch ohne großen Pomp musikalisch und unterhaltungstechnisch mehr als überzeugen kann. Dass er – laut eigenen Aussagen - diese Tour aus reinem Vergnügen machte, konnte jeder im Publikum spüren und so ging ein extrem stimmungsvoller und musikalisch beeindruckender Abend zu Ende. Warum dann nur beinahe die volle Punktzahl? Gary ist ein großer Musiker und Entertainer, aber zu einem perfekten Erlebnis fehlen eben noch Mark, Howard, Jason (und vielleicht sogar Robbie).
Setlist
Greatest Day / Reach Out / Open Road / A Million Love Songs / Pray / Like I Never Loved You At All (mit Nell Bryden) / Love Song Medley (I'd Wait for Live / Love Ain't Here Anymore / Lie to Me / Why Can't I Wake Up With You / Forever Love) / Under My Skin / Moondance / TV-Songs-Medley (mit Peter Kay) / Sing / Sunday to Saturday / Wasting My Time / The Flood / Patience / Back for Good / Candy / Shine / Rule the World / Never Forget
Artistpage
Manuela R. - myFanbase
05.02.2013
Diskussion zu diesem Konzert
Weitere Informationen
Veröffentlichungsdatum (DE): 20.01.2013Genre: Swing, Pop, Britpop
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